In seinem opus magnum zum Thema Medien und Ritual hat der Heidelberger Theologe Günther Thomas (1998) umfassend die Bezüge analysiert, welche die medienwissenschaftliche Grundfrage „Was ist ein Medium?“ mit der zentralen theologischen Frage nach den weltumspannenden Riten verbinden, die allen Religionen gemeinsam sind. In der Dokumentation der Berliner Tagung „Rituelle Welten“ (Wulf/Zirfas 2003) wird diese Bestandsaufnahme noch um eine Fülle an Beispielen und Belegen erweitert. Fernsehen hat Teil an den ‚Riten des Alltags‘, es ist selber in einer umfassenden Weise ‚ritualisiert‘. Niemand, so kann man mit Lessing sagen, würde bezweifeln, dass das Programm des Fernsehens weltweit die Qualitäten von Ritualen zumindest nutzt, wenn nicht sogar in einer Weise, die an ein zentrales „Geschäftsmodell“ erinnert, benutzt. Es gibt Fernsehsendungen, die als „kultig“ angesehen werden oder zum Kult erhoben werden. Die dauernde, fast rituelle Wiederholung ist zum bedenklichen Markenzeichen einer Vielzahl von Programmen geworden, bei denen man nicht nur das Gefühl hat, immer wieder das Gleiche, oder gar Dasselbe zu sehen und zu hören.
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Literatur
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Schanze, H. (2008). Noch einmal: Fernsehen als Ritual? Eine kritische Programmvorschau. In: Fahlenbrach, K., Brück, I., Bartsch, A. (eds) Medienrituale. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91078-9_4
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