Auszug
Die Relevanz der ökonomischen Allgemeinbildung für die Bewältigung der wirtschaftlichen Anforderungen, die sich in aktuellen und zukünftigen Lebenssituationen stellen, wird zunehmend (an-)erkannt. Es ist im Grunde genommen eine triviale Feststellung, dass sich die ökonomische Urteils- und Handlungskompetenz der Menschen in dem Maße fortentwickeln muss, in dem sich die Lebenswelt ‚ökonomisiert‘. Nur dann kann das Individuum seine Autonomie bewahren. Allerdings ist es fraglich, ob die Schulen ihre Potenziale diesbezüglich bereits ausschöpfen. Es sei hier nur darauf hingewiesen, dass es vielerorts an ausgebildeten Wirtschaftslehrern mangelt, sodass Ökonomieunterricht fachfremd (und damit potenziell sachunkundig) erteilt wird. K.-P. Kruber (2005: 105) konstatiert, dass unzureichend qualifizierte Lehrer „„Kunde“ vermitteln“ und „am Schulbuch kleben“. Allzu oft steht dann reines Begriffslernen im Vordergrund. Zwar sind fachsprachliche Termini aufgrund der darin zum Ausdruck kommenden Denkkategorien eine Voraussetzung für die ökonomische Urteilsfähigkeit, jedoch nicht mit dieser zu verwechseln. Fehlt die Bezugnahme auf die wirtschaftliche Anwendungssituation, so führt ein solcher Unterricht tendenziell nur zum Aufbau trägen Wissens, das vom Schüler zwar auf Anforderung reproduziert werden kann, dessen Auswirkung auf das Handeln in ökonomisch geprägten Lebenssituationen außerhalb der Schule aber fraglich ist. Das Ziel der wirtschaftlichen Handlungskompetenz wird bei einer solchen wirtschaftskundlichen — statt ökonomischen — Bildung regelmäßig verfehlt.1
Zur Abgrenzung der „ökonomischen Bildung“ von der „Wirtschaftskunde“ siehe Th. Retzmann (2007a).
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Retzmann, T. (2008). Ökonomische Bildung und Spieltheorie. In: Loerwald, D., Wiesweg, M., Zoerner, A. (eds) Ökonomik und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91057-4_14
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