Auszug
Aufgrund ihrer sozialen Wirkungen wurde die Entwicklung technischer Konsumgüter und die Rolle der daran beteiligten Akteure zu einem beliebten Thema soziologischer Forschung (vgl. Weingart 1989; Rammert 2000). Dabei herrschte lange Zeit die Annahme vor, daß vornehmlich Experten aus der technisch-öko-nomischen Sphäre, wie Unternehmer, Ingenieure und Erfinder, technischen Produkten ihre Gestalt und Funktion verleihen und daß diese dann im Verlauf ihrer Diffusion zu Handlungsnotwendigkeiten für ihre Nutzer werden. Später sollte die Frage nach der ungeplanten Aneignung und dem kreativen Umgang mit Konsumgütern die Perspektive umkehren und den Nutzern eine größere Rolle bei Technisierungsprozessen zusprechen. Trotz dieser paradigmatischen Wende mangelt es jedoch an empirischen Fallstudien, welche versuchen, die Genese neuer Technologien explizit aus den Interdepenzen und Interaktionen zwischen Produktions- und Konsumtionssphäre zu erklären. In den meisten Fällen werden sie als gegeben vorausgesetzt, jedoch nicht näher untersucht (vgl. Hörning 1996). Auch unterlassen es viele Arbeiten, sich mit den Mitteln zu beschäftigen, mit denen auf immer weiter verfeinerte Weise Konsumgüter auf den Markt gebracht werden und denen Konsumenten noch vor der eigentlichen Nutzung ausgesetzt sind: Absatz- und Werbestrategien, Produkt- und Preisgestaltung, Distributions- und Verkaufsbedingungen (vgl. Orland 1999). Wer sich demnach mit der kreativen Aneignung neuer Konsumgüter beschäftigt, muß „Produktion“ und „Konsumtion“ als Teile eines komplexen Kreislaufs sehen und kann sich nicht mehr nur mit der Frage beschäftigen, wie technische Konsumgüter in alltägliche Handlungen eingebaut werden.
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Babic, E., Kühn, T. (2008). Qualitative Marktforschung als Akteur in der Produktentwicklung. In: Schrage, D., Friederici, M.R. (eds) Zwischen Methodenpluralismus und Datenhandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91056-7_5
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