Auszug
Wie soeben erwähnt, hat man sich mit dem Konstrukt der Anerkennung in verschiedenen historischen Epochen sowie in unterschiedlichen Disziplinen mehr oder weniger explizit auseinandergesetzt. Dies verdeutlichen auch Peter Sitzer und Christine Wiezorek im Rahmen eines Überblicksartikels zu dem Thema (vgl. Sitzer & Wiezorek, 2005). Als die wohl differenzierteste und detaillierteste aktuelle Auseinandersetzung mit dem Anerkennungskonstrukt kann Axel Honneths Arbeit „Kampf und Anerkennung“ betrachtet werden. Honneth identifiziert innerhalb seines Ansatzes drei idealtypische Kategorien der Anerkennung. Hierbei handelt es sich um „die „Liebe“ als leitende Idee von Intimbeziehungen, de[n] Gleichheitsgrundsatz als Norm von Rechtsbeziehungen und das Leistungsprinzip als Maßstab der Sozialhierarchie“ (Honneth, 2003b S. 168). Honneth entwickelt diese Anerkennungskategorien auf der Basis von Überlegungen Georg Wilhelm Friedrich Hegels. Honneths Berufung auf diese Theorie bringt es mit sich, dass er — wie auch Hegel — die Verweigerung von Anerkennung als Auslöser für soziale Kämpfe, die ihrerseits wiederum Auslöser für gesellschaftliche Weiterentwicklung sind, betrachtet. „[E]s sind moralisch motivierte Kämpfe sozialer Gruppen, ihr kollektiver Versuch, erweiterten Formen der reziproken Anerkennung institutionell und kulturell zur Durchsetzung zu verhelfen, wodurch die normativ gerichtete Veränderung von Gesellschaften praktisch vonstatten geht.“ (Honneth, 2003a S. 149). Der von Honneth betrachtete soziale Wandel ist durch die Erweiterung von Anerkennungsbeziehungen gekennzeichnet. „Entweder werden neue Persönlichkeitsanteile der wechselseitigen Anerkennung erschlossen, so daß das Maß an sozial bestätigter Individualität steigt, oder ein Mehr an Personen wird in die bereits existierenden Anerkennungsverhältnisse einbezogen, so daß der Kreis der sich wechselseitig anerkennenden Subjekte anwächst.“ (Honneth, 2003b S. 220).
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Grundlegende Annahmen zum Konstrukt der Anerkennung. In: Anerkennung oder Abwertung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91052-9_2
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