Auszug
Für die wissenschaftliche Erforschung des Lernens über die Lebenszeit bietet sich die Untersuchung von Biographien an, denn Lernen im biographischen Kontext steht mit biographischer Erfahrungsaufschichtung in Verbindung (vgl. Kade/Nittel 1997). Jedoch ist ein Erfassen des Lernens über den gesamten Lebensablauf im Vollzug des Geschehens (z.B. durch teilnehmende Beobachtung oder Videoaufzeichnung) aus forschungspraktischen und forschungsökonomischen Gründen nicht realisierbar. Eine bewährte Methode, Lernen über die Lebenszeit zu erfassen und zu erforschen, bieten dagegen autobiographische Stegreiferzählungen, die mit dem autobiographisch-narrativen Interview hervorgebracht werden: „Erzählungen eigenerlebter Erfahrungen sind diejenigen vom soziologisch interessierenden faktischen Handeln und Erleiden abgehobenen sprachlichen Texte, die diesem am nächsten stehen und die Orientierungsstrukturen des faktischen Handelns und Erleidens auch unter der Perspektive der Erfahrungsrekapitulation in beträchtlichen Maβe rekonstruieren: d.h., insbesondere seine Zeit-, Orts- und Motivbezüge, seine elementaren und höherstufigen Orientierungskategorien, seine Aktivitäts- und Reaktionsbedingungen, seine Planungsstrategien, seine grundlegenden Standpunkt-bzw. Basispositionen und seine Planungs- und Realisierungskapazitäten.“ (Schütze 1987: 14)
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
ABKD — Arbeitskreis Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland (2004): Krebs in Deutschland. Häufigkeiten und Trends. Saarbrücken
Alheit, Peter (1990): Biographizität als Projekt. Der „biographische Ansatz“ in der Erwachsenenbildung. Universität Bremen
Alheit, Peter/ Dausien, Bettina (2002): Bildungsprozesse über die Lebensspanne und lebenslanges Lernen. In: Tippelt, Rudolf (Hrsg.): Handbuch Bildungsforschung. Opladen: 565–585
Arnold, Rolf/ Faulstich, Peter/ Mader, Wilhelm/ Nuissl von Rein, Ekkehard/ Schlutz/ Erhard (2000): Forschungsmemorandum für die Erwachsenen-und Weiterbildung. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Frankfurt am Main
Axmacher, Dirk (1990): Widerstand gegen Bildung. Weinheim
Baer, Udo (2005): Das ungelebte Leben und Viktor von Weizsäckers anthropologische Medizin. In: Therapie kreativ. 3/2005: 3–15
Beck, Dieter (1985): Krankheit als Selbstheilung. Wie körperliche Krankheiten ein Versuch zur seelischen Heilung sein können. Frankfurt am Main
BMBF — Bundesministerium für Bildung und Forschung (2007): Wachstumspotenzial der Weiterbildung nutzen. Eckpunktepapier zur Einführung des Weiterbildungssparens. Bonn/ Berlin
BMFSFJ — Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2002): Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklung in West-und Ostdeutschland. Stuttgart
BMBF — Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2006): Berichtssystem Weiterbildung IX. Integrierter Gesamtbericht zur Weiterbildungssituation in Deutschland. Berlin
COSIMA — Coronary Secondary Prevention in the Münster Area (2006): Prävention muss lukrativer werden. Pressemitteilung
Dausien, Bettina (1996): Biographie und Geschlecht. Zur biographischen Konstruktion sozialer Wirklichkeit in Frauenlebensgeschichten. Bremen
von Felden, Heide (2006a): Lernprozesse über die Lebenszeit. Zur Untersuchung von Lebenslangem Lernen mit Mitteln der Biographieforschung. In: Forneck, Hermann/ Wiesner, Giesela/ Zeuner, Christine (Hrsg.): Teilhabe an der Erwachsenenbildung und gesellschaftliche Modernisierung. Hohengehren: 217–233
von Felden, Heide (2006b): Biographieforschung und Lerntheorie: Bausteine einer Lerntheorie in biographietheoretischer Rahmung. In: Wiesner, Giesela/ Zeuner, Christine/ Forneck, Hermann (Hrsg.): Empirische Forschung und Theoriebildung in der Erwachsenenbildung. Hohengehren: 76–88
Feuerstein, Sabine (2005): Ungelebtes Leben in Frauenbiographien. Lebensgeschichtliche Rekonstruktion gesellschaftlicher, kultureller und sozialer Einflüsse auf die Lebensgestaltung von Frauen. Universität Innsbruck
Garfinkel, Harold (1963): A Conception of, and Experiments with, „Trust“ as a Condition of Stable of Concerted Action. In: Harvey, O.J. (Hrsg.): Motivation and Social Interaction. New York: 187–238
Heidrich, J./ Liese, A./ Kalic, M./ Winter-Enbergs, A./ Wellmann, J./ Roeder, N./ Kerber, S./ Breithardt, G./ Scheld, H. H./ Kleine-Katthöfer, P./ Keil, U. (2002): Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit. Ergebnisse der EUROASPIRE I und II — Studien in der Region Münster. Deutsche medizinische Wochenschrift. 127/2002: 667–672
Kade, Jochen (2003): Wissen — Umgang mit Wissen — Nichtwissen. über die Zukunft pädagogischer Kommunikation. In: Gogolin, Ingrid/ Tippelt, Rudolf (Hrsg.): Innovation durch Bildung. Opladen: 89–108
Kade, Jochen/ Nittel, Dieter (1997): Biographieforschung — Mittel zur Erschlieβung von Bildungswelten Erwachsener. In: Friebertshäuser, Barbara/ Prengel, Annedore (Hrsg.): Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim/ München: 745–757
Kade, Jochen/ Seitter, Wolfgang (1998): Bildung — Risiko — Genuβ. In: Brödel, Rainer (Hrsg.): Lebenslanges Lernen — lebensbegleitende Bildung. München: 51–59
Lenzen, Dieter (1993): Krankheit als Erfindung. Medizinische Eingriffe in die Kultur. Frankfurt am Main
Marotzki, Winfried (1990): Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie. Biographietheoretische Auslegung von Bildungsprozessen in hochkomplexen Gesellschaften. Weinheim
Mitscherlich, Alexander (1966): Krankheit als Konflikt. Studien zur psychosomatischen Medizin. Frankfurt am Main
Nittel, Dieter (2006): Das „Haus des lebenslangen Lernens in Dreieich“ — Eine innovative Organisation des Bildungswesens? In: Hessische Blätter für Volksbildung. 3/2006: 247–259
Offe, Claus (1989): Fessel und Bremse. Moralische und institutionelle Aspekte „intelligenter Selbstbeschränkung“. In: Honneth, Axel/ McCarthy, Thomas/ Offe, Claus/ Wellmer, Albrecht (Hrsg.): Zwischenbetrachtungen. Im Prozeβ der Aufklärung. Frankfurt am Main: 739–774
Rorarius, Winfried (1991): Viktor von Weizsäckers Pathosophie. Stuttgart
Schäffter, Ortfried (2000): Lernzumutungen. Die didaktische Konstruktion von Lernstörungen. Verfügbar unter: www.diezeitschrift.de/22000/positionen1.htm. Abgerufen am 1.10.2007
Schrader, Josef/ Berzbach, Frank (2005): Empiriche Lernforschung in der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Bonn
Schütze, Fritz (2001): Ein biographieanalytischer Beitrag zum Verständnis von kreativen Veränderungsprozessen. In: Burkholz, Roland/ Gärtner, Christel/ Zehentreiter, Ferdinand (Hrsg.): Materialität des Geistes. Zur Sache Kultur — im Diskurs mit Ulrich Oevermann. Weilerswist: 137–162
Schütze, Fritz (1987): Das narrative Interview in Interaktionsfeldstudien I. Kurseinheit I. Fernuniversität-Gesamthochschule Hagen
Schütze, Fritz (1978): Die Technik des narrativen Interviews in Interaktionsfeldstudien — dargestellt an einem Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen. Universität Bielefeld
Schütze, Fritz (1983): Biographieforschung und narratives Interview. In: neue praxis. Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik. 3/1983: 282–293
Schütze, Fritz (1981): Prozessstrukturen des Lebensablaufs. In: Matthes, Joachim/ Pfeifenberger, Arno/ Stosberg, Manfred (Hrsg.): Biographie in handlungswissenschaftlicher Perspektive. Nürnberg: 67–156
Seltrecht, Astrid (2006): Lehrmeister Krankheit? Eine biographieanalytische Studie über Lernprozesse von Frauen mit Brustkrebs. Opladen/ Farmington Hills
Siebert, Horst (1999): Sozialhistorische Aspekte der Erwachsenenbildung. In: Arnold, Rolf/ Gieseke, Wiltrud (Hrsg.): Die Weiterbildungsgesellschaft. Band 1: Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. Neuwied/ Kriftel: 121–131
Sontag, Susan (1981): Krankheit als Metapher. Frankfurt am Main
StBA — Statistisches Bundesamt (2005): Gesundheitswesen. Todesursachen in Deutschland 2003. Bonn
Stehr, Nico (2000): Die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften. Weilerswist
Strauss, Anselm (1998): Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen soziologischen Forschung. München
Tietgens, Hans (1999): Anthropologische und bildungstheoretische Implikationen des lebenslangen Lernens. In: Arnold, Rolf/ Gieseke, Wiltrud (Hrsg.): Die Weiterbildungsgesellschaft. Band 1: Bildungstheoretische Grundlagen und Perspektiven. Neuwied/ Kriftel: 132–143
Wagner, Karin (2004): Biographische Prozessstrukturen, Generationslagerung und lebenslanges Lernen/Nichtlernen. Eine biographieanalytische Studie auf der Grundlage autobiographischnarrativer Interviews mit Männern der Alterskohorte 1930-1939. Universität Frankfurt am Main
Zacher, Albert (1984): Die Krankengeschichte und das „ungelebte Leben“. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie. 33/1984: 51–57
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Seltrecht, A. (2008). Nichtlernen im biographischen Kontext. Eine bislang verkannte erziehungswissenschaftliche Kategorie. In: von Felden, H. (eds) Perspektiven erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91036-9_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91036-9_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15611-8
Online ISBN: 978-3-531-91036-9
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)