Auszug
Seit die UNESCO-Kommission in den 1990er Jahren Lernen als „the treasure within“ bezeichnet hat und in ihren Darlegungen einen weiten Lernbegriff favorisiert, der Lernen als Wissenserwerb, als Handlungskompetenz, als Fähigkeit zusammenzuleben und Lernen für das Leben ausweist (vgl. UNESCO-Commission 1996), spätestens seitdem ist allgemein anerkannt, dass der Lernbegriff den vorrangigen Bezug auf Unterrichtssituationen verlassen hat und in die Unbestimmtheit des lebenslangen und lebensweltlichen Lernens gelangt ist. Lebenslanges Lernen wird biographisch gerahmt, darauf weist schon die Bezeichnung, „’lebenslang“’ hin. Dennoch ist eine Lerntheorie in biographietheoretischer Perspektive, d.h. eine konzise Verbindung eines theoretisch fundierten Lernbegriffs mit Methoden der Biographieforschung in methodologischer Rahmung bisher nicht entwickelt. Der folgende Beitrag trägt zu Annäherungen an dieses Thema bei und verbindet einen Lernbegriff aus hermeneutischen, phänomenologischen, wissenssoziologischen und pragmatischen Quellen mit der Methodik des narrationsstrukturellen Verfahrens im Rahmen der qualitativ-empirischen Biographieforschung. In diesem Sinn wird eine Bezugnahme von Bildungs-bzw. Lerntheorie und empirischer Forschung unternommen, mithin ein Beitrag zur qualitativen Bildungs forschung geleistet.
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von Felden, H. (2008). Lerntheorie und Biographieforschung: Zur Verbindung von theoretischen Ansätzen des Lernens und Methoden empirischer Rekonstruktion von Lernprozessen über die Lebenszeit. In: von Felden, H. (eds) Perspektiven erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91036-9_5
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