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„Interaktivität“ neuer Medien — Illusion und Wirklichkeit aus der Sicht einer soziologischen Kommunikationsanalyse

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Weltweite Welten

Auszug

„Willkommen in der Wirklichkeit“, so könnte man eine Entwicklung der letzten Jahre charakterisieren, die schrittweise zur Normalisierung der überaus hochgesteckten Erwartungen an das neue Medium Internet geführt hat. Eine besonders interessante Linie dieser Erwartungen schließt an die vielfältigen Kritiken des Leitmediums Fernsehen an, das aufgrund seiner einseitigen Form das Publikum zur passiven Beobachtung verurteilen und zur bloßen Zerstreuung, zur Isolation sowie Realitätsflucht der Rezipienten beitragen soll. In der Mediensoziologie hat vor allem die Theorie der Kulturindustrie diese ganz auf die mediale Formproblematik konzentrierte Kritik etabliert und nachhaltig in der Diskussion medialer Entwicklungen gehalten. Wenn es gelänge, diese einseitige Form der massenmedialen Verbreitung von Kommunikation zu durchbrechen, diese „Rede ohne Antwort“ (Baudrillard 1978: 91), wenn dem Publikum Stimme und Eingriffsmöglichkeiten eingeräumt werden konnten, dann müssten auch die oftmals beklagten Defizite und Fehlentwicklungen des Fernsehens überwunden werden können. Genau dies verspricht eine neue Form der Medienkommunikation: die computervermittelte Kommunikation. Und das zentrale Stichwort dieses Versprechens ist die „Interaktivität“: Damit werden jene Rückmelde- und Eingriffsmöglichkeiten bezeichnet, die das Internet im Gegensatz zur einseitigen Form der Massenkommunikation eröffnet. Der passive Rezipient wird zum aktiven Nutzer. Das Medium, so die Erwartung, bedingt keine Verarmung des sozialen Lebens, sondern bietet neue Möglichkeiten sozialer Beziehungen über größere Räume hinweg. Kommunikationssoziologisch sticht der Begriff der Interaktivität deshalb hervor, weil er der interaktionsfreien Form der massenmedialen Verbreitung von Kommunikation entgegengesetzt werden kann.

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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Sutter, T. (2008). „Interaktivität“ neuer Medien — Illusion und Wirklichkeit aus der Sicht einer soziologischen Kommunikationsanalyse. In: Willems, H. (eds) Weltweite Welten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91033-8_3

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