Zusammenfassung
Am Nachmittag des 8. März 1947 erschienen Militärschiffe der chinesischen Marine vor der taiwanesischen Hafenstadt Jilong. Bei ihrer Einfahrt in den Hafen eröffneten die Schiffe mit Kanonen und Maschinengewehren das Feuer auf die Stadt, der Angriff wurde nur sporadisch erwidert. Nach über fünf Stunden ebbte die Kanonade allmählich ab; die Schiffe legten an mit der Vorhut einer Streitmacht, die in den nächsten Stunden und Tagen auf über 10.000 Soldaten anschwoll und die Insel mit rücksichtloser Gewalt unter die feste Kontrolle der Zentralregierung zwang. Damit endete eine zehntägige Periode, die in den taiwanesischen Geschichtsbüchern unter der Bezeichnung „228-Aufstand“ eingegangen ist: Ein gescheiterter Versuch der taiwanesischen Eliten, der ökonomischen Ausbeutung der Insel durch eine korrupte und ineffiziente chinesische Provinzverwaltung zu begegnen, die im Herbst 1945 nach 50 Jahren japanischer Kolonialherrschaft eingesetzt hatte. Das Streben nach größerer Autonomie vom Festland hatte damit einen katastrophalen Ausgang genommen, und durch die zahllosen Übergriffe der undisziplinierten Armee und die gezielten Unterdrückungsmaßnahmen der Behörden verloren Tausende von taiwanesischen Zivilisten ihr Leben.
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Fuβnoten
Hobsbawm 1990: 5f. In ähnlicher Weise äußerte sich Hugh Seton-Watson: „I am driven to the conclusion that no ‚scientific definition’ of a nation can be devised; yet the phenomenon has existed and exists. All that I can find to say is that a nation exists when a significant number of people in a community consider themselves to form a nation, or behave as if they formed one. It is not necessary that the whole of the population should so feel, or so behave, and it is not possible to lay down dogmatically a minimum percentage of a population which must be so affected.“ Seton-Watson 1977: 5.
Gellner 1983: 6.
Zur besonderen Bedeutung der Sprache in der Nationalismusdebatte schrieb Clifford Geertz: „[...] the‚ language problem’ is only the‚ nationality problem’ writ small, though in some places the conflicts arising from it are intense enough to make the relationship seem reversed.“ Geertz 1973: 242.
Özkirimli 2000: 75.
Anderson 1983: 6.
Alexander 2004.
Barth 1969.
Armstrong 1982: 5.
Smelser 2004: 43f.
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Fleischauer, S. (2008). Einleitung. In: Der Traum von der eigenen Nation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91031-4_1
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