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Interessen, Ideen, Institutionen: Schlüsselbegriffe einer an Max Weber orientierten Soziologie

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Soziale Konstellation und historische Perspektive

Part of the book series: Studien zum Weber-Paradigma ((SZWP))

Auszug

Für M. Rainer Lepsius ist Soziologie die empirische und damit zugleich historische Wissenschaft von den Institutionen. Er stellt also bei seinen Betrachtungen den Begriff der Institution in den Mittelpunkt. Freilich steht ein Begriff nie allein, sondern immer im Zusammenhang mit anderen Begriffen. Die wichtigsten sind ihm Interesse und Idee. Es gibt Für inn einen Dreiklang, in dem die mit diesen Begriffen bezeichneten Phänomene mehr oder weniger gut zusammenstimmen. Institutionen sind auf Leitideen bezogen, durch die sie gedeutet und legitimiert werden, wobei sie diese Leitideen aber erst konkretisieren. Institutionen beschränken Interessen, wobei sie deren legitime Verfolgung aber erst ermöglichen, seien diese Interessen materieller oder ideeller, äußerer oder innerer, individueller oder kollektiver Natur. Institutionen vermitteln also zwischen Ideen und Interessen, indem sie legitimierte Handlungsräume schaffen, in die Interessen einstromen können, die dadurch in Grenzen homogenisiert, jedenfalls ausgerichtet werden. Dabei sind solche Handlungsraume immer auch durch Sanktionen positiver oder negativer Art gestützt und geschützt. Institutionen vermitteln aber nicht nur zwischen Ideen und Interessen und sind mehr oder weniger autonom und autokephal, sie beziehen sich auch auf andere Institutionen. Sie stehen in Konstellationen und untereinander häufig im Kampf. Jede Institution neigt dazu, die negativen Effekte, die sie immer auch erzeugt, zu externalisieren, auf andere Institutionen abzuschieben. Historisch gesehen sind deshalb Für Lepsius die Konstellation von Institutionen und der damit verbundene Institutionenkampf, ihre Differenzierung und die Art ihrer Vermittlung, sogar wichtiger als etwa der Klassenkampf.

Zu der erst durch Institutionen erreichbaren Isolierung und Homogenisierung von Handlungsräumen und zur Externalisierung von Handlungsfolgen aus dem so bestimmten Handlungskontext M. Rainer Lepsius(1999: 113ff.).

Vgl. M. Rainer Lepsius (1990). Darin sind Für unsere Diskussion wichtig die Aufsätze „Interessen und Ideen. Die Zurechnungsproblematik bei Max Weber“, „Über die Institutionalisierung von Kriterien der Rationalität und die Rolle der Intellektuellen“, „Modernisierungspolitik als Institutionenbildung: Kriterien institutioneller Differenzierung“ und „Die Prägung der politischen Kultur der Bundesrepublik durch institutionelle Ordnungen“.

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Schluchter, W. (2008). Interessen, Ideen, Institutionen: Schlüsselbegriffe einer an Max Weber orientierten Soziologie. In: Sigmund, S., Albert, G., Bienfait, A., Stachura, M. (eds) Soziale Konstellation und historische Perspektive. Studien zum Weber-Paradigma. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90998-1_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90998-1_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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