Auszug
Die „Gabe der Rede“ steht dem methodologischen Nominalismus gut an. Seine Mitteilungsform ist die Erzählung, sein Pathos die Ironie. Wem die Erfahrung der Hinfälligkeit das Sprechen und das eigene Selbst umfasst, dem werden das Erzählen und die ironische Darstellung zu natürlichen Verbündeten. Dass nichts eine immanente Natur, eine essentielle Qualität habe, dass nicht Schließung des Vokabulars, sondern Öffnung ins Hypothetische angesagt sei, wird so zur Maxime der Wirklichkeitserfassung. Kontingenz hinnehmen zu sollen, ist leichter gesagt als getan und leichter geschrieben als gesprochen. Zweifellos kann sich der Nominalist, der schreibt, auf die methodologischen Regeln der Disziplin verlassen. Wer wissenschaftlich argumentiert, denkt die Falsifikationseinladung mit. Die Gewissheit, dass bei behaupteter Kausalität der methodisierte Zweifel Anderer nicht lange auf sich warten lässt, ist dem Schreiben unterlegt und lässt Proposition und Begründen unerschüttert. Das konstituiert den Diskurs, Zweifel und Widerspruch zählen dazu, irritieren hochstens affektiv, kognitiv sind sie geradezu erwünscht.
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Literatur
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Allert, T. (2008). Die Gabe der Rede. In: Sigmund, S., Albert, G., Bienfait, A., Stachura, M. (eds) Soziale Konstellation und historische Perspektive. Studien zum Weber-Paradigma. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90998-1_3
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