Auszug
Ein bedeutsames Moment gesellschaftlicher Selbsterhaltung besteht darin, dass zentrale Probleme (im Sinne einer Grundvoraussetzung für das (Weiter-)Existieren von Gesellschaften) stabilen, dauer- und musterhaften Lösungen (Institutionalisierung) zugeführt werden. Eines der Hauptprobleme von Gesellschaften besteht in der Aufrechterhaltung ihrer Strukturen trotz stetigem Wandel, welchem sie aufgrund des Wechsels der Generationen (‘Personalfluktuation’) unterworfen ist. Eine ‘Lösung’ dieser Problematik ist zunächst die Differenzierung von Altersrollen, die die Einteilung in Vermittler und Empfänger des sozialen Erbes gewährleisten (Eltern-Kind-Beziehung bzw. Erzieher-Zöglings-Verhältnis). Im Unterschied zu ‘naturwüchsigen’ Sozialisationsprozessen (etwa innerhalb der Familie) sind Gesellschaften mit zunehmender Komplexität auf Tradierungs- (Weitergabe relevanten Wissens) und Erziehungsprozesse (Einübung in relevante Verhaltensregeln/Normenvermittlung) angewiesen, welche geplante, bewusste und zielgerichtete Handlungen zur Veränderung von Personen implizieren.2 Im Zuge der Ausdifferenzierung von Gesellschaften werden solche bedeutsamen Aspekte (etwa: Wissensvermittlung) zentraler Bereiche der gesellschaftlichen Selbsterhaltung (wie Erziehung) mehr und mehr spezialisierten Institutionen (etwa Schule) mit speziell ausgebildetem, daher in besonderer Weise qualifiziertem und berufsförmig organisiertem Personal (etwa Lehrer3) übertragen. Ähnliches lässt sich für die Bereiche der Medizin (Gesundheit, Heilung, Arzt, Krankenhaus), der Religion (Seelenheil, Seelsorge, Geistlicher, Kirche) und des Rechts (Gerechtigkeit/Rechtssicherheit, Anwalt, Gericht) feststellen (s. hierzu ausführlich Abschn. 1.1).
Dieser Artikel entstand im Rahmen eines an der Universität Frankfurt/M. begonnenen, im Rahmen der Lehramtsausbildung an der Universität Koblenz/Landau vertieften und schließlich an der Universität Basel fortgeführten Diskussions-, Arbeits- und Lehrkontexts. Ich danke in diesem Zusammenhang insbesondere Prof. Dr. Klaus Neumann-Braun sowie Prof. Dr. Arnulf Deppermann für wertvolle Hinweise.
Erzieherisches Handeln kann Luhmann (1995) zufolge zunächst recht allgemein als Änderung von Personen durch darauf spezialisierte Kommunikation begriffen werden. Unter Erziehung sind die psychischen Auswirkungen solcher spezifisch arrangierten Kommunikationen zu verstehen, welche absichtlich herbeigeführt werden und als Verbesserungen gemeint sind.
Die weibliche und männliche Form wechselt zufällig.
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Literatur
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Schmidt, A. (2008). Profession, Professionalität, Professionalisierung. In: Willems, H. (eds) Lehr(er)buch Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90987-5_17
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