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Auszug

Handeln ist schon nach Max Weber (1980: §1) mit einem subjektiven Sinn verbunden. Es dient der Lösung von Problemen, die sich aus der fortwährend notwendigen Existenzsicherung ergeben. So ist auch generatives Handeln weder willkürlich noch unstrukturiert, sondern zielgerichtet mit Blick auf eine optimale Realisierung von Bedürfnissen. Unter dieser Maßgabe rückt die Instrumentalität von Kindern in den Mittelpunkt: Was können sie für die elterliche Bedürfnisbefriedigung leisten? An Hand des Konzeptes des Wertes von Kindern werden zentrale Bedeutungsinhalte von Kindern herausgearbeitet, die nicht etwa neu sind, sondern bereits mit unterschiedlichen Etikettierungen thematisiert, allerdings nie in einen theoretisch begründeten Gesamtzusammenhang gestellt wurden: Die Bedeutung von Kindern lässt sich auf den Dimensionen Komfort, soziale Wertschätzung sowie Affekt & Stimulation beschreiben, wobei ihre Position keineswegs immer nur im Nutzenbereich liegen muss. Es werden Gründe die für als auch gegen die Geburt von Kindern sprechen in systematischer Weise in einem Modell zusammengeführt. In den 1970er Jahren wurde mit interdisziplinärer Ausrichtung ein erster theoretischer Rahmen erstellt (Arnold et al. 1975; Hoffman & Hoffman 1973) in dessen Mittelpunkt der Wert, den potentielle Eltern mit Kindern antizipieren (VOC) steht. Er ist einerseits zentraler Erklärungsfaktor für den Wunsch nach einer bestimmten Kinderzahl und wird andererseits selbst von Merkmalen des Akteurs sowie seiner Umwelt beeinflusst.

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Literatur

  1. Mit seiner Kritik an der gängigen wissenschaftlichen Praxis, die Brückenannahmen oft empirisch ad hoc zu formulieren, löste Lindenberg eine kontroverse Diskussion zur Konstruktion theoriearmer vs. theoriereicher Brückenthesen aus, die in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie geführt wurde (vgl. hierzu Kelle & Lüdemann 1996; Lindenberg 1996a; Opp & Friedrichs 1996).

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  2. Diese Diskussion wird nicht zuletzt durch die Vielzahl alternativer Vorschläge genährt, die v. a. aus der psychologischen Forschung stammen und von denen Maslows Bedürfnisshierarchie (1981) wohl am populärsten ist.

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  3. Neben physischem Wohlbefinden und sozialer Anerkennung formuliert Huinink (1995: 87) ein drittes Grundbedürfnis, welches er mit persönlicher Fundierung umschreibt, dessen Realisierung er allerdings an eine alternative Handlungslogik knüpft. Da insbesondere generative Beziehungen und in diesem Zusammenhang Fertilitätsentscheidungen für dieses Handlungsziel relevant sind, wird dieser Ansatz an späterer Stelle erneut aufgegriffen.

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  4. In ganz ähnlicher Weise definiert Wippler (1990: 194f.) die für die Affektproduktion förderlichen Bedingungen als „mainly confined to small-scale social settings in which relatively stable primary relations prevail. Informal interactions on a continuous basis, the frequent occurence of mutually profitable exchange, and a high level of coorientation are conditions under which mutual caring is likely to develop“.

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  5. Diese Unterscheidung zwischen Kindern als Konsum-und Produktionsgüter bzw. zwischen intrinsischer und extrinsischer Bedeutung (neben ökonomischer Theorie z. B. auch bei Huinink 1995, 2001; von Rosenstiel 1978: 100) wird hier insofern aufgehoben, als Kinder vor dem Hintergrund der TSPF nunmehr ausschließlich als Güter mit instrumentellem Charakter verstanden werden, die für die Produktion übergeordneter Ziele relevant sind. Damit kommt auch der emotionalen Dimension der Eltern-Kind-Beziehung ein instrumenteller Charakter zu, da sie der Produktion von Affekt dient.

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  6. Zumindest Friedman et al. (1994) teilen diese Ansicht nicht. Vielmehr modellieren sie mit dem Motiv der Unsicherheitsreduktion eine einzige Nutzendimension: „The value of children derives from their capacity to reduce uncertainty for individual women and to enhance marital solidarity for couples” (ebd.: 384). Unabhängig von einer inhaltlichen Beurteilung dieser Nutzendimension (die sich möglicherweise unter einen der VOCs subsumieren ließe), geht mit dieser eindimensionalen Konzeption eine eingeschränkte Anwendbarkeit des Erklärungsmodells einher, die die Autoren von vornherein mit der ausschließlichen Betrachtung von modernen Gesellschaften einführen.

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  7. Grundsätzliche Zweifel an der Anwendung des Rationalitätsprinzips auf familiale und insbesondere generative Entscheidungen äußert beispielsweise Burkhart (1994).

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  8. Neben der Frame Selection Theory von Esser (1996, 2001) ist auf das Diskriminationsmodell (Lindenberg 1993) zu verweisen, welches ebenfalls die Rahmung der Situation als einen Wahlakt des Akteurs modelliert. Es greift Elemente von Kahneman & Tversky (1979) auf, die in dem unter der Bezeichnung Asian Disease Problem bekannt gewordenen Experiment die Existenz eines solches Rahmungseffekt empirisch feststellen: Gewinn-vs. Verlust-Frame. Notwendig gewordene Korrekturen an der klassischen SEU-Theorie setzen sie anschließend in ihrer Prospect-Theory um. Die Framing-Forschung entstand somit v. a. als Reaktion auf diverse Anomalien der rationalen Entscheidungstheorie: Zahlreiche experimentelle Arbeiten haben (systematische) Abweichungen von ihren Grundannahmen offen gelegt. Für einen Überblick hierzu sei auf Haug (1998) verwiesen.

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  9. Diese Vermutung entnimmt Esser (2001a) v. a. empirischen Befunden der Mannheimer Scheidungsstudie.

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Das Erklärungsmodell. In: Sozialer Wandel und Geburtenrückgang in der Türkei. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90979-0_5

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