Auszug
Auch wenn die Berater in der Beratungsbeziehung weitgehend autonom nach ihrem eigenen professionellen Selbstverständnis handeln können, wirken verschiedene Faktoren auf ihre Arbeit ein. Dieses wurde bereits im Hinblick auf den „Finanzdienstleister“ deutlich, dessen professionelles Selbstverständnis maßgeblich durch die Finanzierung beeinflusst ist. Und auch das professionelle Selbstverständnis des „Vaters“ Herrn Opitz ist durch die besonderen Strukturen seines Arbeitsumfeldes Justizvollzugsanstalt mitgeprägt.
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Literatur
Herr Xavier, Frau Cech und Herr Opitz müssen jedoch als Sonderfälle betrachtet werden. So legt die Konzeption der Beratungsstelle von Herrn Xavier einen Schwerpunkt auf Kurzzeitberatung. Etwas längerfristige und aufwändigere Insolvenzberatungsfälle fallen hier trotz der an sich nicht geringen Zahl wenig ins Gewicht. Der Anteil der Insolvenzberatung bei Frau Cech ist unterschätzt, da ihre Gesamtklientenzahl auch eine nicht bekannte Anzahl von Personen enthält, die nicht verschuldet sind. Herr Opitz seinerseits ist in einer Justizvollzugsanstalt tätig, in der die Gefangenen nur Strafen bis zu 3 Jahren verbüßen. Schuldner, die zu ihm kommen, haben häufiger Schulden aus Straftaten, die von der Restschuldbefreiung nicht erfasst werden und verlassen die Anstalt bereits nach kurzer Zeit wieder. Insofern schließen hier strukturelle Gegebenheiten das Insolvenzverfahren als Lösung der Überschuldung häufig aus. Weiterhin ist zu beachten, dass auch die anderen Werte nicht ohne weiteres vergleichbar sind. So haben Herr Pit, Frau Ricke, Herr Sinner, Frau Moser, Frau Jansen und Herr Karo den jeweiligen Anteil geschätzt. Das Verhältnis von sozialer Schuldnerberatung zu Insolvenzberatung bei Herrn Larsen, Herrn Gus, Frau Thießen, Herrn Bähr, Herrn Abel, Herrn Xavier und Herrn Opitz hingegen ist aus der Anzahl der jeweiligen Fälle errechnet. Auffällig ist, dass fast alle Berater, deren Verhältnis von sozialer Schuldnerberatung und Insolvenzberatung errechnet wurde, niedrigere Werte aufweisen als die, die das Verhältnis selbst geschätzt haben. Beruht dieses nicht auf Zufall, so könnten die höheren Werte, darauf zurückzuführen sein, dass die Berater nicht die Fallzahlen, sondern den Arbeitsaufwand für soziale Schuldnerberatung und Insolvenzberatung abgeschätzt haben. Der Anteil der Arbeitszeit, der für die Insolvenzberatung aufgewendet wird, wäre dann höher als der Anteil von Insolvenzberatungen an der Fallzahl.
Der VSE befragte 2004 Schuldner seiner Beratungsstelle und Verbraucher, die bei der Verbraucherberatungsstelle in Essen eine allgemeine Verbraucherberatung in Anspruch genommen haben, wie häufig sie mit Freunden, Familie oder Kollegen über Geld und über finanzielle Probleme sprechen (VSE 2004, S. 4).
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(2008). Interdependenzen von Qualifikation sowie Strukturbedingungen und professionellem Selbstverständnis. In: Professionalität in der Schuldnerberatung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90977-6_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15823-5
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