Auszug
Im vorliegenden Text ‚Lebensbewältigung in benachteiligten Quartieren‘ soll aufgezeigt werden, dass für Kinder und Jugendliche im Rahmen des Strukturwandels der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft, wie er derzeit in den westlichen Industrieländer stattfindet, Lernformen außerhalb der institutionellen Kontexte des Bildungswesens eine zunehmende Bedeutung gewinnen. In der Bildungsdiskussion um die Konsequenzen von PISA (vgl. Deutsches PISA-Konsortium 2001) wird oft zu einseitig der Bereich des formellen Lernens fokussiert. Gerade für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Quartieren ist jedoch auf die Wichtigkeit des sinnvollen Zusammenspiels formeller, nichtformeller als auch informeller Lernformen aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang spielen insbesondere Formen des „wilden Lernens“, wie sie Lothar Böhnisch und Wolfgang Schröer (2001) bezeichnen, oder „chaotische Lernformen“, so Karin Bock (2003), die jenseits der institutionalisierten und gesellschaftlich legitimierten Pädagogik stattfinden, eine immer größer werdende Rolle. In der gegenwärtigen Diskussion scheint es darum zu gehen, Bildung im Schulkontext fassen zu wollen, wie zum Beispiel die Streitschrift des Bundesjugendkuratoriums (2001) anmerkt. Die Schule hat jedoch tendenziell nur eine Form des Lernens und die damit zusammenhängenden Kompetenzen im Blick und vernachlässigt Kompetenzen, die aus informellen Lernformen an nicht-institutionalisierten Lernorten hervorgehen. über Ansätze, die vermehrt an der Handlungsebene der Heranwachsenden ansetzen, wie dies zum Beispiel der Aneignungsansatz aufzeigen kann, wird heute gar nicht mehr diskutiert (vgl. Deinet/Reutlinger 2004).
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Literatur
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Reutlinger, C. (2008). Lebensbewältigung in benachteiligten Quartieren. In: Otto, HU., Rauschenbach, T. (eds) Die andere Seite der Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90972-1_14
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