Auszug
Kanzlerkandidat gegen Kanzlerkandidatin, Amtsinhaber gegen Herausforderin, Mann gegen Frau — das allein reichte schon, um den Bundestagswahlkampf 2005 zu einem besonderen ereignis zu machen. Der um ein Jahr vorgezogene Wahltermin, die Art und Weise, wie die Vorverlegung ermöglicht wurde, taten ein Übriges. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik trat eine Frau für das Amt der Bundeskanzlerin an, die — weiteres Novum — in der DDR aufgewachsen war. Somit war es auch für die Medien etwas Neues, über eine Kandidatin im Bundestagswahlkampf zu berichten. Schließlich bot sich mit dieser Situation auch für die Forschung zum ersten Mal die Gelegenheit zu prüfen, ob die deutschen Medien mit einer Kandidatin anders umgehen als mit einem Kandidaten. Da die Kampagne die Wählerschaft fast ausschließlich über die Medien erreicht, hat die Berichterstattung einen großen Einfluss auf das Image von Kandidaten, deren Popularität und daher auch auf ihre Chance, gewählt zu werden. Verschiedene, allerdings meist aus den USA stammende Studien ließen befürchten, dass über eine Kandidatin nicht nur anders, sondern auch zu deren Nachteil berichtet würde (vgl. z. B. Kahn, 1996; Kahn & Goldenberg, 1991; Pfannes, 2004).
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Koch, T., Holtz-Bacha, C. (2008). Der Merkel-Faktor — Die Berichterstattung der Printmedien über Merkel und Schröder im Bundestagswahlkampf 2005. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Frauen, Politik und Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90963-9_3
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