Auszug
Tief greifender Wandel für eine nachhaltige Entwicklung impliziert immer noch als erstes die Frage: Wer oder was soll sich in welche Richtung wandeln? Das Wer oder Was wird mittlerweile durchgängig so beantwortet, dass die herkömmlichen Produktions- und Konsummuster, -logiken oder -Strukturen geändert werden müssen, um eine dauerhafte Wirtschaftsweise zu ermöglichen. In welche Richtung aber sollen sich die wirtschaftenden Einheiten verändern? In diesem Beitrag wird zum einen davon ausgegangen, dass Nachhaltigkeit wissenschaftlich eindeutig definiert werden kann und somit das Wandlungsziel hinreichend klar ist: Es geht um die Erhaltung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Substanz, aus der die Gesellschaft dauerhaft wirtschaften will (Müller-Christ 2001). Mit diesem ökonomischen Verständnis von Nachhaltigkeit sind die Trä- ger des Wandels alle wirtschaftenden Einheiten selbst, also alle sozialen Systeme, die einen spezifischen Zweck erfüllen wollen. Ziel des intendierten Wandels sind stabile und dauerhafte Ressourcenbeziehungen zwischen wirtschaftenden Einheiten, die ein Selbstverständnis als Ressourcengemeinschaft entwickelt haben, Voraussetzung des Wandels ist ein erweiterter Erfolgsbegriff der sozialen Systeme (Zweckrationalität und Bestandserhaltung) (Müller-Christ 2003a); Gegenstand des Wandels sind die internen Entscheidungsprozesse sozialer Systeme, die mehr Entscheidungsprämissen verarbeiten müssen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Müller-Christ, G. (2008). Frames und Widerspruchsmanagement: Voraussetzungen für einen Wandel in Richtung nachhaltige Unternehmen. In: Lange, H. (eds) Nachhaltigkeit als radikaler Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90956-1_10
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