Auszug
Zu den großen Veränderungen am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört der Strukturwandel der Erwerbsarbeit. Grundzüge des ökonomisch-sozialen Entwicklungspfads reifer Industriegesellschaften, der von der französischen Regulations-Schule nach dem Autobauer Henry Ford als Fordismus bezeichnet worden ist, sind im Wandel begriffen. Dieser Wandel wird in der öffentlichen Debatte sowohl analytisch als auch konstruktiv politisch aus verschiedenen Perspektiven thematisiert. Für das feministische Denken provoziert dieser Wandel Fragen hinsichtlich seiner politischen Beurteilung, denn lange Zeit richtete sich die Kritik gegen die im Fordismus eingeschriebene Geschlechterhierarchie. Angesichts des fundamentalen Wandels der industriegesellschaftlichen in eine postindustriegesellschaftliche Konfiguration muss sich feministisches Denken auch in den Debatten über eine Ablösung der Arbeitsgesellschaft durch eine Tätigkeitsgesellschaft verorten, also eine Gesellschaft, die — über Erwerbsarbeit hinaus — das gesamte Spektrum menschlicher Tätigkeiten zu würdigen weiß. Dabei ist es unausweichlich, dass sich feministisches Denken noch einmal mit dem Stellenwert auseinandersetzt, der Erwerbsarbeit im feministischen Projekt zugesprochen wurde.
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(2008). Grenzverwischungen in der postfordistischen Arbeitswelt als Herausforderung für das feministische politische Projekt. In: Wohin driftet die Arbeitswelt?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90939-4_8
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