Auszug
Die Geschichte der industriellen Arbeits-und Technikgestaltung lässt sich auch als Geschichte von Strategien lesen, mit denen das konkrete Arbeitshandeln der Beschäftigten immer stärker im Detail vorgeplant und auf diese Planung mit den verschiedensten Methoden festgelegt werden sollte: Je tiefer die Arbeitsteiligkeit, desto reduzierter und leichter erlernbar war der Arbeitsumfang und desto leichter ersetzbar die Arbeitsperson. Der gesellschaftliche Erfolg entsprechender Produktionskonzepte, die sich insbesondere mit den Namen Taylors und Fords verbinden, lässt sich nicht leugnen. Sie traten ihren Siegeszug nach Ende des Zweiten Weltkriegs von den USA aus nach Europa an, später auch in die etatistischen Gesellschaften des Realsozialismus (dazu Lange/Senghaas-Knobloch 1995). Politische Bemühungen in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er Jahre, die inhumanen Implikationen dieses Konzepts durch besonders gestützte und finanziell abgesicherte Experimente zur „Humanisierung des Arbeitslebens“ zurückzudrängen oder ganz rückgängig zu machen, hatten niemals eine flächendeckende Bedeutung gewonnen (Fricke 1989). Doch waren das Programm zur Humanisierung des Arbeitslebens und teilweise auch andere Förderungsprogramme des Bundes und einzelner deutscher Länder durch das erklärte Grundbestreben gekennzeichnet, die gewollte technische Modernisierung mit einem Belastungsabbau für die Beschäftigten und einer Wiedererrichtung der Menschenwürde im Betrieb zu verbinden (siehe Matthöfer 1976; 1993 46).
Zu Folgeprogrammen siehe Oehlke 2004.
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(2008). Subjektivität und Sozialität in ihrer Bedeutung für eine menschengerechte Gestaltung von Arbeit und Technik. In: Wohin driftet die Arbeitswelt?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90939-4_3
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