Auszug
Das Kulturmanagement als eigenständiges Lehrfach, Berufsfeld und wissenschaftliche Fachdisziplin verdankt zwar dem kulturpolitischen Paradigma einer Kultur im Verwertungsdruck und als Lebensgestaltung seine Entstehung, doch glücklicherweise markieren die Umstände seiner Geburt nicht die Möglichkeitsbedingungen seiner Existenz. Kaum derzeit von Auflösung bedroht, offenbaren sich allerdings bislang oft unhinterfragte, durch politisch-ökonomischen Legitimationsdruck begründete Inhalte und Profile der Disziplin in der Erosion paradigmatischer Zielsetzungen als fragwürdig.
„Die Gestaltung der Öffentlichkeit als Wegbereitung für künstlerische Visionen und kulturelle Produktionen auf dem Gang zum Publikum ist das Herzstück kulturökonomischer Arbeit, die sich einerseits bestimmter Praktiken und Instrumente aus der Wirtschaft und der pragmatischen Betriebswirtschaftslehre bedient, im übrigen aber auf kulturelle Erfahrungen und kulturelle Fantasie hinsichtlich der Formbarkeit und Entwickelbarkeit von Beziehungsgefügen, Bedeutungsfiguren und Reputationsargumenten in einem weiten öffentlichen Raum angewiesen ist“.1
Das Zitat verweist einerseits auf den Schwerpunkt der Theorieimporte aus Managementtheorie und Betriebswirtschaftslehre, der für die „Import“-Disziplin Kulturmanagement unter dem Druck des Verwertungszwangs Professionalisierung auf kurzem Wege versprach und damit die Profession allererst legitimierte. Allerdings offenbarte sich „am Fall“ regelmäßig die hohe Missbrauchspotenz von auf Fragen der Kulturbewirtschaftung angewendete Modelle der Betriebswirtschaft, da quantitativ (oder spekulativ) orientierte Entscheidungskriterien in Bezug auf den sich qualitativ begründenden Sinn kultureller Inhalte von destruktiver Inkompatibilität sein können.
Bendixen 1998: 246f.
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Görtz, G. (2008). Kulturmanagement in konstruktivistischer Sicht. In: Lewinski-Reuter, V., Lüddemann, S. (eds) Kulturmanagement der Zukunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90915-8_4
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