Auszug
In Zeiten knapper öffentlicher Kassen und zunehmender Privatisierung von Kulturbetrieben hat das Privatrecht eine wichtige Bedeutung für die Erbringung kultureller Dienstleistungen erlangt. So haben private Anbieter inzwischen einen festen Platz in der Kulturlandschaft erobert, und auch öffentlich-rechtlich organisierte Institutionen erbringen ihre Leistungen in der Regel durch privatrechtliche Rechtsbeziehungen wie Arbeitsverträge mit ihren mitwirkenden Künstlern und Werkverträge mit ihrem Publikum. Anders als die unmittelbar den Grundrechten unterworfenen Beziehungen des Öffentlichen Rechts sind privatrechtliche Verhältnisse indes vom Grundsatz der Privatautonomie beherrscht und nur mittelbaren Bindungen an die Grundrechte unterworfen. Es vermag daher zu Konflikten zwischen privater Regelungsmacht und künstlerischer Freiheit zu kommen, die in ihrem rechtlichen Bezugsrahmen Parallelen zu der dem Kulturmanagement inhärenten Dichotomie von kulturellem Anspruch und wirtschaftlicher Rentabilität aufweisen. Für ein Kulturmanagement der Zukunft wird es daher auch darauf ankommen, Sensibilität für die rechtliche Balance zwischen vertraglicher Regelungsmacht und künstlerischer Freiheit zu entwickeln und bei der Organisation und Durchführung von Kulturprojekten und Kultureinrichtungen ein Vertragsmanagement zu entfalten, welches mit den rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen vertraut ist. Am Beispiel des Vertragsrechts geht dieser Beitrag der Frage nach, wo solche Grenzen liegen und wie das Recht die Balance zwischen privater Regelungsmacht und grundrechtlicher Kunstfreiheit definiert.
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Literatur
Pernice, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, Band I, 2. Auflage Tübingen 2004, Art. 5 III (Kunst), Rn. 3.
BVerfGE 30, 173 (191–193); BVerfGE 67, 213 (228).
BVerfGE 81, 278 (292).
Zum Kunstbegriff des Verfassungsgerichts BVerfGE 67, 213 (226 f.); BVerfGE 83, 130 (138); Pernice, in: Dreier, Grundgesetz, Band I, 2. Auflage 2004, Art. 5 III (Kunst) Rn. 18–23; Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Grundgesetz, Band 1, 5. Auflage 2005, Art. 5 Abs. 3 Rn. 302–305.
BVerfGE 30, 173 (189).
BVerfGE 67, 213 (227).
BVerfGE 67, 213 (227).
Bethge, in: Sachs, Grundgesetz, 4. Auflage 2007, Art. 5 Rn. 186; Jarass, in: Jarass/Pieroth, Grundgesetz, 9. Auflage 2007, Art. 5 Rn. 106.
BVerfGE 30, 173 (189); BVerfGE 77, 240 (251); BVerfGE 81, 278 (292); BVerfG, GRUR 2005, 880 (881) — Xavier Naidoo.
BVerfGE 30, 173 (191): Schutz des Verlegers; BVerfGE 36, 321 (331): Schutz des Schallplattenherstellers; BVerfGE 81, 278 (292): Schutz aller Personen, die daran mitwirken, ein Kunstwerk geschäftsmäßig zu vertreiben.
BVerfGE 36, 321 (331); BVerfGE 81, 108 (116).
BVerfGE 7, 198 (205 f.), zu den einzelnen Drittwirkungslehren Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Grundgesetz, Band 1, 5. Auflage 2005, Art. 1 Abs. 3 Rn. 303–318. Zu beachten ist allerdings, dass privatrechtlich organisierte Gesellschaften (GmbH, AG), die von staatlichen Stellen beherrscht werden, nicht als Private anzusehen sind, zu Einzelheiten Dreier, in: Dreier, Grundgesetz, Band I, 2. Auflage 2004, Art. 1 III Rn. 65–70. Zur Kunstfreiheit in kommunalen Kulturbetrieben und der Möglichkeit der Privatisierung Kadelbach, NJW 1997, 1114.
Starck, in: v. Mangoldt/ Klein/ Starck, Grundgesetz, Band 1, 5. Auflage 2005, Art. 5 Abs. 3 Rn. 327.
Dazu Pernice, in: Dreier, Grundgesetz, Band I, 2. Auflage 2004, Art. 5 III (Kunst) Rn. 48 f.; zum Auswahlverfahren der Documenta etwa VG Kassel, NJW 1997, 1177 (1178 f.); Hufen, NJW 1997, 1112.
BVerfGE 7, 198 (205 f.); BVerfGE 42, 143 (148); BVerfGE 103, 89 (100); BVerfG, GRUR 2005, 880 (882) — Xavier Naidoo.
BVerfG, GRUR 2005, 880 (882) — Xavier Naidoo.
Aus jüngster Zeit etwa BGH, GRUR 2005, 788 — Esra; BVerfG, Beschlüsse vom 29.8.2007, Az: 1 BvR 1223/07 — 1 BvR 1226/07 (Contergan), verfügbar unter <www.bundesverfassungsgericht.de>.
Zum Verhältnis zwischen Sacheigentum und Urheberrecht Schack, Kunst und Recht (2004), 8. Kapitel; siehe auch BVerfG, NJW 1984, 1293 (1294).
Aus jüngerer Zeit etwa BGH, GRUR 2005, 583 (584 f.) — Lila-Postkarte.
Vgl. BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster; siehe auch Braun, NJW 1988, 297 (299). Die Entscheidung des BGH bezieht sich noch auf die alte Fassung des § 651 BGB, die Rechtslage bei Auftragkunst ist nach der Neufassung noch nicht geklärt, siehe dazu die folgende Fußnote.
Auch nach der Schuldrechtsreform plädiert die überwiegende Literatur trotz des neuen § 651 BGB für die Anwendung des Werkvertragsrechts auf Auftragskunstfertigung, weil das Werk zwar in einer körperlichen Sache verkörpert sei, der Schwerpunkt aber in der verkörperten geistigen (künstlerischen) Leistung liege, Peters, in: Staudinger, Kommentar zum BGB, Neubearbeitung 2003, § 651 Rn. 14; Schack, Kunst und Recht (2004), Rn. 443; Busche, in: Münchener Kommentar zum BGB, 4. Auflage 2005, § 651 Rn. 12; Sprau, in: Palandt, BGB, 66. Auflage 2007, § 651 Rn. 5; wie hier Metzger, AcP 204 (2004), 231 (248 f., 263).
BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster; zur künstlerischen Gestaltungsfreiheit auch Schack, Kunst und Recht (2004), Rn. 446; rechtsvergleichend Dreier, in: International Sales of Work of Art: Legal Aspects of International Art Trade, Volume IV, 143 (164 f.).
BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster; zur Möglichkeit eines „Kaufs nach Muster“ bei künstlerischen oder wissenschaftlichen Werken auch BGH, NJW 1958, 138 (138).
BGH, NJW 1956, 627 — Kapellenfenster.
Shernoff/ Gage/ Levine, Insurance Bad Faith Litigation, § 1.07 (2007). Großzügiger scheint die Rechtsprechung zu Anstellungsverträgen von Filmschauspielern zu sein, bei der sich ansatzweise eine Garantie künstlerischer Gestaltungsfreiheit ausmachen lässt, Goudal v. Cecil B. DeMille Pictures, 118 Cal. App. 407 (413 f.); 5 P.2d 432; 1931 Cal. App.
OLG Karlsruhe, UFITA 73 (1975), 292.
Siehe Braun, NJW 1988, 297 (298 Fn. 4).
Braun, NJW 1988, 297 (298) zu den Hintergründen des Rechtsstreits.
LG Mannheim, Urt. v. 4. 4. 1973-3 O 1/73, zitiert nach Braun, NJW 1988, 297 (299 Fn. 10).
OLG Karlsruhe, UFITA 73 (1975), 292 (294 f.); kritisch Ott, ZUM 1988, 452 (453).
BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster.
Für eine restriktive Auslegung der Entscheidung des OLG Karlsruhe Ott, ZUM 1988, 452 (453).
Zum deutschen Recht LG Regensburg, NJW 1988, 398. Schack, Kunst und Recht (2004), Rn. 446 deutet eine derartige Vereinbarung als einen unter der aufschiebenden Bedingung der Billigung geschlossenen Werklieferungsvertrag. Dreier, in: International Sales of Work of Art: Legal Aspects of International Art Trade, Volume IV, 143 (165 f.) plädiert dafür, dem Künstler auch bei Nichtgefallen eine gewisse Entschädigung zukommen zu lassen, zumindest wenn die Initiative zur Erstellung des Werkes vom Auftraggeber kam. Der Kauf auf Probe scheint in der Porträtmalerei vor allem in den USA verbreitet zu sein, weil die meisten der dort entschiedenen Fälle zur Fertigung eines Kunstwerks eine vertragliche Vereinbarung zugrunde legen, dass das Kunstwerk (idR ein Porträt) nur bei Gefallen des Auftraggebers bezahlt werden muss, Gibson v. Cranage, 39 Mich. 49, 1878 Mich.; Zaleski v. Clark, 44 Conn. 218 (224), 1876 Conn., siehe dazu auch die Folgeentscheidung Zaleski v. Clark 44 Conn. 397, 1877 Conn.; Pennington v. Howland, 21 R.I. 65, 41 A. 891, 1898 R.I.; Wolff v. Smith, 303 Ill. App. 413, 25 N.E.2d 399, 1940 Ill. App.; Lanier, 12 Cardozo Arts & Entertainment Law Review 191 (203 f.).
RGZ 133, 388 (389). Streng genommen handelt es sich um einen typengemischten Vertrag mit untergeordneten mietvertraglichen Elementen (Überlassung des Sitzplatzes), AG Aachen, NJW 1997, 2058 (2058); AG Herne-Wanne, NJW 1998, 3651 (3651); Fessmann, NJW 1983, 1164 (1165); Sprau, in: Palandt, BGB, 66. Auflage 2007, Einf v § 631 Rn. 28/29; ausführlich Frohn, Die Gestaltung des Einzelbesuchsvertrages für Bühnenveranstaltungen durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (1993), 18–22.
Anderen Regeln folgt der Austausch von Darstellern, der aber idR nicht aus Gründen künstlerischer Gestaltungsfreiheit, sondern aufgrund von Erkrankung, fehlender Verfügbarkeit des ursprünglichen Darstellers u.ä erfolgt, zu den damit verbundenen Fragen Fessmann, NJW 1983, 1164 (1170).
Definition in Anlehnung an Knothe, NJW 1984, 1074 (1075).
AG Bonn, NJW 1983, 1200 (1200f.).
AG Bonn, NJW 1983, 1200 (1201); Fessmann, NJW 1983, 1164 (1171).
AG Bonn, NJW 1983, 1200 (1201).
Siehe die Besprechung von Fessmann, NJW 1983, 1164 (1169), der der Entscheidung beitritt.
Fessmann, NJW 1983, 1164 (1171).
AG Bonn, NJW 1983, 1200 (1201); Fessmann, NJW 1983, 1164 (1169).
Pakuscher, UFITA 93 (1982), 43 (48–51), der allerdings mit der Geschäftsgrundlage des Theaterbesuchsvertrages argumentiert; Knothe, NJW 1984, 1074, 1075; Frohn, Die Gestaltung des Einzelbesuchsvertrages für Bühnenveranstaltungen durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (1993), 48 f.
Knothe, NJW 1984, 1074, 1075, 1078.
Knothe, NJW 1984, 1074, 1076; Frohn, Die Gestaltung des Einzelbesuchsvertrages für Bühnenveranstaltungen durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (1993), 48.
Knothe, NJW 1984, 1074, 1078; Frohn, Die Gestaltung des Einzelbesuchsvertrages für Bühnenveranstaltungen durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (1993), 49.
Kurz, Praxishandbuch Theaterrecht (1999), 4. Teil Rn. 3 f; siehe auch OLG Frankfurt, NJW 2004, 2833 (2834) zur Abfeuerung einer Schreckschusspistole in einem Theaterstück als von der Kunstfreiheit gedecktes und keine Vorwarnung erforderlich machendes Verhalten.
BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster.
OLG Frankfurt, GRUR 1976, 199 (201 f.) — Götterd:ammerung; siehe auch OLG München, NJW 1996, 1157 (1158).
BGH, NJW 1960, 2144 (2146); zur Rechtslage in Kanada siehe etwa Morang and Company v. William Dawson, (1911) 45 S.C.R. 95 (116).
BGH, NJW 1960, 2144 (2146).
Die Regel des § 47 Verlagsgesetz unterscheidet sich allerdings von der Entwurfsfertigung auf anderen Gebieten der Kunst, weil sie vorwiegend dazu dient, die dem Verleger sonst obliegende Vervielfältigungs-und Verbreitungspflicht auszuschließen und ihm das Recht auf mehrere Auflagen zu sichern, während beim normalen Werkvertrag kein Anspruch des Künstlers auf Veröffentlichung besteht, Ott, ZUM 1988, 452 (453 f.).
BGH, NJW 1960, 2144 (2146 f.).
BAG, NZA 2004, 311 (312 f.); dazu auch Joch/Klichwoski, NZA 2004, 302 (303); zur Berücksichtigung der Kunstfreiheit der Oper bei der Entscheidung über das Teilzeitbegehren einer angestellten Musikerin BAG, BB 2004, 2581 (2583).
BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576; siehe auch die vorinstanzliche Entscheidung des LAG Berlin vom 19.5.2006, 6 Sa 118/06 (zitiert nach Juris).
BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576, Rn. 24.
BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576, Rn. 25.
BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576, Rn. 27.
BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576, Rn. 30. Auch eine Kontrolle nach § 308 Nr. 4 BGB kommt nicht in Betracht, weil die Norm nur Änderungen der Leistung des Verwenders der AGB, nicht jedoch der anderen Partei erfasst und weil es nicht um die Änderung, sondern um die Bestimmung der vertraglich geschuldeten Leistung gehe (BAG 13.6.2007, Az. 5 AZR 564/06, BeckRS 2007, 45576, Rn. 31).
LAG Berlin vom 19.5.2006, 6 Sa 118/06 Rn. 21 (zitiert nach Juris) mit Verweis auf BAG 24.8.1983, Az. 7 AZR 64/80, zu II 3 der Gründe.
LAG Düsseldorf, NZA 1993, 411 (412 f.).
BAG, NZA 2004, 2004, 311 (312 f.); dazu Joch/Klichwoski, NZA 2004, 302 (303).
OLG Frankfurt, NZG 1999, 492.
OLG Frankfurt, NZG 1999, 492 (493).
Siehe auch BAG, AP Nr. 8 zu § 1 KSchG 1969 und BAG, AP Nr. 12 zu § 15 KSchG 1969 zum Kündigungsschutz von Musikern trotz künstlerischer Gestaltungsfreiheit des Dienstherrn; BAG, NJW 1985, 2158 (2159) zum Erfordernis der Abmahnung auch bei subjektiv-künstlerischer Schlechtleistung des Arbeitnehmers.
Andeutungsweise Ott, ZUM 1988, 452 (454).
BVerfG, GRUR 2005, 880 (880) — Xavier Naidoo.
OLG Karlsruhe, ZUM 2003, 785; siehe auch BGH, GRUR 1989, 198 — Künstlerverträge.
BVerfG, GRUR 2005, 880 — Xavier Naidoo.
BVerfG, GRUR 2005, 880 (882) — Xavier Naidoo.
BGH, NJW 1971, 556 (557).
BGH, NJW 1971, 556 (567).
BGH, NJW 1971, 556 (557).
BGH, NJW 1956, 627 (628) — Kapellenfenster.
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Heinze, C. (2008). Kunstfreiheit und Vertragsrecht. In: Lewinski-Reuter, V., Lüddemann, S. (eds) Kulturmanagement der Zukunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90915-8_12
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