Auszug
Verkürzt heißt es in einer amerikanischen Studie etwa: Wer keine soziale Einstellung hat oder sogar eine antisoziale Orientierung, wer zu impulsiven Handlungen neigt, wer sich immer schon aggressiv verhalten hat, wem es an Empathie und Frustrationstoleranz mangelt, wer aus einer armen Familie kommt, wer nur geringe emotionale Bindungen an die Eltern hat, wer in der Familie Gewalt erfährt, wer einen hohen Medienkonsum hat, wer in der Schule erfolglos ist, wer keine oder nur eine geringe Bindung an die Schule hat und dort ein negatives Klima erfährt, wer in der Region Armut und in der Nachbarschaft die Anwesenheit von Jugendbanden erlebt, wer in einer Umgebung lebt, wo die Verbrechensrate hoch ist, wo Drogen und Waffen greifbar sind — der wird mit Wahrscheinlichkeit bereits in der Schule zum jugendlichen Gewalttäter (vgl. Hamburg 1998). Unsere Kinder sind belastet wie nie zuvor, ihre Lebensbedingungen sind unsicher, ihre Beziehungen beliebig und wenig verlässlich, ihre Zukünfte verschwommen und daher nicht geeignet, dem schärfer werdenden Konkurrenzdruck standzuhalten. Zu viele Kinder leben in Armut, täglich werden es mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dies in hilfloser Aggression und sinnloser Gewalt zu bewältigen, weil andere Problemlösungsmöglichkeiten nicht gekannt sind, nimmt mit dem Ausmaß der Verunsicherung zu. Wir alle haben Erfahrung mit dieser Form der Gewalt: in kleinem, in größerem und in erschreckendem Ausmaß, wenn wir die rechtsextremistischen Jugendbanden und ihre Erbarmungslosigkeit im Umgang mit anderen Menschen wahrnehmen.
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Literatur
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Thurn, S. (2008). Emotionale, soziale und kommunikative Bildung durch Teilhabe an Verantwortung. In: Rohlfs, C., Harring, M., Palentien, C. (eds) Kompetenz-Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90909-7_10
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