Auszug
In den 1990er Jahren wurde angesichts des deutlichen Anstiegs der Armutsbetroffenheit von Kindern der Begriff der „Infantilisierung der Armut“ (vgl. Hauser 1997: 76) geprägt. Heute, nach mehr als einer Dekade, muss von der Verstetigung des Phänomens „Kinderarmut gesprochen werden: Kinder sind nach wie vor die am häufigsten von Armut betroffene Altersgruppe. Parallel dazu zeigte sich in der deutschen Armutsforschung ein erhebliches Erkenntnisdefizit. Denn diese streifte die Problemlagen von Mädchen und Jungen, die in Armut aufwachsen, allenfalls am Rande: Sie wurden entweder als Armutsrisiko oder als Mitbetroffene oder gar nicht thematisiert. Dass Armut bei Kindern ein eigenes Gewicht zukommt, welches wesentlich geprägt ist von gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen, von den Verteilungsstrukturen innerhalb der Familien sowie den individuellen Potenzialen der Eltern, blieb ebenso unbeachtet. Gleiches gilt für die Fragen, wie Armut auf Minderjährige wirkt, welche mittel-und langfristigen Perspektiven sich armen Mädchen und Jungen eröffnen und welche Chancen der Bewältigung diese besitzen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Holz, G. (2008). Kinderarmut und familienbezogene soziale Dienstleistungen. In: Huster, EU., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. (eds) Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90906-6_27
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