Auszug
Geld ist faszinierend. Für die meisten Menschen gilt dies wegen der Kaufkraft, wegen der Erwartung, alles damit erreichen zu können, und auch wegen der Macht, die Geld zugeschrieben wird: „Geld regiert die Welt!“ Doch das, was mit Geld vermeintlich oder wirklich anzufangen ist, interessiert soziologisch weniger; viel eher das, wie Menschen in ihrer Orientierung an Geld handeln. Denn sozialwissenschaftlich geht es um Beschreibung, Analyse und Erklärung des menschlichen Handelns und dessen Wirkungen. Doch Geld als eigenständiges Thema wird in zeitgenössischen Büchern über soziologische Grundoder Hauptbegriffe gar nicht bzw. angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung von Geld nur unangemessen behandelt. Christoph Deutschmann resümiert wohl auch deshalb: „Die Aufmerksamkeit, die das Thema Geld in der Poesie immer genossen hat, hat in der Wissenschaft freilich bis heute nur wenig Widerhall gefunden.“ (Deutschmann 2002: 7) Das ist ein Manko, weil eine besondere Beachtung der allgemeinen Orientierung an Geld zumindest in den sogenannten postindustriellen oder ‚Überflussgesellschaften‘ einen wachsenden Anteil des Handelns der Menschen zutreffend zu erfassen, zu analysieren und zu erklären ermöglicht. Deutschmann fährt fort: „Auch der ‚Kollege von nebenan‘, nämlich der Ökonom, weiß zum Geld nicht allzu viel zu sagen.“ (Deutschmann 2002: 7)
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Literatur
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Kellermann, P. (2008). Soziologie des Geldes. In: Maurer, A. (eds) Handbuch der Wirtschaftssoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90905-9_16
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