Auszug
Die Bundesrepublik Deutschland hat eine lange Tradition für Koalitionsregierungen und die Deutschen mochten solche Regierungen bisher durchaus. Eine Volkspartei regiert mit einer kleineren Partei, das war das Grundmodell. Waren dies ganz am Anfang von 1949 bis 1966 jeweils unionsgeführte Mitte-Rechts-Koalitionen, die zwar den Wahlergebnissen entsprachen, jedoch sehr stark von den Parteieliten geformt wurden, konnte sich das Modell später durchaus auf den Willen der Mehrheit berufen: Man wollte zwar eine der großen Volksparteien in der Regierung, aber immer auch einen Korrekturfaktor in Form einer kleinen Partei. Das gilt auch für die sozialliberale Koalition aus SPD und FDP von 1969 bis 1982, die Wiederauflage der Mitte-Rechts-Koalition von 1983 bis 1998 und die moderate Links- Koalition aus SPD und Grünen von 1998 bis 2005. Dazwischen lag sozusagen aus Versehen — zumindest aus der Sicht der Wählerinnen und Wähler — die erste Große Koalition von 1966 bis 1969, eine Entscheidung der Parteieliten, wie eh und je, nicht eine der Wähler.
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Kornelius, B., Roth, D. (2008). Regierungswechsel = Stimmungswechsel? Pragmatischer Realismus nach der Bundestagswahl. In: Tenscher, J., Batt, H. (eds) 100 Tage Schonfrist. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90902-8_4
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