Auszug
„Man muss keine Jugendfehler ins Alter hineinnehmen; denn das Alter führt seine eigenen Mängel mit sich“. So zitiert Johann Peter Eckermann den 75- jährigen Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1824 (Eckermann o. J. 1824, 122). Und so mag in diesem kurzen Beitrag der Mangel zum Gewinn werden: der Verzicht auf detaillierte Rechtfertigungen (die jungen Wissenschaftlern abverlangt, alten aber nicht mehr aufgezwungen werden) zur Chance für die Lesenden, sich auf wissenschaftstheoretische Binsenweisheiten im Gefolge der europäischen Aufklärung nachdenklich einzulassen. Um sie zu legitimieren hilft abermals der 75-jährige Goethe, notiert vom Protokollführer: „Man treibt auf Akademien viel zu viel, und gar zu viel Unnützes. Auch dehnen einzelne Lehrer ihre Fächer gar zu weit aus, bei weitem über die Bedürfnisse der Hörer[…]. Das eine wird über das andere unterlassen und vergessen. Wer klug ist, lehnet daher alle zerstreuenden Anforderungen ab“ Johann Peter Eckermann hatte ihn zu dieser Altersweisheit, die durchaus ihre „Mängel mit sich führt“, provoziert: „Ich habe“, hatte er zu Goethe gesagt, „bei Heeren alte und neue Geschichte gehört, aber ich weiß davon kein Wort mehr“. (Eckermann o. J., 85/86) Darum soll hier zugespitzt formuliert und mehr als hinreichend zitiert, also Nachdenklichkeit provozierende didaktische Reduktion angeboten werden.
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Holtmann, A. (2008). Die Ideale der Aufklärung als historischer Ausgangspunkt für eine europäische Bürgerschaftsbildung. In: Lange, D. (eds) Migration und Bürgerbewusstsein. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90881-6_11
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