Das Normalitätsverständnis im sozialpsychiatrischen Alltag — Expertendiskurse im Kontext von Enthospitalisierungsprojekten

Auszug

Im Zuge einer explorativen Studie zu Enthospitalisierungsprozessen¹ wurden Experten der psychosozialen Versorgung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihren Einschätzungen und Erfahrungen beim Aufbau gemeindenaher Wohnprojekte für psychisch kranke Menschen befragt. Das Interesse war dabei auf die Entwicklung nachbarschaftlicher Beziehungen und auf Bedingungsfaktoren in diesem Prozess gerichtet. Die eingesetzte Delphi-Technik — ein mehrstufiges Verfahren, bei dem sich Befragungen und Rückspiegelung der Befragungsergebnisse im Sinne von Rückkopplungsschleifen abwechseln — diente der Sammlung und Verdichtung des Expertenwissens. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass die Befragten zu anderen, darunter auch konträren Positionen im Spektrum der Expertenmeinungen Stellung beziehen, die Argumente dadurch präziser gefasst und die Bedeutung variierender Rahmenbedingungen besser herausgearbeitet werden können. Die im Folgenden bearbeitete Fragestellung konzentriert sich auf einen Aspekt der Enthospitalisierungsdebatte — die im Zusammenhang mit der Reintegration psychisch kranker Menschen verbreitete Zieldimension der Normalität.

DFG-Studie zu Enthospitalisierungsprozessen chronisch psychisch kranker und geistig behinderter Langzeitpatienten (2000–2003) als Kooperationsprojekt der Universitäten Bielefeld und Erlangen-Nürnberg. Projektleiter: Prof. G. Albrecht, Prof. M. Stosberg: Fachbeirat: Prof. T. Becker, leipzig, Dr. N. Pörksen, Bielefeld; PD Dr. B. Vieten, Paderborn, vgl. Albrecht et al. 1994, 1995, 1999.