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Zur Theorie der technischen Grundlagen

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Auszug

ZunÄchst werden die Konstitutionsbedingungen der medial basierten, kooperativen Produktionsform der F/OSS untersucht, und zwar anhand des Arbeitsgegenstandes, der Software. Die Formen der Softwareproduktion können denen der herkömmlichen Wissens- und Warenproduktion gleichen, etwa in wissenschaftlichen Instituten und Laboren oder privaten Unternehmen. Aber wenn die These stimmt, da\ F/OSS eine spezifisch neue Form der produktiven Kooperation und (Selbst-)Organisation ist, die sich in anderen Bereichen so nicht entwickelt (hat), liegt die Vermutung nahe, da\ spezielle Eigenschaften des produzierten ›Gegenstandes› diese neue Form der Produktion ermöglichen. Die leitende Frage für diesen Abschnitt ist jedoch nicht, inwiefern der Arbeitsgegenstand die Kooperationsform vorgibt, sondern welche Spezifika der Software die Wahrscheinlichkeiten für eine neue Kooperationsform erhöhen oder senken. Im Folgenden geht es also um die Analyse der spezifischen Eigenschaften von Software, die F/OSS ermöglichen und damit auch rahmen.

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References

  1. „Wenn die Zahlen auf ihre einfachsten Prinzipien wie 0 und 1 reduziert werden, dann herrscht überall eine wunderbare Ordnung.“ (Leibniz 1703)

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  2. Der von Marx beschriebene „moralische Verschlei\“ (Marx 1979: 426 ff.) findet natürlich trotzdem statt, vor allem durch die Kopplung an Hardware und durch die rapide Entwicklung derselben.

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  3. Von den mythischen und legendÄren Leistungen einzelner Genies wird hier abgesehen. So soll beispielsweise Seymour Cray ein komplettes Betriebssystem in BinÄrcode geschrieben und eingegeben haben (vgl. Lundstrom 1987).

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  4. Zur unaufhebbaren KomplexitÄt der Software und der Softwareentwicklung und der damit verbundenen Schwierigkeiten vgl. generell Brooks (2001) und insbesondere den darin aufgenommenen, in der Informatik vieldiskutierten Aufsatz „No silver bullet“ (Brooks 2001: 177–203).

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  5. Für standardisierte Software (etwa Officeanwendungen) ist dieser Proze\ auf Seiten der Produktion weniger problematisch, er funktioniert über Nutzerbilder (vgl. Hofmann 1997). Das produziert aber auf der Anwenderseite entsprechend einseitige übersetzungsprobleme. Die vorgegebenen Handlungsmuster müssen übernommen und in den eigenen Arbeitsablauf integriert werden.

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  6. Dabei sind die Bestimmungen dieses Begriffs bei Lévi-Strauss sehr nah an der handwerklichen TÄtigkeit oder einer materiellen Technik orientiert: der Bastler werkelt mit seinen HÄnden und verwendet Mittel, „die im Vergleich zu denen des Fachmanns abwegig sind.“ (ebd.) Dieser Teil der Begriffsbestimmung ist für die die symbolischen TÄtigkeiten der F/OSS nicht zu gebrauchen.

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  7. Das wurde und wird auch praktiziert vgl. Honsig (2006) und die Webpage http: //www.theoscarproject.org.

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  8. Für eine Analyse der Technik in kulturalistischer Hinsicht und in besonderer Berücksichtigung der in der Technik inhÄrenten Macht-und PraxisphÄnomene vgl. Hörning 1995. Für eine eingehendere Entwicklung der „kulturellen Inszenierungen des Computers“ vgl. auch Dollhausen und Hörning 1996.

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  9. Der Rahmen ist keineswegs deckungsgleich mit den umgesetzten Intentionen der Entwickler, sondern im Normalfall durchaus weitergesteckt, vgl. wiederum Degele 1995.

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  10. Wobei anzumerken ist, da\ in der vorliegenden Untersuchung die reine Nutzerperspektive keine Rolle spielt, sondern dieses VerhÄltnis nur aus Sicht der auch anwendenden Entwickler thematisiert wird. Im folgenden empirischen Teil wird nur die Entwicklerseite analysiert. Die Einbindung der Anwendenden in die Analyse, sowohl in Bezug auf den Diskurs als auch in Bezug auf die je konkrete Nutzung und die Einbindung in den Produktionsproze\ bleibt ein Desiderat. Vgl. dazu die ansatzweisen Beschreibungen von Raymond (2001b), die allerdings auch aus der Entwicklerperspektive erfolgen.

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  11. Eine Konzentration auf den Aspekt des Computers als Medium, wie etwa von Winkler (1997) oder Bolz et al. (1994) versucht, vernachlÄssigt die Steuerungsfunktionen des Computers, die gerade in betrieblichen und staatlichen Einsatzfeldern zentral sind.

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  12. Für die Analyse der Programmierbarkeit aufgrund dieser Diskretheit und im VerhÄltnis zu EffektivitÄt und EntwicklungsfÄhigkeit vgl. Conrad 1995; Kittler 1993b.

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  13. Zu den Schichtmollen für den Computer vgl. auch Heintz 1993: 241 ff., Kittler 1993b, Esposito 1993: 349 f. und Esposito 2002: 296 f..

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  14. “Representation is in the mind of the beholder.38 There is nothing in the design of the machine or the operations of the program that depends in any way on the fact that the symbol structures are viewed as representing anything at all.“ (Winograd und Flores 1986: 86)

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  15. Dieser konstruktivistische ReprÄsentationsbegriff ist explizit abgesetzt von dem für die Forschungen zur sog. Künstlichen Intelligenz ma\geblichen ReprÄsentationsbegriff der „Philosophy of Mind“ vgl. zur Kritik des letzteren Putnam 1988; Schneider 1992; Metzinger 1993; Winograd und Flores 1986: 72 ff.

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  16. Ein Konzept, das zusammen mit der heutzutage ebenfalls allgegenwÄrtigen sog. „Maus“ in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter anderem von Douglas C. Engelbart entwickelt wurde vgl. Engelbart und English 1968.

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  17. Zum Wechsel von IBM-Technik, die eine potentielle Transparenz der verschiedenen Ebenen versprach, zur alles überdeckenden Mac-OberflÄche vgl. Turkle 1999: 41 ff..

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  18. Kittler analysiert solche verschiedenen Ebenen als machtförmige Instrumente, die „eine ganze Maschine ihren Benutzern“ (Kittler 1993b: 233) entzieht und sieht entsprechend nur noch produzierte „Untertanen von Microsoft“ (Kittler 1993c: 211). Da sich alle Ebenen letztendlich auf die Hardware zurückführen lassen, gibt es, so seine starke These, letztendlich keine Software. (Dreht man das Argument, kann mit demselben Recht behauptet werden, es gibt keine Hardware.) Seinen Vorschlag, die Soziologie von den Chiparchitekturen her aufzubauen, führt er schon durch seine eigene ProgrammiertÄtigkeit zur Umgehung des „Protected Mode“ ad absurdum, mit der er sich der Unterwerfung durch die Hardware entzieht. Einem solchen Technikdeterminismus bleibt letztendlich nur die Flucht in die Subversion. Strukturell Ähnlich argumentiert Baudrillard, der allerdings als zusÄtzlichen Ausweg noch die reaktionÄre Romantik einer gabentauschenden Gesellschaft pflegt, vgl. Sebald 2004.

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  19. „Un langage parfaitement distinct permettrait un discours entièrement clair: cette langue serait en elle-mÊme une Ars combinatoria. [Eine völlig distinkte Sprache würde eine gÄnzlich klare Rede gestatten. Diese Sprache wÄre in sich selbst eine Ars combinatoria]“. (Foucault 1966: 217 (256 der dt. Ausgabe))

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  20. Luhmann schlÄgt aus diesem Grund vor, die Begriffe „Zeichen“ und “Symbol“ aufzugeben, und statt dessen von Formen zu sprechen (Luhmann 1997: 530, Fn. 200).

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  21. Da\ sich auch in Computersprachen Synonyme und Redundanzen entwickeln, wie Kittler (1993c: 222 f.) zeigt, ist ihrer menschengemachten historisch-technischen Entwicklung geschuldet. Deswegen wird aber keinswegs der „heilige Unterschied zwischen Alltagsprachen und formalen Sprachen“ eingeebnet (ebd.). Es fehlt nach wie vor die Bedeutungsebene dieser Signifikanten für die Maschine.

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  22. Für die historische Rekonstruktion der Entstehung dieser Formalisierung vgl. KrÄmer 1988, KrÄmer 1991 und Heintz 1993. Für eine philosophische und kulturkritische Betrachtung dieser Formalisierung vgl. Husserl 1992.

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  23. Vgl. dazu auch Winkler 1997: Kap. 6, der den Begriff der Isolation als Zentrum seiner Analyse der Computer(medien) stellt, und aus einer psychoanalytischen Deutung daraus auch die geschlechtliche Differenz in der Computernutzung erklÄrt.

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  24. Für eine Kritik der systemtheoretischen Medienkonzeptionen vgl. Renn 2006.

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  25. Vgl. zu dieser Argumentation auch Heidegger (2001: 75), bei dem das Zuhandene erst im „Bruch“ sichtbar wird, JÄger (2003), der Kommunikation und Medien als ein Pendeln zwischen den ZustÄnden „Störung“ und “Transparenz“ beschreibt und Bolter und Grusin (2000: 18), die Medien als Oszillation zwischen „immediacy and hypermediacy, between transparency und opacity“ begreifen.

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  26. Dabei spielen gerade für diesen Proze\ der Re-personalisierung in der F/OSS ergÄnzende mediale Formen eine wichtige Rolle: etwa die Homepage des Entwicklers oder sogenannte „Weblogs“ oder „Blogs“, also im World Wide Web (WWW) veröffentlichte Tagebücher. Gerade die Möglichkeit der Chiffrenexistenz zeitigt die Gegenposition der authentischen Persönlichkeit, vgl. dazu Sebald (2007).

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  27. In kleinrÄumigen ZusammenhÄngen von wissenschaftlichen Instituten und grö\eren Unternehmen hat diese Form der kooperativen Softwareentwicklung durch Austauschen des Quelltextes durchaus funktioniert, etwa am MIT oder in Berkeley, vgl. Levy 2001; McKusick 1999.

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  28. Vgl. dazu auch die Beschreibung von (Stegbauer 2001: 24 ff.). Generell zum Medium E-Mail vgl. auch Buck (1999); Rudy (1996).

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  29. “Be careful when you put yourself out there in an electronic forum. Your typos and errors of grammar will haunt you forever.” (Torvalds und Diamond 2001: 106)

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(2008). Zur Theorie der technischen Grundlagen. In: Offene Wissensökonomie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90848-9_2

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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