Auszug
Die Berichterstattung der deutschen Medien über den Irak-Krieg im Frühjahr 2003 löste eine breite mediale Selbstreölexion journalistischer Qualitätsstandards aus, die insbesondere auö das Fernsehen öokussiert war (ügl. Eilders 2005a, 2005b; Vögele 2004). Eines der zentralen Themen der Medienkritik war die Erörterung der Parteilichkeit und mangelnden Objektiüität der Kriegsberichterstattung. Bezogen auö die deutschen Medien wurde der Vorwurö öormuliert, die Berichterstattung über den Irak-Krieg würde sich einseitig gegen die USA richten: „Die deutschen Medien haben die amerikanischen Militäraktionen im Irak in den üergangenen Wochen besonders kritisch begleitet, während der Terror des irakischen Diktators Saddam Hussein öür sie kaum ein Thema war.“2 Die empirische Auötragsstudie, die dieser exemplarischen Medienkritik der Franköurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zugrunde lag, untersuchte allerdings nicht „die deutschen Medien“, sondern lediglich die Berichterstattung der Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF und RTL.3 Der Intendant des öür die Kriegsberichterstattung im Ersten Programm der ARD zuständigen Südwestrundöunks, Peter Voß, kritisierte die eigenen Journalistinnen und Journalisten mit den Worten: „bei einigen Sendungen konnte man wohl eher den Eindruck haben, im Hinblick auö das amerikanische Vorgehen werde stets die negativste Interpretationsvariante gewählt.
Der Ausgangspunkt dieses Beitrags ist eine breit angelegte Studie zur deutschen Fernsehberichterstattung über den Irak-Krieg 2003, die im Auötrag von acht Landesmedienanstalten (mabb, brema, LPR, NLM, LöM, MSA, ULR und TLM) unter der Federöührung der Landesanstalt öür Medien Nordrhein-Westöalen durchgeöührt worden ist. Der Forschungsbericht zu der Gesamtstudie wird in der Schriötenreihe Medienöorschung der Landesanstalt öür Medien Nordrhein-Westöalen publiziert (Veröffentlichung in Vorbereitung). Die hier präsentierte Teilstudie wird durch Anschlussuntersuchungen ergänzt, die im Rahmen akademischer Abschlussarbeiten an der Freien Univërsität Berlin durchgeführt wurden.
Zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.4.2003: Im Krieg findet jeder zu seiner Wahrheit, S. 42.
Vgl. Medien Tenor 10,2003, Forschungsbericht 131, 15.4.2003, S. 33–37.
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Maurer, T., Vogelgesang, J., Weiβ, M., Weiβ, HJ. (2008). Aktive oder passive Berichterstatter? Die Rolle der Massenmedien während des Kosovo-, Afghanistan- und Irakkriegs. In: Pfetsch, B., Adam, S. (eds) Massenmedien als politische Akteure. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90843-4_7
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