Auszug
Das folgende Schlusskapitel stellt den Versuch dar, die vielfältigen Verweisungszusammenhänge zwischen den diskutierten drei Schwerpunkten der Arbeit — Struktur/gesellschaftliches Mandat/psychische Kosten professionellen Lehrer-Handelns — unter der Perspektive der beiden anthropologischen bzw. sozialphilosophischen Grundparadoxien der Pädagogik noch einmal vertiefend zu erörtern, um kritische Tendenzen ebenso wie verbleibende Handlungsspielräume sichtbar zu machen.
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References
Kohut benutzt den „Verdinglichungs“-Begriff nicht; zu seiner aktuellen Problematik aus anerkennungstheoretischer Sicht: vgl. Honneth 2005
Anna Freud hat entsprechende Zusammenhänge im Kontext aggressiver Verwahrlosungserfahrungen unter dem Titel „Identifikation mit dem Aggressor“ aufgezeigt. Das von seinen häuslichen Erziehungsberechtigten willkürlich misshandelte Kind neigt dazu, sich selbst „die Schuld“ zu geben, um damit die Vorstellung liebevoller Pflegepersonen vor sich selbst zu retten und sich mit deren Aggression im Sinne eines Verständnisses von positiver Machtausübung zu identifizieren (Freud, A. 1936).
„Professionalität ist“ wie Ewald Terhart feststellt, „ein berufsbiographisches Entwicklungsproblem“ (Terhart 2003, 373, s. auch Dlugosch 2003). Daraus folgt für ihn zunächst, dass sich das Schwergewicht der Konzentration von der Lehrerausbildung auf die berufsbegleitende Lehrerweiterbildung verschiebt, aber auch, dass kollegiale Kooperation zunehmend wichtig wird (Terhart 1997).
Dietrich Benner diskutiert den Problemkontext anders als ich dies hier tue, wenn er von einer unvermeidlichen Negativität pädagogischer Erfahrung ausgeht. Dabei gelangt er zu der Forderung einer öffentlichen Lernkultur zur Unterstützung der innerpädagogischen: „Negative Erfahrungen gibt es nicht nur in pädagogischen Kontexten, sondern auch in allen Bereichen menschlichen Denkens und Handelns. Erst hieraus gewinnen sie ihre über pädagogische Lehr-Lern-Prozesse hinausweisende, allgemeine bildende Bedeutung. Es kommt daher darauf an, in modernen Gesellschaften eine öffentliche Lernkultur zu entwickeln, die dem Arrangement, der Thematisierung und der Auseinandersetzung mit negativen Erfahrungen im Erziehungssystem und in den Institutionen der Ausbildung von Pädagogen jene Bedeutung zuerkennt, die ihnen im Rahmen von Lern-und Bildungsprozessen zukommt.“ (Benner 2005, 15, Herv. v. mir) Ich kann ihm im Letzteren nur Recht geben.
Benner (2005, 15) rechnet „unverzichtbar“ zur Ausbildung von Pädagogen, „dass sich angehende Erzieher und Lehrer mit den in ihren eigenen Lernprozessen vergessenen Irritationen auseinandersetzen und diese sowohl biographisch als auch theoriegeleitet aufarbeiten.“ Dies gilt sinngemä\ auch für die berufsbegleitende Weiterbildung.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissensschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Profession ohne Vergangenheit — und Zukunft?. In: Lehrerprofession. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90835-9_5
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