Auszug
Merton sieht abweichendes wie auch konformes Verhalten als Produkt der Sozialstruktur. Sein Ziel ist es zu untersuchen, in welcher Weise die soziale und kulturelle Struktur auf Personen in unterschiedlichen Situationen in dieser Struktur einen Druck ausübt, sich sozial abweichend zu verhalten. Seine zentrale These ist, dass das Abweichen von institutionalisierten Erwartungen als Ergebnis des Auseinanderfallens von kulturell bedingten, grundlegenden Motivationen einerseits und der schichtbedingten beschränkten Verwirklichungschancen anderseits zu betrachten ist26. Als Anomie bezeichnet Merton den Zusammenbruch der kulturellen Struktur, der besonders dort erfolge, wo eine scharfe Diskrepanz bestehe zwischen kulturellen Normen und Zielen einerseits und den sozial strukturierten Möglichkeiten, in Übereinstimmung damit zu handeln, anderseits. Daraus folge eine Tendenz zum Zusammenbrechen der Normen, zur Normenlosigkeit27. Merton selbst sagt, sein Ansatz sei rein soziologisch. Er betrachte die unterschiedliche Häufigkeit abweichenden Verhaltens, nicht sein Auftreten überhaupt28. Damit stellt er klar, dass das Individualverhalten sowie unterschiedliche Persönlichkeitstypen nicht Gegenstand seiner Erklärungsebene sind. Einzuordnen ist dieser Ansatz daher als sozio-strukturelle Theorie auf der Makroebene. Es wird deutlich, dass die Anomietheorie auf grundlegenden Begriffen der Soziologie wie Verhalten, Sozialstruktur, kulturelle Struktur, sozialer Druck, Normen und Ziele basiert. Diese gilt es, im Verlauf der Arbeit mit Inhalt zu füllen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Die Anomietheorie von Robert K. Merton. In: Sozialstruktur und Gender. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90809-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90809-0_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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