Auszug
Der Umgang demokratischer politischer Systeme mit gesellschaftlicher und politischer Komplexität gehört zu den Problemen, die für Luhmanns Verständnis von Demokratie von einschneidender Bedeutung sind, wie in den vorangegangenen Ausführungen immer wieder verdeutlicht worden ist. Der Komplexitätsbegriff gewinnt damit einen wichtigen demokratietheoretischen Stellenwert, der ähnlich groß ist wie die Begriffe Gleichheit, Freiheit oder Gerechtigkeit in den „klassischen“ Demokratietheorien. Während diese jedoch die Komplexitätsproblematik nur sehr stiefmütterlich behandeln, sieht man einmal von wenigen Ausnahmen ab, hat ihr Luhmann die theoretische Bedeutung eingeräumt, die ihr für das Verständnis moderner Gesellschaften gebührt. Für ihn ist Komplexität nicht nur ihr zentrales Kennzeichen, sondern „zugleich das letzterreichbare Bezugsproblem der funktionalen Forschung“ (Luhmann 1973c: 3). Er betont deshalb auch den prinzipiellen Gleichklang von Demokratie und Komplexität. Ein politisches System ist demnach um so komplexer, je demokratischer es ist. Und je demokratischer ein politisches System ist, desto größer ist auch seine Komplexität. Gesellschaftliche und politische Komplexität und Demokratie stützen sich somit gegenseitig und setzen sich wechselseitig voraus. Komplexität ist also eine zentrale Voraussetzung von Demokratie, die ihrerseits Komplexität schafft und garantiert, die wiederum Demokratie möglich macht.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Demokratie, Komplexität und Systemrationalität. In: Systemtheorie der Demokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90806-9_11
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15644-6
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