Auszug
Ewald Terhart hat mit seinem Aufsatz „Organisation und Erziehung. Neue Zugangsweisen zu einem alten Dilemma“ (ZfPäd 2/1986) vor etwa zwanzig Jahren einen Anstoß dazu gegeben, neu über das lange Zeit als Antagonismus behandelte Verhältnis von Organisation und Erziehung nachzudenken. Die damals aus organisationstheoretischer Perspektive angestoßene Diskussion wurde seither intensiv weitergeführt. In neueren schulischen Organisationstheorien wird die Schule nicht länger idealtypisch als eine bürokratische Organisation (etwa im Sinne des Modells von Max Weber) verstanden. Sie wird vielmehr etwa bei Fend (1986) als „pädagogische Handlungseinheit“ konzipiert — wenn auch anfangs noch programmatisch —, in der die Verantwortlichen durch ihr Handeln die Institution erst mit Leben erfüllen. Es ist in diesem Zusammenhang zu überprüfen, inwieweit vor dem Hintergrund neuerer Organisationstheorien tatsächlich die Lehrer als Professionelle und der Lehrerberuf als Profession zu bezeichnen sind. Um die Entwicklung aufzuzeigen, möchte ich die Terhartsche Problemkennzeichnung von 1986 zum Ausgangspunkt nehmen und daran anschlie—end einige Entwicklungslinien schulischer Organisationstheorien sowie der historischen Bildungsforschung und der empirischen Lehrerforschung ansprechen, die heute füir eine veränderten Einschätzung angeführt werden.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Wenzel, H. (2008). Vom Antagonismus zur Harmonie? Lehrerprofessionalität im Spiegel schulbezogener Organisationstheorien und neuerer Lehrerforschung. In: Helsper, W., Busse, S., Hummrich, M., Kramer, RT. (eds) Pädagogische Professionalität in Organisationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90777-2_2
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