Auszug
Der Betreuung von Menschen mit Behinderungen war in den europäischen Ländern über die Jahrhunderte hinweg als Aufgabe in den Heimatgemeinden der Menschen mit Behinderungen angesiedelt und wurde dort vor allem im familiären Kontext erbracht. Gleichzeitig waren Menschen mit Behinderungen bereits seit dem Mittelalter immer wieder von Ausgrenzung betroffen. Im 19. Jahrhundert begann die systematische Aussonderung von Menschen mit Behinderungen, sie wurden vor allem aus „zweckrationalen Gründen“ (Dörner 2000: 1) aus ihren Heimatgemeinden entfernt und dauerhaft von dort ferngehalten. Waren zunächst auch karitativ-mildtätige Motivationen für die Unterbringung in Anstalten ausschlaggebend, so wurde im weiteren Verlauf immer mehr die Argumentationslinie handlungsleitend, die Gesellschaft vor Menschen mit Behinderungen schützen zu müssen, indem die „gemeingefährlichen Irren und Idioten aus der Öffentlichkeit zu entfernen“ (Bradl 1991: 583) seien. Dies verknüpfte die Betreuung von Menschen mit Behinderungen mit einer ordnungspolitischen Dimension. Das 19. Jahrhundert steht nicht nur in Deutschland, sondern auch in England und Schweden für den Beginn einer systematisch institutionalisierten Unterbringung von Menschen mit geistiger Behinderung in großen, zentralisierten Anstalten, die aus Gründen der Rationalisierung in den Zuständigkeitsbereich überörtlicher staatlicher Verwaltungseinheiten fielen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008
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(2008). Wegbereiter der Gemeinwesenorientierung. In: Community Care und Menschen mit geistiger Behinderung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90770-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90770-3_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15650-7
Online ISBN: 978-3-531-90770-3
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