Auszug
Der Sozialraum eines Stadtteils oder Wohnquartiers lässt sich als geografisch abgrenzbarer Wohnbereich definieren (vgl. Riege/Schubert 2005). Zu ihm gehören auch die Lebenswelten der Bewohnerinnen und Bewohner, die über subjektive Zuschreibungen und Bedeutungen erzeugt werden. Die sozialen Räume prägen die Bedingungen der lebensweltlichen Integration nach Migrationsprozessen. Dies ist besonders in kulturell heterogenen Wohnquartieren bedeutsam; wichtige Ankerpunkte bilden dort:
-
die gebaute Umwelt als Gegenstand der Identifikation,
-
die Freiflächen als Territorien möglicher Aneignung,
-
die gelebte Nachbarschaft als tragendes Beziehungsnetzwerk,
-
die Einrichtungen der sozialen und kulturellen Infrastruktur sowie die lokalen Organisationen als Orte der Vermittlung und Überwindung von Fremdheit.
Gehemmt wird die Integration hingegen von einer Differenz kultureller Regelsysteme zwischen autochthonen und allochthonen Bevölkerungsgruppen — insbesondere in den Sozialräumen marginalisierter Stadtquartiere. Dies äußert sich häufig in der Gestalt von Nutzungskonflikten, kontroversen Begegnungsformen im öffentlichen Raum und umstrittenen Formen seiner Aneignung. Die Konflikte stellen aber kein „Importgut“ der Einwandererbevölkerung dar, sondern sind — in der Tradition der Chicagoer Schule der Stadtethnografie — genuiner Teil der urbanen Kultur und Ordnung.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Elias, Norbert/ Scotson, John L. (1990): Etablierte und Außenseiter. Frankfurt am Main.
Enzmann, Dirk/ Brettfeld, Karin/ Wetzels, Peter (2004): Männlichkeitsnormen und die Kultur der Ehre. Empirische Prüfung eines theoretischen Modells zur Erklärung erhöhter Delinquenzraten jugendlicher Migranten. In: Karstedt, Susanne/ Oberwittler, Dietrich (Hrsg.): Soziologie der Kriminalität. Sonderheft 43 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Wiesbaden, S. 264–287.
Goffman, Erving (1971): Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation. Frankfurt am Main.
Goffman, Erving (1974): Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung. Frankfurt am Main.
Hüttermann, Jörg (2000): Der avancierende Fremde. Zur Genese von Unsicherheitserfahrungen und Konflikten in einem ethnisch polarisierten und sozialräumlich benachteiligten Stadtteil. In: Zeitschrift für Soziologie, 29. Jg., S. 275–293.
Lewis, Dan/ Salem, Greta (1986): Fear of Crime. Incivility and the Production of Social Problem. New Brunswick.
Lindner, Rolf (2004): Walks on the Wild Side. Eine Geschichte der Stadtforschung. Frankfurt/New York.
Mansel, Jürgen/ Albrecht, Günter (2003): Migration und das kriminalpolitische Handeln staatlicher Strafverfolgungsorgane. Ausländer als polizeilich Tatverdächtige und gerichtlich Abgeurteilte. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 55. Jg., S. 679–715.
Riege, Marlo/ Schubert, Herbert (Hrsg.) (2005), Sozialraumanalyse — Grundlagen, Methoden, Praxis. Wiesbaden, 2. verbesserte Auflage.
Schmitt-Rodermund, Eva/ Silbereisen, Rainer K. (2004) „Ich war gezwungen, alles mit der Faust zu regeln“ Delinquenz unter jugendlichen Aussiedlern aus der Perspektive der Entwicklungspsychologie. In: Karstedt, Susanne/ Oberwittler, Dietrich (Hrsg.): Soziologie der Kriminalität. Sonderheft 43 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Wiesbaden, S. 240–263.
Schubert, Herbert (2000): Städtischer Raum und Verhalten. Zu einer integrierten Theorie des öffentlichen Raums. Opladen.
Sennett, Richard (2002): Respekt im Zeitalter der Ungleichheit. Berlin.
Skogan, Wesley G. (1990): Disorder and Decline. Crime and the Spiral of Decay in American Neighborhoods. New York.
Waldhoff, Hans-Peter (1995): Fremde und Zivilisierung. Wissenssoziologische Studien über das Verarbeiten von Gefühlen der Fremdheit. Frankfurt am Main.
Whyte, William F. (1996): Die Street Corner Society. Die Sozialstruktur eines Italienerviertels. Berlin/New York (Original: Chicago 1943).
Wouters, Cas (1999): Informalisierung. Norbert Elias’ Zivilisationstheorie und Zivilisationsprozesse im 20. Jahrhundert. Opladen/Wiesbaden.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schubert, H. (2007). Zur Differenz kultureller Regelsysteme im urbanen Sozialraum. In: Bukow, WD., Nikodem, C., Schulze, E., Yildiz, E. (eds) Was heißt hier Parallelgesellschaft?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90743-7_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90743-7_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15485-5
Online ISBN: 978-3-531-90743-7
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)