Auszug
Seit Max Weber ist es eine soziologisch geläufige Aussage, das Besondere der modernen Gesellschaft in der durchgreifenden Rationalisierung tendenziell aller gesellschaftlichen Lebensbereiche zu sehen. Weber (1920: 17) stellte Phänomene dieses „Rationalismus der Weltbeherrschung“ von der Kunst bis zum Staat, von der Wissenschaft bis zur Wirtschaft fest. Genauer besehen handelt es sich dabei um eine parallele Rationalisierung sozialen Handelns in vier Dimensionen: der Zweckrationalität im Sinne einer möglichst effizienten und effektiven Abwägung der Mittel zur Erreichung eines Ziels; der theoretischen Rationalität als Rekurs auf verallgemeinerbare Kausalzusammenhänge; der formalen Rationalität als Bezugnahme auf universal angewandte Regeln normativer oder kognitiver Art; und der Wertrationalität als rigoroser Ausrichtung des Handlungsziels an jeweils einem eindeutigen Maßstab des Wollens. Letzteres führt zur Ausdifferenzierung der verschiedenen „Wertsphären“ — in der Sprache der neueren Theorien gesellschaftlicher Differenzierung: Teilsysteme — der modernen Gesellschaft. Wirtschaft, Liebe, Kunst, Recht, Politik, Religion und einige weitere „Wertsphären“ haben in der Entwicklung der Moderne immer stärker ihre jeweilige „Eigengesetzlichkeit“ kultiviert, neben- und oftmals gegeneinander; und das hat die jeweils sphärenspezifische Kultivierung der drei anderen Rationalitäten ermöglicht, wobei die theoretische und formale Rationalität entscheidende Hilfsmittel zweckrationalen Handelns geworden sind.
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Literatur
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Schimank, U. (2007). Hoffnung aufs Subjekt — Alain Touraines Deutung der Moderne. In: Schimank, U., Volkmann, U. (eds) Soziologische Gegenwartsdiagnosen I. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90736-9_11
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