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Auszug

Die vorgestellten grundsätzlichen Perspektiven auf Lebensläufe und ihr jeweiliges Verhältnis zum Individualisierungsbegriff im Hintergrund, fasse ich im Folgenden einige wichtige Punkte dieser Diskussionen zusammen und entwickle sie weiter. In jedem der nachstehenden Abschnitte werden mögliche Antworten auf zentrale theoretische Fragen zum Lebenslauf erörtert, die auch für die späteren empirischen Analysen relevant sind.

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References

  1. Für eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit diesem Problem aus Sicht der Philosophie der Sozialwissenschaften vgl. Hollis (1995).

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  2. Als neuere einflussreiche Variante dieser Position kann Anthony Giddens’ Theorie der Strukturierung (1995a) genannt werden —Giddens beschreibt, wie Strukturen zum einen durch Handlungen konstituiert werden, andererseits Handlungen durch Strukturen bedingt sind. Leider würde es zu weit fahren, seine Position hier im Einzelnen zu erläutern und auf die Lebenslauf-Thematik zu übertragen, weswegen ich mich auf die oben nur angedeuteten klassischen Referenzen beschränke.

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  3. Dies ist durchaus auch die Auffassung Becks (1983/1994: 46): Wenn er den Arbeitsmarkt als „Motor der Individualisierung“ ausmacht, sieht er den Impuls zur Veränderung tatsächlich auf struktureller Ebene —ein Umstand, den viele seiner Kritiker übersehen. Keineswegs ist es so, dass bei ihm mit Individualisierungsprozessen strukturelle Wirkungen (z. B. sozialer Ungleichheit) außer Kraft gesetzt wären. Zugute halten kann man den Kritikern allerdings, dass Beck die strukturellen Veränderungen, die Voraussetzungen für Individualisierungsprozesse darstellen, viel weniger klar und plakativ beschreibt als ihre kulturellen Folgen.

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  4. Eine interessante, auf die wichtigsten Argumente reduzierte Auseinandersetzung um die beiden Konzepte findet sich in Mayer et al. (1988). Fuchs-Heinritz (2000) gibt einen überblick über Praxis und Methoden der Biographieforschung, und eine Diskussion um den „biographical turn“ in den Sozialwissenschaften. Beispielhaftes empirisches Material bieten Chamberlayne et al. (2000).

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  5. Eine ähnliche Kategorisierung findet sich bei Geissler (2004: 114). Diese ist theoretisch jedoch weniger streng verortet, indem es nicht um Entscheidungsfaktoren, sondern um Dimensionen der Lebensplanung geht, die jedoch am empirischen Material entwickelt werden; außerdem stehen sie im Kontext der Analyse der wohlfahrtsstaatlichen Strukturierungen von Lebensläufen und Biographien. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Dimensionen der Lebensplanung: Die Exploration der externen Bedingungen, die Wahrnehmung institutioneller Zeitstrukturen, die kritische Evaluation der eigenen Interessen und Voraussetzungen, die Bilanzierung der eigenen Biographie und das Hintergrundwissen über Institutionen des Wohlfahrtsstaates.

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  6. Für eine (relativ oberflächliche) Beschreibung der historischen Herausbildung des Individualitäts-Diskurses vgl. van Dülmen 1997.

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  7. Auf psychoanalytische (Freud, Erikson) und kognitionspsychologische (Piaget, Kohlberg) Ansätze kann in diesem groben und gegenwartszentrierten überblick nicht näher eingegangen werden. Für einen überblick vgl. Tillmann (1999).

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  8. Eine zweite, meines Erachtens irreführende, da den (sozialisationstheoretischen) Kern des Konzeptes nicht treffende Deutung wäre die als Sozialisation des Selbst (Zinnecker 2000: 281). Zu den psychologischen Bedingungen von intentionalen Modifizierungen (nicht: Sozialisation) des Selbst vgl. Kiecolt & Mabry (2000).

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  9. Giegel (1988) beschreibt mit der „reflexive[n] Steuerung der eigenen Lebensgeschichte“, die im Gegensatz zur konventionellen Steuerung steht, eine Art der vom Individuum selbst ausgehenden Veränderung der eigenen Identität und Biographie, die Heinz’ Charakterisierung von Selbstsozialisation ähnelt.

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  10. Für die Entstehungsbedingungen des zugrunde liegenden (alltags)wissenschaftlichen Konstrukts einander entgegensetzter Geschlechtscharaktere vgl. Hausen 1976.

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  11. Eine explizite dienstrechtliche Bestimmung zwang Lehrerinnen immerhin bis 1951 (in Baden-Württemberg bis 1956, in der Schweiz bis 1962), nach einer Heirat ihre berufliche Tätigkeit aufzugeben (Hodel 2003).

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  12. Dabei möchte Schelsky auch den Begriff des Bedürfnisses nicht rein biologistisch als Trieb o. ä. verstanden wissen (Schelsky 1970: 14f).

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  13. Auf die Vielzahl älterer und schon länger abgeschaffter Modelle des früheren Rentenbeginns (z. B. das Vorruhestandsgesetz, das nur von 1984 bis 1988 galt) kann hier nicht eingegangen werden. Für ausführlichere Informationen zu den Regelungen vgl. auch Kapitel 10.3.

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  14. Leider ist es nicht gelungen, ein deutsches Wort zu finden, das gleichermaßen treffend wie der englische Ausdruck auf die zeitliche Struktur von Ereignissen abhebt, d. h. ihre zeitliche Lage, ihre Dauer etc. Deswegen wird hier ausnahmsweise nur die englische Formulierung verwendet. Abzugrenzen ist dieses Begriffsverständnis von Timing von demjenigen Broses et al. (1993: 41), die Timing (vor allem der Produktionssteuerung im wirtschaftlichen Bereich) als Gegensatz zur Standardisiertheit von Zeit verstehen. Der hier verwendete Begriff des Timing meint allein die zeitliche Gestaltung von Vorgängen, diese kann standardisiert sein oder auch nicht.

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  15. Die tatsächlich erlebte Geschichte ist niemals „vollständig“ oder „korrekt“ hinter der erzählten Geschichte auffindbar (Rosenthal 1995) —dies beginnt mit der Frage, welche Elemente unbedingt dazugehören und welche nicht. Selbst scheinbar völlig objektive Beschreibungspraktiken wie die der Wissenschaft unterliegen bestimmten gesellschaftlich normierten Regeln, die variabel sind. Dennoch soll einem völligen Relativismus hier kein Raum gegeben werden. Ausgegangen wird stattdessen von einer Wechselwirkung zwischen tatsächlicher, schwer als solcher beschreibbarer Handlungsgeschichte und der erzählten Lebensgeschichte. Als annähernde Beschreibung des „realen“ Lebenslaufs einer Person kann beispielsweise eine innerhalb einer Gruppe von Wissenschaftlern intersubjektiv erarbeitete Version des Lebenslaufs gelten. Zu den unterschiedlichen Positionen in dieser Frage vgl. auch Sackmann und Wingens (2001: 29).

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  16. Es wäre spannend, die Textgattung der Lebensläufe in diesem Kontext detaillierter zu untersuchen. Bis auf den stichwortartigen und wenig elaborierten Entwurf von Schräge (1999), der größtenteils auf eigenen Erfahrungen beruht, wurde dieser Gegenstand noch nicht näher erschlossen. Nach Kohli (1985: 15) baut der für den Arbeitgeber schriftlich verfasste Lebenslauf auf der Chronologie des institutionalisierten Lebenslaufs auf und dient der Bilanzierung im Bereich der Fremdtypisierung: Erforderlich ist hier ein möglichst lückenloser, schriftlich verfasster Lebenslauf, „der von Arbeitgebern als Beleg dafür verlangt wird, daß der Einstellungskandidat sich den Forderungen der wirtschaftlichen Rationalität bisher bruchlos unterzogen hat.“

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  17. Heckhausen (1990: 368): „Nur wo die zeitbezogene Regulierung des Alltagslebens eine allseits akzeptierte Maxime des Handelns ist, ist die Unpünktlichkeit als beschreibende Dimension des Verhaltens eines einzelnen überhaupt definiert und kann so womöglich sogar für das Individuum identitätsstiftende Funktion erhalten. Analoges ließe sich über individuelle Abweichungen von einer gesellschaftlich normierten Normalbiographie annehmen.“

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  18. Behrens und Voges (1996) führen überzeugend aus, dass die Frage danach, was zuerst da war —faktisch verbreitete Normalbiographien oder die entsprechenden (z. B. sozialpolitischen) Regelungen, unsinnig sei. Ihr Konzept der Normalitätsunterstellungen habe den Vorteil, dass mit ihm der komplexe Wechselprozess von gesetzlicher Verankerung, normativ-kultureller Verbreitung und faktischer Prävalenz bestimmter Lebenslaufmuster treffender beschrieben werden könne als mit der alleinigen Referenz auf den vieldeutigen Begriff der Normalbiographie.

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  19. Elchardus und Smits (2006) zeigen (für ein belgisches Sample) auf, dass hinsichtlich der Idealvorstellungen zum Timing einzelner übergänge ein großer Konsens herrscht; dieser steht im Kontrast zu den auch in Belgien bestehenden Veränderungen faktischer Lebenslaufmuster.

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  20. Die mikrosoziologische Ebene macht nur einen Aspekt der „self-time“ aus; sozusagen unterhalb ihrer findet die psychologische Auseinandersetzung mit Zeit statt: Die Frage nach den kognitiven Funktionen von Zeitbewusstsein (vgl. Zerubavel 1981: 12ff) und ihrer Ausbildung in der ontowie phylogenetischen Entwicklung steht dabei (z. B. bei Piaget) im Zentrum. Vgl. Bergmann (1981: 67ff).

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  21. Noch irreführender ist es in meinen Augen, religiöse Zeit (zusammen mit natürlicher und biologischer Zeit) der sozial konstruierten Zeit gegenüberzustellen (Mills 2000:122) —denn was sollte religiöse Zeit denn anderes sein als sozial konstruierte Zeit? Allenfalls wäre sie von anderen Formen sozialer Zeit differenzierbar.

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  22. Der ökonomie der Lebenszeit entspricht die von Mayer (1996: 58) verwendete Darstellung von „Lebenszeitbudgets“, die zeigen, wie viel Zeit im Leben von Männern und Frauen jeweils hauptsächlich mit Familienarbeit, Erwerbstätigkeit, Bildung etc. verbracht wurde. Diese Darstellungsweise ist ein anschauliches Instrument, dessen Ergebnis aber jeweils im gesellschaftlichen Kontext bewertet werden muss. Die Interpretation wird umso unklarer, je stärker verschiedene Aktivitäten innerhalb einer Lebensphase gemischt werden, wie es weiter unten beschrieben wird. Der Einsatz der Lebenszeit gleich damit immer weniger einem Nullsummenspiel.

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  23. In kollektiven Erinnerungsprozessen ist die Konstruktion von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in ähnlicher Weise miteinander verknüpft (vgl. Halbwachs 1967).

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  24. Mit dem „deferred gratification pattern“ beschreiben Schneider und Lysgaard (1953) die Fähigkeit, kurzfristige Befriedigung zugunsten langfristiger Ziele zurückzustellen. Diese sprechen sie der Unterschicht ab und den Mittelschichten zu. Diese relativ simple These hat eine rege Debatte ausgelöst (vgl. Bergmann 1981: 192ff) und wurde noch in den 50er Jahren in dieser Undifferenziertheit widerlegt. Zu unterschiedlichen Zeitperspektiven in verschiedenen Milieus vgl. Burkart (1992).

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  25. Dies ist meines Erachtens kein Widerspruch zu der obigen Aussage, dass Zeit als knappe Ressource begriffen werden kann. Zwar scheint diese Sichtweise auf den ersten Blick an den abstrakt-physikalischen Zeitbegriff angelehnt; dieser kann jedoch begriffen werden als eine Deutungsweise von Zeit, die ebenso wenig neutral oder abstrakt ist wie alle anderen Deutungsweisen. Zum anderen weist die Idee von Zeit als Ressource —auch in dieser Weise in neueren Ansätzen der Sozialstrukturanalyse verwendet (vgl. Wotschack 1997) —auf die Rahmenbedingungen der Verwendung von Zeit hin, welche in natürlicher Weise begrenzt ist.

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(2007). Zentrale Diskussionspunkte. In: Destandardisierung, Differenzierung, Individualisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90712-3_3

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