Auszug
Dass die Schulzeit eine ungemein prägende Wirkung auf den gesamten Lebenslauf eines Menschen hat, ist selbstverständlich. Für ihre Bedeutung sind mindestens drei Gesichtspunkte relevant:
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Die Schulzeit fällt in einen Abschnitt der Biographie, in der jeder Mensch sich durch eine sehr weitgehende Bildsamkeit auszeichnet. In dieser Hinsicht steht der Zeitraum vom 7. bis zum 21. Lebensjahr zwar hinter den ersten sechs Lebensjahren zurück; dennoch ist die große Plastizität des menschlichen Gehirns ebenso wie die Bildungsfähigkeit seiner motorischen Fähigkeiten während dieser Phase unbestreitbar (vgl. Spitzer 2002).
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Für einen 20jährigen umfasst die eigene Schulzeit meist mehr als die halbe Lebensdauer. Der junge Erwachsene schaut gleichzeitig auf eine Phase zurück, die sich durch eine Vielzahl von biographisch bedeutsamen Begegnungen auszeichnet: Neben die eigene Familie sind gleichaltrige Mitschülerinnen und Mitschüler getreten, Freundschaften und antipatische Beziehungen entstanden, verwandelten sich und bilden eine wesentliche Voraussetzung für alle künftigen sozialen Erfahrungen. Nicht zuletzt sind durch Lehrerpersönlichkeiten womöglich starke Prägungen unterschiedlichster Art auf die Biographie des Heranwachsenden verursacht worden.
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Schließlich hat die Schule gerade die Funktion, in einer Lebensphase der Bildsamkeit die spätere Berufsbiographie vorzubereiten: Auf Grundlage der individuellen Begabungen sollen kognitive, emotionale und motorische Fähigkeiten geschult werden, durch die möglichst vielfältige Chancen für die spätere Lebensgestaltung entstehen können. So können während der Schuljahre die Ressourcen einer Persönlichkeit ausgebildet werden, durch die sie ihre folgende Lebenszeit selbstverantwortlich und wirtschaftlich eigenständig gestalten kann.
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Literatur
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Loebell, P. (2007). Biographische Wirkungen der Waldorfschule. In: Barz, H., Randoll, D. (eds) Absolventen von Waldorfschulen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90658-4_10
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