Auszug
„Wir leben in einem Zeitalter der Anthropologie. Eine umfassende Wissenschaft vom Menschen ist ein Hauptziel der geistigen Bestrebungen der Gegenwart“, schrieb vor vierzig Jahren der evangelische Theologe Wolfhart Pannenberg.1 Inzwischen leben wir im biotechnologischen Zeitalter. Aber auch dieses ist, recht besehen, ein Zeitalter der Anthropologie. Frei nach Karl Marx haben die Philosophen und Theologen in der Vergangenheit den Menschen nur anders interpretiert. Den neuen Biowissenschaften aber kommt es darauf an, ihn zu verändern.
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Literatur
Pannenberg, W.: Was ist der Mensch? Die Anthropologie der Gegenwart im Lichte der Theologie, Göttingen 1962 (1985), S.5.
Zu den Converging Technologies und den durch sie aufgeworfenen ethischen Fragen vgl. Roco, M.C./ Bainbridge, W.S. (Hrsg.): Converging Technologies for Improving Human Performance. Nanotechnology, Biotechnology, Information Technology and Cognitive Science, Dordrecht u.a. 2003; Baumgartner, W./Jäckli, B./Schmithüsen, B./Weber, F.: Nanotechnologie in der Medizin, Bern 2003; Grundwald, A.: Ethische Aspekte der Nanotechnologie. Eine Felderkundung, in: Technikfolgeabschätzung — Theorien und Praxis 13, 2/2004, S.71–78.
Siehe ausführlich Körtner, U.: Unverfügbarkeit des Lebens? Grundfragen der Bioethik und der medizinischen Ethik, Neukirchen-Vluyn 2001; Ders.: „Lasset uns Menschen machen“. Christliche Anthropologie im biotechnologischen Zeitalter, München 2005, bes. S.23ff (Kapitel I). Das dialektische Wechselverhältnis von Technikhermeneutik und Technikkritik wird von einer Heuristik der Furcht, wie sie Hans Jonas gefordert hat, zu wenig beachtet. Die Heuristik der Furcht besagt, dass schlechten Zukunftsprognosen prinzipiell Vorrang vor positiven Zukunftsszenarien zu geben und daher im Zweifelsfall auf technischen Fortschritt zu verzichten ist. Vgl. Jonas, H.: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt a.M. 1984, S.63ff.
Vgl. das berühmte „erledigt“ bei Bultmann, R.: Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung in der neutestamentlichen Verkündigung, hrsg. v. E. Jüngel, München 1988, S.16 u.ö.
Trillhaas, E.: Ethik, 3. Aufl., Berlin 1970, S.19.
Nida-Rümelin, J.: Theoretische und angewandte Ethik: Paradigmen, Begründungen, Bereiche, in: Ders. (Hrsg.), Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung, Stuttgart 1996, S.2–85, hier S.42.
Ebd., S.63.
Fischer, J.: Gegenseitigkeit — die Arzt-Patienten-Beziehung in ihrer Bedeutung für die medizinische Ethik, in: Ders., Medizin-und bioethische Perspektiven. Beiträge zur Urteilsbildung im Bereich von Medizin und Biologie, Zürich 2002, S.15–34, hier S.34. Siehe auch Bayertz, K.: Praktische Philosophie als angewandte Ethik, Reinbek 1991, S.7–47.
Honecker, M.: Von der Dreiständelehre zur Bereichsethik. Zu den Grundlagen der Sozialethik, ZEE 43/1999, S.262–276, hier S.272.
Pannenberg, W.: Was ist der Mensch, S.5.
Heidegger, M.: Sein und Zeit, 15. Aufl., Tübingen 1979, S.145ff.
Vgl. Beck, U.: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a.M. 1986.
Vgl. Cassirer, E.: Form und Technik, in: P. Fischer (Hrsg.), Technikphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1996, S.157–213, hier S.185.
Fischer, P.: Philosophie, München 2004, S.9.
Heidegger, M.: Die Frage nach der Technik, in: Ders.: Die Technik und die Kehre, 7. Aufl., Pfullingen 1988, S.5–36.
Neben der in Anm. 14 zitierten Arbeit von Peter Fischer siehe zur Einführung Walther, Chr.: Ethik und Technik. Grundfragen — Meinungen — Kontroversen, Berlin/New York 1992; Hubig, Chr.: Technik-und Wissenschaftsethik. Ein Leitfaden, Berlin u.a. 1993; Lenk, H./Ropohl, G. (Hrsg.): Technik und Ethik, 2. Aufl., Stuttgart 1993; Ropohl, G.: Technikethik, in: A. Pieper/U. Thurnherr (Hrsg.), Angewandte Ethik. Eine Einführung, München 1998, S.264–287.
Fischer, P.: Philosophie, S.200.
Vgl. Horkheimer, M./ Adorno, Th.W.: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a.M. 1969.
Schulz, W.: Philosophie in der veränderten Welt, Pfullingen 1972, S.631.
Siehe vor allem Trowitzsch, M.: Technokratie und Geist der Zeit. Beiträge zu einer theologischen Kritik, Tübingen 1988.
Honecker, M.: Ethik und Sozialethik, ThR 68/2003, S.151–199, hier S.199.
Ebd.
van den Daele, W.: Die Natürlichkeit des Menschen als Kriterium und Schranke technischer Eingriffe, in: Wechsel/ Wirkung, Juni/August 2000, S.24–31.
Habermas, J.: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?, Frankfurt a.M. 2001, S.101.
Türcke, Chr.: Kassensturz. Zur Lage der Theologie, 2. Aufl., Lüneburg 1997, S.100.
Trowitzsch, M.: Technokratie, S.154.
Vgl. Gerhardt, V.: Der Mensch wird geboren. Kleine Apologie der Humanität, München 2001, S.12ff.
Jonas, H.: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation (1979), Frankfurt a.M. 1984, S.89.
Ebd., S.90.
Vgl. Eibach, U.: Heilung für den ganzen Menschen? Ganzheitliches Denken als Herausforderung von Theologie und Kirche, Neukirchen-Vluyn 1991, S.20; Illich, I.: Die Enteignung der Gesundheit — Medical Nemesis, Reinbek 1975, S.95.
Luther, H.: Leben als Fragment, WzM 43/1991, S.262–273.
Körtner, U.: Dimensionen von Heil und Heilung, EthMed 8/1996, S.27–42.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Körtner, U.H.J. (2007). Ethik und Anthropologie — Das christliche Menschenbild im biotechnologischen Zeitalter. In: Zehetmair, H. (eds) Politik aus christlicher Verantwortung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90651-5_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15491-6
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