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‚Geschlechterkampf’ und ‚männliche Autonomie in Geschlechterkooperationen’

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Book cover Väter im Aufbruch?
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Auszug

In den von mir untersuchten Publikationen finden sich Ausdeutungen der Geschlechterverhältnisse und -beziehungen, die sich bündeln lassen in der Vorstellung eines Geschlechterkampfes auf der einen Seite und der von männlicher Autonomie in Kooperation mit Frauen zur anderen. Diesen Vorstellungen können verschiedene Spektren innerhalb der Väterinitiativen zugeordnet werden. Die ‚Trennungsväter’ oder ‚kämpfenden Väter’ orientieren sich an dem Deutungsmuster eines Geschlechterkampfes, wobei die Vorstellung leitend ist, dass dieser Kampf nur mit Sieg oder Niederlage enden kann. Entsprechend formieren sich diese Väter geschlechterpolitisch. Die als ‚moderat’ bezeichneten Väter thematisieren hingegen eher Möglichkeiten von Kooperationen zwischen den Geschlechtern, die allerdings als ambivalent erfahren werden, da sie mit Wünschen nach mehr Autonomie als Mann und Vater kollidieren — ich werde diese Gruppe daher im weiteren als ‚ambivalente Väter’ bezeichnen. In diesem Zusammenhang kommt dem Spannungsverhältnis von konstatsierten Differenzen und Vorstellungen von Gleichheit zwischen den Geschlechtern eine zentrale Rolle zu. Eine ungebrochene Orientierung an einer Kooperation zwischen den Geschlechtern, und damit auch an gleichberechtigter Partnerschaft, lässt sich im Spektrum der Väterinitiativen nicht finden.128

‚Geschlechterkampf’ und ‚Geschlechterkooperation’ können als Pole eines Kontinuums betrachtet werden, zwischen denen die Argumentationen zirkulieren.

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Literatur

  1. Vgl. „entsorgen“ in: Brockhaus. Die Enzyklopädie (1996, 20. akt. Aufl.); Kluge (1995, 23. erw. Aufl.): Etymologisches Wörterbuch.

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  2. Obgleich Trennungen und Scheidungen von Eltern zunehmen und wir es heute öfter als in den vergangenen fünfzig Jahren mit sog. ‚Patchworkfamilien’ zu tun haben, ist es noch immer der Regelfall, dass Kinder mit ihren leiblichen Eltern aufwachsen (vgl. Nave-Herz 1994, 1997). Deutlich geändert hat sich aber die Selbstverständlichkeit, mit der heute andere familiale Lebensformen als die lebenslange Ehe gesellschaftlich akzeptiert werden.

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  3. Kurz vor dem Erscheinen des DER SPIEGEL-Artikels taucht das Wort ‚abgeliebt’ bereits in einer Veröffentlichung von Karin Jäckel: „Der gebrauchte Mann. Abgeliebt und abgezockt — Väter nach der Trennung“ (1997) auf, auf die sich Matussek positiv bezieht.

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  4. Matussek greift hier auf wissenschaftliche Autorität zurück, um seine Aussage zu untermauern. Die angeführte DJI-Studie wird allerdings nicht genannt, so dass seine Aussage nicht überprüft werden kann. Mir selber ist keine familiensoziologische Untersuchung bekannt, die zu einem solchen Ergebnis gekommen ist. Vielmehr zeigen verschiedene Untersuchungen auf, z. B. Born/ Krüger/ Lorenz-Meyer (1996); Krüger (1997), dass von Paaren mit kleinen Kindern heute eher betont wird, dass beide Elternteile die Möglichkeit haben sollten, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und die damit verbundenen Aufgaben zu übernehmen.

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  5. Die 50er Jahren des 20. Jahrhunderts waren vielleicht die Zeit, in der sich das Modell der bürgerlichen Familie mit dem Vater als Familienoberhaupt und der Frau als Hausfrau und Mutter am stärksten verallgemeinern konnte. Aber allein die Verwerfungen in vielen Familien durch die Kriegsereignisse sprechen dafür, dass es real auch viele andere Familienkonstellationen gegeben haben muss. In den Diskursen dieser Zeit, war aber das Deutungsmuster der bürgerlichen Kleinfamilie dominant. Zu der Differenz zwischen Diskurs und historischer Realität vgl. u. a. Drinck (2005, 26ff).

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  6. Vgl. Grimm (1952, 1363ff); Duden (1995, 3462).

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  7. Thomas Eckes (1997), differenziert aus der Perspektive der kognitiven Stereotypenforschung im Hinblick auf Geschlechterstereotype zwischen ‚Globalstereotypen’ und ‚Substereotypen’. Unter ‚Globalstereotypen’ versteht er die Merkmalszuschreibungen, die sich in der Gleichung „Frauen = expressiv, Männer = instrumentell“ bündeln lassen. Diese Merkmalsbündel, so Eckes, erweisen sich über die Zeit hinweg als sehr stabil und weisen zudem im Kulturvergleich eine hohe Invarianz auf. Nun werden die Geschlechter nach Eckes aber nicht nur durch die beiden Globalkategorien unterschieden, sondern sie werden auch in jeweils spezifischere Kategorien unterteilt, die den Globalstereotypen untergeordnet sind. Solche Substereotype sind in Bezug auf Frauen zum Beispiel die Feministin, die Karrierefrau, die Tussie, das Mauerblümchen etc., bei Männern der Softie, der Bürokrat, der Prolo etc. Ich nehme in meiner Arbeit weiter die offenere Perspektive kultureller Deutungsmuster ein, denke aber, dass über den Begriff der Substereotype gut verstanden werden kann, dass das Vorhandensein von im traditionellen Sinne eher männlich konnotierten Eigenschaften und Fähigkeiten bei Frauen in den Alltagswahrnehmungen nicht (nur) als irritierend erlebt, sondern als Teil eines bestimmten Musters (Substerotyps) z. B. ‚Karrierefrau’ wahrgenommen und damit als mit ‚weiblich’ vereinbar verstanden wird —wenn auch zumeist negativ gewertet.

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  8. Vgl. Beck (1977).

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  9. So schreibt er auch an anderer Stelle: „Dreißig Jahre Frauenbewegung haben nicht die Emanzipation gefördert, sondern vielfach zu einer schmollenden Infantilisierung geführt.“ (Matussek 1998, 108)

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  10. Ihr erstes Buch zu diesem Thema lautet: „Der gebrauchte Mann. Abgeliebt und abgezockt — Väter nach der Trennung“ (1997). Danach erschienen weitere Publikationen, in denen Jäckel sich als Anwältin von Vätern versteht: „Mein Kind gehört auch zu mir. Handbuch für Väter nach der Trennung“ (1999); „Ein Vater gibt nicht auf. Die Geschichte eines gebrauchten Mannes“ (2001); „Der kleine Väterberater“ (2003). Bereits die Titel lassen erahnen, dass die Argumentation der Bücher der von Matussek sehr nah ist. Dies spricht dafür, dass die hier herausgearbeiteten Deutungsmuster und Argumentationsfiguren nicht geschlechtsgebunden und über die im engen Sinne betroffenen Väter hinaus weiter verbreitet sind.

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  11. Knapp (1987) spricht in ihrer Auseinandersetzung mit Prozessen der Stereotypisierung davon, dass Weiblichkeitsstereotype in allen sozialen Bereichen, in denen über Macht und den Zugang zu Ressourcen entschieden wird, eine Doppelfunktion haben: „vereinnehmende Unterwerfung von Frauen (als inhaltlich besetztes ‚Zeichen’, auf das angespielt, über das verbrüdert wird) und Ausgrenzung bzw. Stauszuweisung von Frauen über die vertrackte Trias als das ‚Besondere-Mindere-Andere’.“ (Knapp 1987, 257) Auch Matussek bedient sich hier dieses Mechanismus der Abwertung und Differenzsetzung.

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  12. Vgl. Burkart (2000), 76ff.

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  13. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurde ‚Mutterliebe’ in der deutschen bürgerlichen Gesellschaft immer wieder als Naturkonstante begriffen. Eine Veränderung kam auf mit der Zunahme psychologischer Forschung. Wurde zunächst betont, das die Mutter eher ‚wissenschaftlich’ als gefühlvoll mit ihrem Kindern umgehen soll, folgte dann die Forderung an die Mutter, bestimmte Gefühle gegenüber dem Kind zu erzeugen d. h., sich selber einer ständigen Affektkontrolle zu unterziehen (vgl. Schütze 1991).

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  14. Das Anklingen romantischer Töne in der Darstellung von Vaterschaft ist historisch nicht neu: Bereits in der Romantik gab es im Bürgertum Vaterschaftskonzeptionen, die die emotionale Verbindung zwischen Vater und Kind sehr betont haben (vgl. u. a. Habermas 2000; Trepp 1996a, 1996b; Schmidt 2000).

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  15. Das Wort ‚Mode’ hat im 15. Jahrhundert die Bedeutung ‚zeitgemäße Kleidertracht’ erlangt und wurde im 17./18. Jahrhundert zur Bezeichnung einer ‚Zeitsitte’ im Allgemeinen (vgl. Kluge 1963, 483).

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  16. Parental Alienation Syndrome (PAS) lässt sich übersetzen als ‚Eltern-Kind-Entfremdungs-Syndrom’. Es beinhaltet im Wesentlichen, dass sich das Kind durch subtile oder gar direkte Beeinflussung durch einen Elternteil von dem anderen feindlich abwenden würde. PAS wird vor allem von Vätern in die Diskussionen über Sorge-und Umgangsrechtkonflikte eingebracht. Das Syndrom wurde erstmals 1984 von dem us-amerikanischen Kinderpsychiater Richard A. Gardner beschrieben. In Deutschland fand PAS Mitte der 90er Jahre Eingang in die Debatte um die Verteilung des Sorge-und Umgangsrechts: 1995 veröffentlichte Wolfgang Klenner einen Artikel über „Rituale in der Umgangsvereitelung“ in der „Zeitschrift für das gesamte Familienrecht“ (FamRZ). Vorangetrieben wurde die Diskussion in der Bundesrepublik seither vor allem durch verschiedene Veröffentlichungen von Ursula O. Kodjoe und Peter Koeppel (vgl. u. a. 1998), auf deren Arbeiten auch in den Auseinandersetzungen der Väterinitiativen zurückgegriffen wird.

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  17. Knapp (1995) weist darauf hin, dass die Spannbreite negativer Attribute von Männlichkeit weit geringer ist, als die von Weiblichkeit.

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  18. Wie dies z. B. innerhalb der feministischen Auseinandersetzung immer wieder betont wird (vgl. u. a. Bahr-Jendges 1987, 1993, 1995).

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  19. Z. B. Beer 1992; Aulenbacher/Siegel 1993; Becker-Schmidt 1996a; Bereswill/Wolde 1996; Negt 1999; Gottschall 2000; Aulenbacher 2001. Es wird unter anderem kritisiert, dass Individualisierungsphänomene, die in bestimmten Milieus zu beobachten sind (vor allem bei Akademikerpaaren), zu stark verallgemeinert werden. Dies trifft insbesondere auf die These der Pluralisierung von Lebensformen zu, die von Beck und Beck-Gernsheim gleichgesetzt wird mit der Tendenz zur Auflösung der traditionellen Familie. Auch Becks Vorstellung einer ‚halbierten Moderne’ wird für problematisch gehalten, nach der alle in den Geschlechterverhältnissen diagnostizierten Ungleichheitslagen und Widersprüche letztlich als vormodern angesehen werden. Die mit dieser Vorstellung verbundene These einer ‚nachholenden Individualisierung’ von Frauen, die Frauen als Akteurinnen von Modernisierung weitgehend ausblendet, kann die Ungleichzeitigkeiten zwischen traditionellen und modernen Prozessen nicht fassen (vgl. Bereswill/Wolde 1996). Systematisch wurde insbesondere von Aulenbacher (2001) eingewandt, dass Beck und auch Giddens in ihren Theorien zwar zahlreiche Hinweise auf Phänomene sozialen Wandels gäben, „die für sich genommen auch betrachtenswert sind“ (Aulenbacher 2001, 213). Die Verallgemeinerung dieser Phänomene im Sinne einer zeitdiagnostischen Interpretation trüge jedoch nicht, „da die Autoren keinen Aufschluss über die gesellschaftliche Relevanz der identifizierten Phänomene geben“ (Aulenbacher 2001, 213) könnten. Durch die Unterbelichtung von Kategorien sozialer Strukturierung gelänge es Beck und Giddens nicht, gesellschaftliche Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten systematisch in den Blick zu bekommen, auch wenn sie auf der Ebene der Phänomene Aporien des Modernisierungsprozesse aufzeigten.

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  20. Mir geht es hier nicht darum, ob wir heute wirklich von einer Entwicklung ausgehen können, die zu einer Ablösung der bisherigen Kleinfamilie durch andere Lebensformen führt. Zu den Polen der Kontroverse vgl. z. B. Nave-Herz (1994, 1997) und Beck-Gernsheim (1994).

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  21. Zum Zusammenhang der Polarisierung von sozialen Gruppen sowie der gesellschaftlichen Bereiche und der Ausblendung von Hierarchien vgl. Regina Becker-Schmidt (1998).

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  22. Kontrastiert man den feministischen und den in der Geschlechterkampfperspektive geführten Diskurs hinsichtlich ihrer jeweiligen Bezugnahmen auf die Beziehungs-Muster der ‚romantischen Liebe’ und der ‚Partnerschaft’, lässt sich die Spezifik des hier analysierten Diskurses besser verstehen: Nach Andrea Leupold (1983) sind „romantische Liebe und Partnerschaft zu Normen verdichtete Denkzusammenhänge“ (297), die heute beide als Code für den Kommunikationsprozess in Intimbeziehungen fungieren. Als inhaltlich unterschiedliche Codes haben sich romantische Liebe und Partnerschaft historisch in zwei verschiedenen Phasen herausgebildet: „Während romantische Liebe im übergang von 18. zum 19. Jahrhundert Probleme der Bildung ‚höchstpersönlicher’ Beziehungen auffängt, dient Partnerschaft — als neues Konzept des 20. Jahrhunderts, das jetzt vorhandene Erfahrungen mit über Liebe gebildete Beziehungen und neue sozialstrukturell generierte Probleme aufnimmt — als Muster der Regelung von Beziehungen.“ (Leupold 1983, 298, Hervorh. d. Verf.) Der Code der Partnerschaft löste jedoch den der romantischen Liebe historisch nicht ab. Vielmehr sind seit seiner Entstehung beide normativen Vorgaben handlungsorientierend. Partnerschaft wird aber zunehmend wichtiger für den Umgang mit Problemen in intimen Beziehungen. Koppetsch fokussiert in ihrem Aufsatz insbesondere die Frage der Gerechtigkeit in Paarbeziehungen und zeigt auf, dass Liebe in dieser Beziehung wenig trägt: Liebe kann ihr zufolge „nur eine freiwillige, spontane, d. h. völlig unbedingte, unbegründete Gabe sein, vollkommen unabhängig von etwaigen Vorleistungen, vernünftigen Argumenten und moralischen Verpflichtungen. (...) In einer vom romantischen Liebeskode her ausgelegten Beziehung gibt es (...) kein Recht, keine Satzung, kein Verfahren und damit auch: kein Unrecht.“ (Koppetsch 1998, 112/113). Genau gegensätzlich verhält es sich nach Koppetsch mit der Partnerschaft. Partnerschaft legt „den Akzent auf die unmittelbare Reziprozität und den Primat individueller Interessen gegenüber der blinden Investition in die gemeinsame Bindung.“ (Koppetsch 1998, 113) Die Möglichkeit einer Trennung wird in der Partnerschaft miteinbezogen. Das Primat der Individualität bringt es mit sich, dass „Geschlechtsrollen“ abgelehnt werden (vgl. Leupold 1983, 321; Koppetsch 1998, 113). „Den Partnern wird daher zugemutet, geradezu voraussetzungslos und ohne Rückgriff auf Geschlechtsrollenstereotype über die Gestaltung der Paarbeziehung, die Verteilung von häuslichen Pflichten, die Freizeitgestaltung rational und offen zu verhandeln.“ (Koppetsch 1998, 113) Die Paarbeziehung wird als Beziehung zweier Individuen gedacht, die in ihren Rechten und Möglichkeiten gleich sind und sich in einem permanenten Aushandlungsprozess befinden. Konflikte werden dabei positiv bewertet (vgl. Leupold 1983, 315ff).

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  23. Diese Abwertung und Problematisierung ‚sanfter’ Väter findet sich in vielen Medienberichten über veränderte Vaterschaft wieder. Jüngst auch in dem „Väter-Spezial“ in der DIE ZEIT (21/2004). Unter dem Titel „Haltungs-Schwäche“ werden dort ‚neue Väter’ als konturund autoritätslos, als schwach und harmoniesüchtig, als Unisex-Latzhosen-Väter dargestellt, die als Vorbild und Erzieher ihrer Kinder — insbesondere der männlichen Kinder — nicht taugten. Konsequent werden in diesem Artikel zwei Diskurse ineinander geschoben: Die Diskussion darüber, dass vielen Kindern heute fester Halt und Grenzen durch Erwachsene fehlen würde, wird gleichgesetzt mit dem Verlust eines Vatertyps, der für seine Kinder ein ‚Fels in der Brandung’ sei. Ähnlich wie bei Matussek wird auch in diesem Artikel eine liebevolle Nähe zu den Kindern für wichtig gehalten und sich damit von dem Stereotyp des autoritär-abwesenden Vaters abgegrenzt. Gleichwohl wird aber auf die Notwendigkeit einer väterlichen Autorität rekurriert, die sich u. a. positiv in der Berufstätigkeit des Vaters ausdrücke sowie darin, dass er seinen Kindern zeige, was richtig und was falsch sei, und dass er sich auch gegen ‚weibliche Ansprüche’ durchsetzen könne.

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  24. Dieses Privileg wird durch die enormen Veränderungen in der Erwerbssphäre faktisch auch für Männer immer mehr eingeschränkt. Gleichwohl bleiben die meisten Männer, aber auch die Anliegerinstitutionen der Familie an diesem Modell männlicher Erwerbstätigkeit orientiert (vgl. Born/ Krüger/ Lorenz-Meyer 1996; Krüger 1997; Meuser 1997).

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  25. Diese Interpretation wird dadurch abgestützt, dass in den untersuchten Texten davon ausgegangen wird, dass beide Elternteile sowohl berufstätig sein als auch eine Zeit ganz zuhause bleiben können (vgl. z. B. Litz, PAPS 8/9 1995).

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  26. Nach Sieder (2001, 2003) zeigen neuere Forschungen entgegen der Annahme, dass Scheidungen und Trennungen beschleunigt zum Verschwinden von Vätern führen würden, ein differenzierteres Bild. Tatsächlich verschwänden zwar viele Väter aus dem Leben ihrer Kinder, die anderen setzten aber ihre Vaterarbeit fort und intensivierten sie sogar, indem sie oft erstmals längere Zeit mit ihren Kindern allein verbrächten. Psychoanalytisch orientierte Forschungen hätten zudem deutlich gemacht, dass Väter nach einer Trennungskrise oftmals bewusster ihre Vaterschaft gestalteten (vgl. Sieder 2001, 542/543).

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  27. Diese Bewegung der gleichzeitigen Minimierung und Maximierung von Differenzen zwischen den Geschlechtern ist auch in Untersuchungen deutlich geworden, die sich mit der Überschreitung von geschlechtlichen Grenzlinien im beruflichen Bereich auseinandergesetzt haben (vgl. z. B. Heintz/ Nadai/ Fischer / Ummel 1997). Vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser Studie ist zu überlegen, dass dort, wo Väter durch ihre Präsenz in Elterngruppen Trennlinien zwischen den Geschlechtern überschreiten, ‚Geschlecht’ von Vätern und Müttern verstäkt relevant gemacht werden wird. Es könnten z. B. spezifische neue Rituale, Aufgabenregelungen oder Interaktionen geschaffen werden, um eine Akzeptanz der Grenzüberschreitung von Vätern zu ermöglichen, die aber wieder neue Differenzierungen und auch Hierarchisierungen hervorbringen (vgl. Heintz/Nadai/Fischer/Ummel 1997, 10).

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  28. Dabei stellt engagierte Vaterschaft Männlichkeit nicht nur durch die Gefahr der Verweiblichung in Frage, sondern bereits die Betonung von Vaterschaft lässt andere, dominante Aspekte des Mann-Seins zurücktreten: z. B. die Zentrierung auf Erwerbstätigkeit, Betonung von sexueller Potenz und Muskelkraft. In diesem Zusammenhang sind die in den letzten Jahren kursierenden fotographischen Abbildungen von halbnackten Muskelmännern in Jeans und einem — meist ebenfalls nackten — Kind auf dem Arm interessant. Diese Präsentation von Männern als Vätern könnte dem Verlangen entgegenkommen als Vater, der Intimität, Vertrauen und Bindung zeigt, und als erotisch interessanter Mann zugleich anerkannt zu sein (vgl. Knijn 1995).

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  29. Heintz u. a. (1997) weisen darauf hin, dass noch im 19. Jahrhundert die Geschlechtsvorgaben für Frauen rigider waren als für Männer (vgl. hierzu auch Honegger 1991).

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  30. Mädchen dagegen könnten sich mit der konkreten Person der Mutter in all ihrer Brüchigkeit und Konflikthaftigkeit identifizieren. Chodorow unterscheidet hier zwischen einer positionalen und einer personellen Identifikation (vgl. Chodorow 1985, 227/228). Carol Hagemann-White (1984) hat die Überlegungen von Chodorow noch weiter entwickelt. Ihr zufolge wird ‚Männlichkeit’ vermittelt durch ‚doppelte Negation’. Zum einen würden Frauen im symbolischen System der Zweigeschlechtlichkeit durch das Fehlen des Penis definiert, also dadurch, nicht Mann zu sein. Wenn ein Junge seine männliche Identität zunächst in Abgrenzung von der Mutter entwickelt, dann wird sein Geschlecht als ‚Nicht-Nicht-Mann’ bestimmt (vgl. Hagemann-White 1984, 92) Deutlich wird, wie prekär die Herausbildung einer männlichen Geschlechtsidentität ist. Allerdings liegt dem Modell von Chodorow m. E. eine verkürzte Vorstellung von Identifikationsprozessen zugrunde, die noch auszudifferenzieren wäre.

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  31. Innerhalb der Frauen-und Geschlechterforschung wurde die Diskussion um das Verhältnis von Gleichheit und Differenz in den 80er Jahren heftig geführt. Vgl. u. a. die Dokumentation der Tagung „Differenz und Gleichheit. Menschenrechte haben (k)ein Geschlecht“ (Gerhard, Ute/ Jansen, Mechthild/ Maihofer, Andrea/ Schmid, Pia/ Schultz, Irmgard (Hg) 1990).

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  32. Z. B. Hochschild 1989; Gildemeister/Wetterer 1992; Frerichs/Steinrücke 1997; Heintz u. a. 1997; Koppetsch/Burkart 1999, Wetterer 2003 — um hier nur einige zu nennen.

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  33. So haben z. B. Heintz u. a. (1997, 228ff) festgestellt, dass Frauen in typischen Männerberufen mit ihrer „token“-Situation (Kanter 1977) so umgingen, dass sie die Geschlech terdifferenz herunterspielten, ohne sie ganz verschwinden zu lassen. Allerdings fänden sich auch Fälle, in denen Frauen die ihnen zugewiesenen ‚weiblichen’ Rollen aktiv übernehmen und zu einer Extra-Qualifikation ausbauen. Der männliche Umgang mit der token-Situation ist einheitlicher und läuft darauf hinaus, die Differenz zu akzentuieren, indem auf Männlichkeitsstereotype zurückgegriffen wird, also z. B. die Betonung von ‚männlicher’ Körperkraft und von ‚coolness’ im Krankenpflegeberuf.

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  34. Für einen weiteren überblick über Ansätze, die versuchen, eheliche Machtverhältnisse zu fassen, vgl. Stalb (2000).

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  35. In der Arbeit von Koppetsch/Burkart sind dies insbesondere Frauen, die dem traditionalen oder familistischen Milieu zuzuordnen sind.

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  36. „Die meisten Männer streben eine Beziehung zu einer Frau an, die auf Partnerschaft basiert. Das bedeutet selbstverständlich, auch Aufgaben im häuslichen Bereich zu übernehmen, viele junge Paare sprechen von 50/50 Aufteilung.“ (Ruhl, PAPS 5/6 1995, 18)

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  37. Hier zeigen sich in der Argumentation große Nähen zu Bourdieu (dt. 1997). Bourdieu geht davon aus, dass sich die Beharrungskräfte des Habitus (des inkorporierten Wissens) „sich nicht durch eine einfache, auf die befreiende Bewusstwerdung gegründete Willensanstrengung aufheben (lassen)“ (Bourdieu 1997, 171).

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(2007). ‚Geschlechterkampf’ und ‚männliche Autonomie in Geschlechterkooperationen’. In: Väter im Aufbruch?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90638-6_5

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