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Method(olog)ische Überlegungen und methodische Umsetzung

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Väter im Aufbruch?
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Auszug

Mit Christian Lüders und Michael Meuser (1997) begreife ich Deutungsmusteranalysen als „eine Variante der interpretativen Soziologie und als ein Verfahren der qualitativen, rekonstruktiv verfahrenden Sozialforschung“ (Lüders/Meuser 1997, 57). Für meine Untersuchung, die auf die Analyse kollektiver Deutungsmuster zielt, sind somit ein qualitatives, hermeneutisch-rekonstruktives Verfahren der Dateninterpretation und entsprechende Überlegungen zur Datengenerierung vorgegeben. Auf das Problem, ein für meine Fragestellung angemessenes methodisches Verfahren zu finden und umzusetzen, gehe ich gleich sehr genau ein. Zunächst möchte ich aber einen Blick auf die theoretische Auseinandersetzung um die Kategorie des Deutungsmusters selbst richten.

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Literatur

  1. Der Begriff des Deutungsmusters ist allerdings bereits zuvor in der soziologischen Diskussion verwandt worden. Oevermann selbst verweist auf Emerich K. Francis und Reiner M. Lepsius, von denen er den Begriff gehört hat (vgl. Oevermann 2001, 37).

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  2. So z. B. von Michael Meuser und Reinhold Sackmann (1991a), Christian Lüders (1991), Lüders und Meuser (1997) und von Christine Plaß und Michael Schetsche (2001). Schließlich hat Oevermann (2001) eine erneute Auseinandersetzung mit dem Deutungsmusterkonzept geführt.

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  3. Der Begriff ‚soziale Deutungsmuster’ bezieht sich nach Oevermann zunächst auf das gesamte ‚Ensemble’ sozial kommunizierbarer Interpretationen der physikalischen und sozialen Umwelt. Soziale Normen und Wertorientierungen sind daher auch Elemente sozialer Deutungsmuster (vgl. Oevermann 1973/2001, 5/6).

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  4. Oevermann geht also davon aus, dass implizites Wissen heterogen ist. Plaß/Schetsche ergänzen die von Oevermann vorgenommene Differenzierung noch um in Interaktionen gewonnenes Wissen um soziale Regeln und Konventionen (vgl. Plaß/ Schetsche 2001, 517).

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  5. Lüders/ Meuser (1997) weisen darauf hin, dass Oevermanns Schriften zwischen einer interaktionistischen und einer strukturalen Perspektive anzusiedeln sind, d. h., dass seine Arbeiten auch dem interpretativen Paradigma zuzurechnen sind.

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  6. Plaß/ Schetsche (2001) haben sogar feststellen müssen, dass zehn von 17 von ihnen betrachtete Studien völlig auf Reflexionen über den für sie zentralen analytischen Begriff des Deutungsmusters verzichten.

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  7. Die Vorschläge von Plaß/ Schetsche (2001, 532) zeigen große Ähnlichkeit mit den überlegungen von Keller (1997) für eine Diskursanalyse.

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  8. Weder lassen sich Handlungen der Individuen einfach rein sozialstrukturell determiniert erklären noch rein situativ oder gar aus subjektiver Beliebigkeit. Die Deutungsmusterkategorie soll in beiden Richtungen Engführungen in der Analyse vermeiden (vgl. Lüders/Meuser 1997, 59).

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  9. Plaß/ Schetsche (2001) sprechen dagegen für den Versuch einer Vereinheitlichung der Analyse, um vergleichbare und anschlussfähige Analysen von Deutungsmustern zur Verfügung zu haben. Dies bedeutet aber auch eine Eingrenzung des Deutungsmusterbegriffs.

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  10. Der Begriff ‚hermeneutische Wissenssoziologie’ hat sich in der neueren Diskussion herausgebildet. Zuvor wurde etwas unspezifischer von ‚sozialwissenschaftlicher Hermeneutik’ gesprochen. ‚Sozialwissenschaftliche Hermeneutik’ wird nun eher als Oberbegriff verwandt, unter den Ansätze gezählt werden wie die hermeneutische Wissenssoziologie, die objektive Hermeneutik, die Konversationsanalyse etc. (vgl. Hitzler/ Honer 1997; Hitzler 2002). Manchmal bleibt aber bei der Verwendung des Begriffs ‚sozialwissenschaftliche Hermeneutik’ unklar, ob es hier um einen Oberbegriff oder um die Bezeichnung eines konkreten Ansatzes geht. Dies betrifft insbesondere die Arbeiten Soeffners, der diesen Begriff in die Diskussion gebracht hat und bis heute daran festhält. Hier, so der Eindruck, handelt es sich um einen bestimmten Ansatz, der dann von Hitzler, Schröer, Reicherts u. a. in ‚hermeneutische Wissenssoziologie’ umgewandelt wurde. Ich verwende den Begriff ‚hermeneutische Wissenssoziologie’ im Folgenden für die Arbeiten, die in enger Bezugnahme auf bzw. in Zusammenarbeit mit Soeffner entstanden sind.

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  11. Bezüglich der Methodenkombination greife ich auf Gedanken von Jörg Michael Kastl (1999a; 1999b) und von Bruno Hildenbrand (1999) zurück. Hildenbrand nimmt mit seiner fallrekonstruktiven Forschung eine spezifische Kombination zwischen Grounded Theory und dem sequenzanalytischem Vorgehen der objektiven Hermeneutik vor (vgl. Hildenbrand 1999). Sein Vorgehen war für mich anregend, lässt sich aber von mir nicht direkt auf meinen Forschungsgegenstand übertragen. Ich konzentriere mich auf die Rekonstruktion kollektiver Deutungsmuster innerhalb einer bestimmten Diskursgemeinschaft — Väterinitiativen — und begrenze dabei meinen zu untersuchenden ‚Fall’ nur auf die mir vorliegenden Texte. Ich arbeite also im engen Sinne textanalytisch. Bei Hildenbrand hingegen wird, wie Soeffner ausgeführt hat (1989b, 78), ein Fall in seinem spezifischen Interaktions-und Milieunetz untersucht. Er ist nicht ausschließlich Text, sondern schließt nichtsprachliche Modi ein.

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  12. Hier grenzen sie sich gegenüber Gesellschaftstheorien ab (vgl. Lamnek 1988, 120).

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  13. In Anlehnung an Soeffner (1995, 30) lassen sich auch vier Grundbegriffe ausmachen, die für die Arbeit von Anselm L. Strauss und damit für die Grounded Theory leitend sind: „Interaktion, Zeitlichkeit, Prozesshaftigkeit, Strukturiertheit“ (vgl. auch Hildenbrand 2000, 33).

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  14. Fragen, die helfen sollen aus der bloßen Paraphrasierung heraus zu kommen, sind z. B. „— Was? Worum geht es hier? Welches Phänomen wird angesprochen? — Wer? Welche Personen, Akteure sind beteiligt? Welche Rollen spielen sie dabei? Wie interagieren sie? — Wie? Welche Aspekte des Phänomens werden angesprochen (oder nicht angesprochen) — Wann? Wie lange? Wo? Wie viel? Wie stark? — Warum? Welche Begründungen werden gegeben oder lassen sich erschließen? — Wozu? In welcher Absicht? Zu welchem Zweck? — Womit? Welche Mittel, Taktiken und Strategien werden zum Erreichen des Ziels verwendet?“ (Böhm 2000, 478)

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  15. Konzepte lassen sich verstehen als „in Begriffe gefasste Hypothesen“ (Hildenbrand 2000, 36).

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  16. Daneben können natürlich auch alle anderen menschlichen Äußerungsformen wie Mimik, Gestik, Kleidung etc. interpretiert werden sowie alle von Menschen geschaffenen Produkte wie Bilder und Filme etc. (vgl. z. B. Müller-Doohm 1997).

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  17. „Jede der Äußerungen ist interaktionstheoretisch in folgende Bezüge eingebettet: sie bezieht sich (1) auf die ihr vorausgehenden Äußerungen und den Handlungskontext insgesamt, (2) auf die unmittelbar vorangehende Äußerung, sei es des Gegenübers oder des Sprechers selbst, (3) auf die erwarteten oder erwartbaren Nachfolgeäußerungen, (4) auf den Handlungs-und Sinnhorizont des Interaktionszusammenhanges als Ganzen. (...) (5) Gleichzeitig repräsentiert und reproduziert jeder Interaktionsprozess eine ihm zugrunde liegende Interaktionsstruktur in einer historisch konkreten, die historischen Rahmenbedingungen mitbeinhaltenden Textform.“ (Soeffner 1989b, 69)

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  18. Da hier eine zentrale Differenz zwischen Grounded Theory und sequenzanalytischem Vorgehen (vgl. Kastl 1999a, 8/9) liegt, ist es irritierend, dass Reichertz einerseits Soeffner als Gewährsmann für die Herausbildung und Entwicklung der hermeneutischen Wissenssoziologie nennt, sich in der Beschreibung des methodischen Vorgehen der hermeneutischen Wissenssoziologie jedoch nicht auf Soeffners konkreten Vorschläge für eine Sequenzanalyse bezieht, sondern ohne Diskussion als ersten Analyseschritt die Zeile-für-Zeile-Analyse der Grounded Theory benennt, wörtlich das offene Kodieren, und dieses dann als sequentielle Analyse verstanden wissen will (vgl. Reichertz 2000, 523). Dem liegt meines Erachtens ein verkürztes Verständnis von Sequentialität zugrunde.

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  19. Hitzler (2002, Absatz 6) sieht die grundsätzlichsten theoretischen Differenzen innerhalb der interpretativen Soziologie im Hinblick auf die Frage nach der Konstitution von Sinn. Die methodologische Frage, wie sich Sinn rekonstruieren lässt, erscheint ihm demgegenüber nachrangig, erst recht dann die methodische Frage, nach den möglichen Verfahren der Sinnrekonstruktion. Grundsätzlich würde ich ihm hier folgen, das Problem ist jedoch, dass diese drei Ebenen bei der Suche nach einer Methode nicht wirklich voneinander zu trennen sind.

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  20. In der Perspektive der Konversationsanalyse lässt sich von einer Sequenz dann sprechen, wenn eine initiierende Äußerung eine normative Erwartung auf eine vom Rezipienten zu wählende Nachfolgeäußerung erzeugt (vgl. Bergmann 1985, 313/314). Beispielhaft lassen sich hier ‚Grugruß-Gegengruß’ oder ‚Frage-Antwort’ nennen. Aber auch allgemeiner bildet der Erwartungsrahmen, den eine Äußerung generiert, „einen sich fortwährend aktualisierenden, lokalen Interaktionskontext, in den jede nachfolgende Äußerung eingebettet ist und mit dessen Hilfe sich deren Sinn und Handlungscharakter bestimmen lassen.“(Bergmann 1985, 313)

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  21. Die formalen Prinzipien müssen allerdings die doppelte Eigenschaft der Kontextunabhängigkeit und der Kontextsensitivität aufweisen, weil die Interagierenden ihre Äußerungen immer auch auf den jeweiligen Kontext zuschneiden (vgl. Eberle 1997, 256).

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  22. Maiwald zufolge bezeichnet Oevermann den Sinn, den eine Äußerung kontextunabhängig hat als ‚objektive Bedeutungsstruktur’, den Sinn, den eine Äußerung in ihrem faktischen Kontext hat als ‚latente Sinnstruktur’ (vgl. Maiwald 2004, 67 FN). Maiwald hält diese Bezeichnung der Sinnebenen für unglücklich, „da sie die von der Sache her klar markierte Differenz der beiden Sinnebenen nicht klar zum Ausdruck bringt“, denn „’Sinn’ und ‚Bedeutung’ seien äquivalente Begriffe und beide Sinnebenen seien soweit ‚objektiv’, als sie allgemein geltende Regeln der Bedeutungsgenerierung implizieren“ (Maiwald 2002). Als dritte Sinnebene ließe sich noch der subjektiv-intendierte Sinn unterscheiden.

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  23. Zur ausführlichen Kritik vgl. Soeffner (1989c, 132ff).

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  24. „Sozialwissenschaftliche Hermeneutik als methodologisches Fundament von Interaktionstheorie zielt ab auf die Interpretation des ‚Sinnes’ von Interaktionsbedingungen, Interaktionsabläufen und Interaktionsrepertoires (...): ‚Sinn’ wird hierbei verstanden als Interaktionsprodukt.“ (Soeffner 1989d,186, Hervorh. i. O.)

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  25. „Selbstverstehen ist prinzipiell kontinuierlich und vollständig möglich, denn Erlebnisse und Erfahrungen tragen zunächst keinen Sinn in sich. Vielmehr konstituiert das subjektive Bewußtsein Sinn dadurch, dass es die Erfahrung auf anderes bezieht.“ (Soeffner 2000, 165)

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  26. Ein wieder etwas anderes der hermeneutischen Wissenssoziologie zuzurechnendes Interpretationsverfahren, die „Konzentrische Erarbeitung des inneren Kontextes“, formuliert Norbert Schröer (1997, 290). Die von ihm genannten Schritte sind die a) „Feinanalytische Entfaltung des relativ unproblematisch rückfragbaren Vorwissens“, indem zunächst aus dem Vorwissen des Interpreten heraus eine ad hoc-Interpretation vorgenommen wird, die dann am Text ausdifferenziert werden und durch die Suche nach anderen anschlussfähigen Lesarten ergänzt werden soll. (vgl. Schröer 1997, 291). Im weiteren Verlauf erfolgt dann die b) „Verdichtung der feinanalytischen Beschreibung auf Fallbesonderheiten hin“, die c) „Bestimmung der strukturalen Problemlage“ und schließlich die d) „Überprüfung und ggf. Überarbeitung der explizierten Strukturhypothese in der abschließenden Bestimmung der Fallspezifik“ (Schröer 1997, 292/293).

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  27. Bis Winter 1998.

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  28. PAPS 1/95 (Schwerpunkt: Väteraufbruch und PAPS); 2/96 (Schwerpunkt: Männer zwischen Beruf und Familie); 1/97 (Schwerpunkt: Mütter); 4/97 (Schwerpunkt: Kindschaftsrecht); 2/98 (Schwerpunkt: Väter in der Werbung).

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  29. Der erste Titel lautet „Präsenz und Vaterschaft“ (PAPS 5/6 1995); der zweite „Allein unter Müttern“ (PAPS 7/8 1995), der dritte „Auch Mütter müssen umdenken. Partnerschaft und gemeinsame Verantwortung für Kinder“ (PAPS 1/97). Das Interview von Mathias Matussek schließlich trägt den Titel: „Überfällige Anmerkungen’ oder ‚überflüssige Anregungen’ zum Geschlechterkampf. Diskussion mit Matussek“ (PAPS 2/98)

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  30. Zur Minimal-und Maximallösung vgl. Reichertz/ Schröer (1994, 81/82).

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(2007). Method(olog)ische Überlegungen und methodische Umsetzung. In: Väter im Aufbruch?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90638-6_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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