Auszug
Handlungsorientierung zählt insbesondere seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Literatur zur Didaktik beruflicher Bildung sowohl in wissenschaftlichen als auch in auf Praxisberatung ausgerichteten Texten zu den herausragenden Begriffen. In zahlreichen Beiträgen haben sich Autorinnen und Autoren bemüht, Handlungsorientierung zu definieren, zu begründen, warum handlungsorientierter Unterricht vorteilhaft sei, zu beschreiben, welche Merkmale einen handlungsorientierten Unterricht auszeichnen und durch welche Lernumgebungen die Eigenschaften eines handlungsorientierten Unterrichts angemessen modelliert werden. Obwohl das Konzept der Handlungsorientierung weder von der wissenschaftlichen noch von der Praxisseite ein klares positives Votum erhielt, sind darauf bezogene Ideen, Empfehlungen und Maßnahmen in der Rhetorik der Kultusadministration, in den Ordnungsmitteln der beruflichen Bildung und in der Fachliteratur inzwischen etabliert (Czycholl 2001; Dörig 2003). Nachdem sich die Kontroversen im Bereich der beruflichen Bildung in den letzten Jahren verlagert haben und sich vor allem am Lernfeld-Konzept entzünden, nimmt das Thema Handlungsorientierung keine der vorderen Positionen in den Debatten mehr ein — eine solche Beruhigung ist nicht der schlechteste Zeitpunkt, um eine Art von Zwischenbilanz zu versuchen. Wir werden dabei in drei Schritten vorgehen:
-
Zunächst soll eine nähere Bestimmung dessen erfolgen, wofür innerhalb der Didaktik die Bezeichnung handlungsorientiert steht und welches die aktuellen Modernisierungshintergründe sind.
-
Im zweiten Abschnitt werden historische und gegenwärtige Realisationsformen von Handlungsorientierung behandelt.
-
Im letzten Teil geht es um Hinweise aus Studien zur Evaluation handlungsorientierter Ausbildungskonzepte.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Achtenhagen, F., 1993: Implementation und Evaluation komplexer Lehr-Lern-Arrangements als neue Formen des Lehrens und Lernens in beruflichen Schulen. In: Schneider, W. (Hrsg.): Komplexe Methoden im betriebswirtschaftlichen Unterricht. Wien: Manz, S. 31–61.
Achtenhagen, F., et al., 1992: Lernhandeln in komplexen Situationen. Neue Konzepte der betriebwirtschaftlichen Ausbildung. Wiesbaden: Gabler.
Bader, R./ Sloane, P. F. E. (Hrsg.), 2000: Lernen in Lernfeldern. Theoretische Analysen und Gestaltungsansätze zum Lernfeldkonzept. Beiträge aus den Modellversuchsverbünden NELE & SELUBA. Markt Schwaben: Eusl.
Baethge, M./ Baethge-Kinsky, V., 1995: Ökonomie, Technik, Organisation: Zur Entwicklung von Qualifikationsstruktur und qualitativem Arbeitsvermögen. In: Arnold, R./ Lipsmeier, A. (Hrsg.): Handbuch der Berufsbildung. Opladen: Leske + Budrich, S. 142–156.
Baethge-Kinsky, V./ Kupka, P., 2001: Ist die Facharbeiterausbildung noch zu retten? Zur Vereinbarkeit subjektiver Ansprüche und betrieblicher Bedingungen in der Industrie. In: Bolder, A./ Heinz, W./ Kutscha, G. (Hrsg.): Deregulierung der Arbeit — Pluralisierung der Bildung? Jahrbuch Bildung und Arbeit 1999/2000. Opladen: Leske + Budrich, S. 166–182.
Barre, M., 2004: Evaluation des Lernbürounterrichts. Eine handlungspsychologische Analyse. München/Mering: Hampp.
Beck, K. (Hrsg.), 2000: Teaching-Learning Processes in Vocational Education. Foundations of Modern Training Programmes (Konzepte des Lehrens und Lernens, hrsg. von Breuer, K./ Tulodziecki, G., Band 5). Frankfurt a. M. u. a.
Berufsbildungsgesetz (BBiG 2005) vom 23. März 2005. In: Arbeitsgesetze. München: Beck-Texte im dtv, 67.
Czycholl, R., 2001: Handlungsorientierung und Kompetenzentwicklung in der beruflichen Bildung. In: Bonz, B. (Hrsg.): Didaktik der beruflichen Bildung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 170–186.
Czycholl, R./ Ebner, H. G. (Hrsg.), 1989: Zur Kritik handlungsorientierter Ansätze in der Didaktik der Wirtschaftslehre. Oldenburg: bis.
Dörig, Roman, 2003: Handlungsorientierter Unterricht — Ansätze, Kritik und Neuorientierung aus bildungstheoretischer, curricularer und instruktionspsychologischer Perspektive. Stuttgart/Berlin: WiKu-Verlag.
Ebner, H. G., 2000: Vom Übermittlungs-zum Initiierungskonzept: Lehr-Lernprozesse in konstruktivistischer Perspektive. In: Harteis, C./ Heid, H./ Kraft, S. (Hrsg.): Kompendium Weiterbildung. Aspekte und Perspektiven betrieblicher Personal-und Organisationsentwicklung. Opladen: Leske + Budrich, S. 111–120.
Ebner, H. G./ Czycholl, R., 1990: Handlungsorientierung und Juniorenfirma. In: Sommer, K.-H. (Hrsg.): Betriebspädagogik in Theorie und Praxis. Esslingen: Deugro, S. 265–278.
Essig, O., 1921: Die Berufsschule als Glied der Produktionsschule (Die Lebensschule. Schriftenfolge des Bundes entschiedener Schulreformer, Heft 5). 2. Auflage, Berlin: Schwetschke.
Fischer, H.-P., 1990: Projektausbildung radikal? Zum Lernen durch Projekte im Werk Gaggenau der Mercedes-Benz AG — Grundannahmen, Konzepte, Ausführungsformen. In: Sommer, K.-H. (Hrsg.): Betriebspädagogik in Theorie und Praxis. Esslingen: Deugro, S. 283–299.
Fix, W., 1989: Juniorenfirmen. Ein innovatives Konzept zur Förderung von Schlüsselqualifikationen. Berlin: Erich Schmidt.
Halfpap, K., 1986: Modellversuch Lernbüro. Beiträge zum didaktischen Konzept. Münster.
Heimerer, L./ Schelten, A., 1996: Empfehlungen zur Einführung eines fächerübergreifenden und handlungsorientierten Unterrichts in der Berufsschule. In: Die berufsbildende Schule, 48, S. 314–319.
Heimerer, L./ Schelten, A./ Schießl, O. (Hrsg.), 1996: Abschlußbericht zum Modellversuch „Fächerübergreifender Unterricht in der Berufsschule“ (FügrU), Arbeitsbericht Nr. 274. München: Hintermaier.
Jonassen, D. H./ Rohrer-Murphy, L., 1999: Activity Theory as a Framework for Designing Constructivist Learning Environments. In: Educational Technology: Research and Development, 47,1, S. 61–79.
Kaiser, F.-J. (Hrsg.), 1987: Handlungsorientiertes Lernen in kaufmännischen Berufsschulen. Didaktische Grundlagen und Realisierungsmöglichkeiten für die Arbeit im Lernbüro. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Knoll, M., 1991: Die Projektmethode in der Pädagogik von 1700 bis 1940. Ein Beitrag zur Entstehung und Verbreitung reformpädagogischer Konzepte. Diss.-Universität Kiel.
Knoll, M., 1993: 300 Jahre Lernen am Projekt. Zur Revision unseres Geschichtsbildes. In: Pädagogik, 45, S. 58–63.
Kremer, H.-H./ Sloane, P. F. E., 2000: Lernfelder implementieren — erste Umsetzungserfahrungen lernfeldstrukturierter Curricula. In: Lipsmeier, A./ Pätzold, G. S. 170–182.
Lersch, R., 1988: Praktisches Lernen und Bildungsreform. Zur Didaktik von Nähe und Distanz der Schule zum Leben. In: Zeitschrift für Pädagogik, 34, S. 781–796.
LSW-Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (Hrsg.), 1992: Praxis des handlungsorientierten Unterrichts. Handreichungen für die Metall-und Elektroberufe. Ausgabe Elektroberufe. Soest: Soester Verlagskontor.
Michelsen, U. A./ Hansmann, D., 1993: Handlungsorientierter Unterricht — Renaissance des Arbeitsschulgedankens als Antwort auf Fragen aktueller Arbeitsorganisation? (Beiträge zum beruflichen Lernen, Heft 4, hrsgg. vom Verband der Lehrer an berufsbildenden Schulen und Kollegschulen in NW). Düsseldorf.
Nickolaus, R., 2000: Handlungsorientierung als dominierendes didaktisch-methodisches Prinzip in der beruflichen Bildung. In: Zeitschrift für Berufs-und Wirtschaftspädagogik, 96, S. 190–206.
Pätzold, G./ Klusmeyer, J./ Wingels, J./ Lang, M., 2003: Lehr-Lern-Methoden in der beruflichen Bildung. Eine empirische Untersuchung in ausgewählten Berufsfeldern. Beiträge zur Berufs-und Wirtschaftspädagogik, Band 18. Oldenburg: bis.
Pott, K. F., 1977: Über kaufmännische Erziehung. Ein Quellen-und Lesebuch mit Texten aus Zeitschriften, Broschüren und (Lehr-)Büchern des 18. Jahrhunderts. Rinteln: Merkur.
Preiss, P., 1992: Komplexität im Betriebswirtschslehre-Anfangsunterricht. In: Achtenhagen, F./ John, E. G. 1992 (Hrsg.): Mehrdimensionale Lehr-Lern-Arrangements. Innovationen in der kaufmännischen Aus-und Weiterbildung. Wiesbaden: Gabler, S. 58–78.
Reetz, L./ Beiler, J./ Seyd, W., 1987: Fallstudien Materialwirtschaft. Ein praxisorientiertes Wirtschaftslehre-Curriculum (Bd. 2 der Materialien zur Berufsausbildung, hrsgg. vom Berufsförderungswerk Hamburg). Hamburg: Feldhaus.
Schelten, A./ Glöggler, K., 1992: Fächerübergreifender Unterricht in der Berufsschule: Konzept und Erkenntnisse im Schuljahr 1990/91. München (= Arbeitsbericht Nr. 242, hrsgg. vom Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abt. Berufliche Schulen).
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) (Hrsg.), 2000: Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. Bonn. Stand: 15.9.2000.
Seubert, R., 1993: „Eisen erzieht“. Erinnerungen eines am „deutschesten aller Werkstoffe“ Gestählten. In: Lisop, I. (Hrsg.): Die andere Seite: Profile und Liebhabereien gelehrter Männer. Frankfurt a. M.: G.A.F.B., S. 51–82.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Czycholl, R., Ebner, H.G. (2006). Handlungsorientierung in der Berufsbildung. In: Arnold, R., Lipsmeier, A. (eds) Handbuch der Berufsbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90622-5_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90622-5_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15162-5
Online ISBN: 978-3-531-90622-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)