Harmonisierung, Problemdruck, Kommunikation. Konvergenz in der Agrarpolitik der OECD-Länder, 1986–2004

Auszug

Harmonisierung, vergleichbare Problemlagen und ähnliche Problemwahrnehmungen sowie transnationale Kommunikation gelten in der Forschung zu Politikkonvergenz als einige der wichtigsten sozialen Mechanismen (vgl. dazu Elias 1976: 14 ff.; Mayntz 2004), die eine transnationale Angleichung von Politiken erwarten lassen. Diese Mechanismen sind auch für die Agrarpolitik beschrieben worden. Trotz einer Reihe vergleichender Studien (Moyer/Josling 1990, 2002; Coleman/Grant 1998; Coleman 2001; Davis 2003; Moyer 2004) und den umfassenden Monitoring- und Evaluationsberichten der (1997), 1998c sind die jüngeren Entwicklungen in diesem Politikfeld bisher aber weniger unter dem Gesichtspunkt der Politikkonvergenz als unter politikspezifischen Aspekten diskutiert worden. Dabei stellt die Agrarpolitik für die Ausweitung der empirischen Reichweite der Forschung zu Politikkonvergenz schon auf den ersten Blick ein vielversprechendes Feld dar. Seit den 1980er Jahren lässt sich in den OECD-Staaten eine Abfolge von strukturellen Reformen der jeweiligen Agrarpolitik beobachten. Diese Reformen finden vor dem Hintergrund vergleichbarer Problemlagen statt: steigende Kosten der Marktpreisstützung und anderer öffentlicher Transfers an den Agrarsektor, eine Krise der öffentlichen Haushalte und wachsende Produktionsüberschüsse. Diese Probleme werden jedoch unterschiedlich interpretiert. Während in den USA und den Commonwealth-Ländern das marktliberale Paradigma an Einfluss gewinnt, prägt in Europa zunehmend das Konzept einer multifunktionalen Landwirtschaft, deren nicht marktfähige Leistungen staatliche Unterstützung rechtfertigen, die Politik (Coleman 1998; Skogstad 1998; Greer 2005).