Auszug
„Über die Jahrtausende haben Dämonenglauben und Dämonologien die menschlichen Bedürfnisse nach Einverständnis und Einsicht in die Welt und ihre Gesetze durch Reduktion der unüberschaubaren Komplexität der Wirklichkeit befriedigt.“ (Weber 1999: 48). Phänomene oder Ereignisse, die sich die Menschen nicht erklären konnten, wurden auf das Wirken von Geistern zurückgeführt, auf die man durch geeignete Opfer, Gebete oder andere Rituale glaubte Einfluss nehmen zu können. Im Laufe der Menschheitsgeschichte bildeten sich zunehmend Spezialisten für die Durchführung solcher Zeremonien heraus. Diesen wurde ein enger Kontakt zu den Geistern unterstellt und deswegen eine besondere Fähigkeit, auf sie Einfluss nehmen zu können. Schließlich entstand in fast allen Religionen während der Bronzezeit ein Berufspriestertum. Die Kontaktpflege mit den Geistern wurde pro-fessionalisiert. Priester wurden Experten für die Geisterwelt, d. h. ihnen wurden entsprechende Kenntnisse über die Geister sowie über spezifische Fähigkeiten und spirituelle Kompetenzen, sie gnädig oder ungnädig zu stimmen oder sonst wie ihr Verhalten zu beeinflussen, unterstellt. Priester wurden so auch zu Fachleuten dafür, Erklärungen für bestimmte, den Zeitgenossen unerklärliche Phänomene zu finden. Zu diesen Phänomenen gehören neben anderen auch solche Existenzformen menschlichen Daseins, die den Zeitgenossen irgendwie andersartig, nicht „normal“ vorkamen. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, die unterschiedlichen Erklärungsversuche des vermeintlichen Anders-Seins in den unterschiedlichen kultur- und religionshistorischen Kontexten miteinander zu vergleichen. Dies würde eine eigene und ohne Zweifel hochinteressante Untersuchung erforderlich machen, die hier jedoch nicht geleistet werden kann.
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(2007). Dämonologisch-theologische Erklärungsansätze des Anders-Seins. In: Mythen und Realitäten des Anders-Seins. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90586-0_2
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Online ISBN: 978-3-531-90586-0
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