Auszug
Die Kernfunktionen eines „starken Staates“ liegen in der Gewährleistung der Trias von Sicherheit, Rechtstaatlichkeit und Wohlfahrt.1 Prekäre Staatlichkeit ist in der Regel mit Legitimationsdefiziten staatlicher Institutionen verbunden. Dabei spielt die Erwartungshaltung der Bürger gegenüber ihrem Staat, das subjektive Gefühl von Inklusion oder Exklusion in diesen drei Teilbereichen eine Rolle. Je nach der normativen und in der politischen Kultur wurzelnden Vorstellung dessen, was der Staat zu leisten habe, wird Staatsversagen bei Nicht-Erfüllung bestimmter Funktionen früher oder später angesetzt. Im Laufe der Modernisierungsprozesse des 20. Jahrhunderts sind in Zentralamerika und Kolumbien die Erwartungen der Bürger an den Staat lange Zeit gestiegen, ohne dass der Staat und die politischen Eliten fähig oder willens waren, diese je zu erfüllen und die im Modernisierungsprozess auftretenden Krisen zu meistern. Trotz gegenläufiger Forderungen blieben weite Teile der Bevölkerung von der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen.
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Literature
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Bendel, P., Krennerich, M. (2007). Prekäre Staatlichkeit in Zentralamerika und Kolumbien. In: Weiss, S., Schmierer, J. (eds) Prekäre Staatlichkeit und Internationale Ordnung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90566-2_9
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