Auszug
Eine neue Bedrohung, nur von wenigen vorausgesehen, verdüstert seit geraumer Zeit jene Erwartungen auf eine „Friedensdividende“, die nach dem Ende der bipolaren Blocklogik ins Kraut geschossen waren: die auffallende Zunahme innerstaatlicher kriegerischer Gewalt bei gleichzeitigem Rückgang zwischenstaatlicher Kriege. Mehr als neunzig Prozent aller gewaltsamen Konflikte in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts waren Bürgerkriege. Manche Beobachter und Analytiker interpretierten diese „neuen Kriege“ als Wiederkehr älterer Erscheinungsformen des Krieges, die mit seiner staatlichen Hegung seit 1648 zurückgedrängt worden waren. Wie dem auch sei, jedenfalls stellt innerstaatliche kriegerische Gewalt die internationale Politik vor neue Herausforderungen, auf die sie schlecht vorbereitet ist.
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Literature
P. Bergen, 2005: London Attacks. Look where the Terrorists are from, in: International Herald Tribune vom 9./10.6; N. Busse, 2005: In den Dschihad mit europäischem Pass, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.7.
T. W. Adorno, 1966. Negative Dialektik, Frankfurt a.M. 356 und 362.
S. Sontag, zit. von I. Nagel, 2003: Nur wer sich wandelt, ist vollkommen. Krieg und Frieden im Jahr 2003. Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Susan Sontag, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.10.
Zitiert nach N. Ferguson, 2004: Das verleugnete Imperium. Chancen und Risiken amerikanischer Macht, Berlin. 12.
A. Des Forges, 2002: Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda, Hamburg. S. Power, 2004: A Hero of Our Time, in: New York Review of Books, 18.11. Ihr Beitrag ist gleichzeitig ihr Vorwort zu: R. Dallaire, 2005: Shake Hands with the Devil: The Failure of Humsanity in Rwanda, New York.
N. Ferguson, 2004 Hier zit. nach N. Ferguson, 2004. 89f.
S. Chesterman, 2004: You, the People, The United Nations, Transitional Administration, and State-Building, New York. 21.
Ibid. 41.
R. Paris, 2004: At War’s End. Building Peace After Civil Conflict, Cambridge. 4.
T. Carothers, 1995: Democracy Promotion under Clinton, in: M. Johannsen (Hrsg.) idem (Hrsg.), 2004: Critical Mission. Essays on Democracy Promotion, Carnegie Endowment for International Peace, Washington, D. C. 23–38.
S. Chesterman, 2004 Zit. nach S. Chesterman, 2004. 99.
Exemplarisch M. Ottaway, 2002: Nation Building, in: Foreign Policy, 132, 16–24; M. Ignatieff, 2003: Empire Lite. Die amerikanische Mission und die Grenzen der Macht, Hamburg; die schillernde und verwirrende Bedeutungsvielfalt des Konzepts von „nation-building“ erörtert auch J. Hippler, 2004, in der Einleitung des von ihm herausgegebenen Bandes: Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept für friedliche Konfliktbearbeitung? Bonn, 11–29.
Vgl. dazu meinen Beitrag, 2005: Washingtons „Greater Middle East Initiative“ — eine ernst zu nehmende Vision, in: H.-G. Ehrhart und M. Johannsen (Hrsg.): Herausforderung Mittelost: Übernimmt sich der Westen? Baden-Baden. 30–45.
„Wir glauben, dass Freiheit der Plan der Natur ist; wir glauben, dass Freiheit die Richtung der Geschichte ist“, sagte George W. Bush in seiner Rede zu seiner Irak-Politik in London im November 2003. http://www.whitehouse.gov/news/releases/2003/11/20031119-1.html. Das könnte wörtlich von Thomas Jefferson oder Thomas Paine stammen, deren demokratischer Interventionismus die Amerikanische Revolution als Auftakt zum weltweiten Kampf gegen die Tyrannei verstand und das Land an der Seite der französischen Revolutionäre in die europäischen Kriege führen wollte, was George Washington zu verhindern wusste. Vgl. A. de Tocqueville, 1984: Über die Demokratie in Amerika, München. 262; ferner J.J. Ellis, 2002: Sie schufen Amerika. Die Gründergeneration von John Adams bis George Washington, München. 181ff.
M. van Creveld, 1999: Aufstieg und Untergang des Staates, Berlin. 75ff. und 220ff. sowie W. Reinhard, 1999: Geschichte der Staatsgewalt. Eine vergleichende Verfassungsgeschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart, München. 440ff.
M. Ignatieff, 2003 M. Ignatieff, 2003, 85.
F. Fukuyama, 2004: Staaten bauen. Die neue Herausforderung internationaler Politik, Berlin. 7.
Bericht des UN-Generalsekretärs über die Weiterverfolgung der Ergebnisse des Milleniums-Gipfels, 2005: In größerer Freiheit: Auf dem Weg zu Entwicklung, Sicherheit und Menschenrechten für alle, 21.3, A/59/2005. 4.
D. Diner, 1995: Imperialismus, Universalismus, Hegemonie. Zum Verhältnis von Politik und Ökonomie in der Weltgesellschaft, in: H. Münkler (Hrsg.): Politikwissenschaft. Begriffe — Analysen —Theorien, Reinbek bei Hamburg. 344.
Imperialismus, Universalismus, Hegemonie. Zum Verhältnis von Politik und Ökonomie in der Weltgesellschaft, In: H. Münkler (Hrsg.): Politikwissenschaft. Begriffe — Analysen — Theorien, Reinbek bei Hamburg Ibid. 348f.
So Staatssekretärin Karin Müller auf einer Konferenz der Bertelsmann Stiftung, 2005; Beyond Cold Peace: Strategies for Economic Reconstruction and Post-Conflict Management, Berlin. 7.
J. Janning, ibid. 8.
Vgl. umfassend dazu J. L. Snyder, 2000: From Voting to Violence: Democratization and Nationalist Conflict, New York.
M. Mann, 2005: The Dark Side of Democracy. Explaining Ethnic Cleansing, New York.
D. Diner, 1999: Das Jahrhundert verstehen. Eine universalgeschichtliche Deutung, München.
J. Schell, 2003: Die Politik des Friedens. Macht, Gewaltlosigkeit und die Interessen der Völker, München, 260ff.; H. Münkler, 2005: Imperien. Die Logik der Weltherrschaft — vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Berlin. 235–245.
N. Ferguson, 2004. N. Ferguson, 2004, 82ff; M. Ignatieff, 2003: Empire Lite. Die amerikanische Mission und die Grenzen der Macht, Hamburg; die schillernde und verwirrende Bedeutungsvielfalt des Konzepts von „nation-building“ erörtert auch, 2003. 112.
G. W. Bush, 2003: Freedom in Iraq and Middle East. Rede vom 16.10, http://www.ned.org/events/anniversary/oct1603-Bush.htm.
F. Fukuyama, 2004 F. Fukuyama, 2004. 45.
L. Diamond, 2003: Universal Democracy?, in: Policy Review, Juni, http://www.policyreview.or/jun03/diamond_print.html.
Vgl. dazu noch immer R. Koselleck, 1973: Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt. Frankfurt a.M.
Vgl. etwa G. Ardant, 1975: Financial Policy and Economic Infrastructure of Modern States and Nations, in: C. Tilly (Hrsg.): The Formation of National States in Western Europe. Princeton, New Jersey. 164–242.
M. van Creveld, 1999. M. van Creveld, 1999. 371.
I. Kant, 1985: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, Stuttgart. 30.
A. de Tocqueville, 1984 A. de Tocqueville, 1984. 433.
R. Paris, 2004: R. Paris, 2004. 5ff.
Ibid. 42.
J. L. Snyder, 2000.
R. Emerson, 1967: From Empire to Nation. The Rise of Self-Assertion of Asian and African Peoples, Cambridge, Massachusetts. 70–78.
Ibid. 112.
Ibid. 118.
F. Fanon, 1969: Die Verdammten dieser Erde. Mit einem Vorwort von Jean-Paul Sartre. Reinbek bei Hamburg. 166f. Hervorhebung im Original.
B. Tibi, 1971: Nationalismus in der Dritten Welt am arabischen Beispiel, Frankfurt a.M. 55.
Ibid. 113–188.
K. Marx und F. Engels, 1971: Manifest der Kommunistischen Partei. MEW Bd. 4, Berlin. 466.
T. Schieder, 1991: Nationalismus und Nationalstaat. Studien zum nationalen Problem im modernen Europa, Göttingen.
K. W. Deutsch, 1972: Nationenbildung—Nationalstaat—Integration, Düsseldorf. 36.
Zitiert nach J. Habermas, 1996: Die Einbeziehung des Anderen. Studien zur politischen Theorie. Frankfurt a.M. 160.
K. W. Deutsch, 1972. 36.
F. Ansprenger 1966: Auflösung der Kolonialreiche, dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München. 132. Es ist kein Zufall, dass Frantz Fanon auf Hegels Dialektik von Herr und Knecht zurückgegriffen hat, vgl. D. Claussen, 1982: Die List der Gewalt. Soziale Revolutionen und ihre Theorien, Frankfurt a.M. 201ff.
F. Fanon, 1969 131.
Ibid. 156f.
Ibid. 121f.
Ibid. 115. Jahre später, nach der Epochenwende von 1989, haben Ralf Dahrendorf, Michael Walzer und andere den Ethnonationalismus fast mit denselben Formulierungen als „Rückkehr zu den Stämmen“ kritisiert.
Ibid. 141.
D. Senghaas, 1994: Wohin driftet die Welt? Frankfurt a.M. 53–95; L. Brock, 1975: Entwicklungsnationalismus und Kompradorenpolitik, Meisenheim am Glan.
F. Fanon, 1969. 132.
Ibid. 157.
J. Breuilly, 1999: Nationalismus und moderner Staat, Köln; H. Schulze, 1994: Staat und Nation in der europäischen, München; E. J. Hobsbawm, 1991: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780. Frankfurt a.M. sowie C. Tilly, 1975.
O. Brunner, 1993: Nationalitätenprobleme und Minderheitenkonflikte in Osteuropa. Strategien und Optionen für Europa, Gütersloh; E. Luttwak, 1999: Give War a Chance, in: Foreign Affairs, 78, 6. 36–44.
J. Dobbins, 2003: Nation-Building. The Inescapable Responsibility of the World’s Only Super-power, in: Rand Review Summer. 17–27.
Dazu noch immer J. M. Lepsius, 1990: Interessen, Ideen und Institutionen, Opladen. 232–269; sowie E. Francis, 1965: Ethnos und Demos. Soziologische Beiträge zur Volkstheorie, Berlin.
Ausführlich dazu S. Chesterman, 2004, S. Chesterman, 2004, sowie R. Caplan, 2002: A New Trusteeship? The Inernational Administration of War-Torn Territories, IISS: Adelphi-Paper 341, London, und seinen Beitrag in diesem Band.
M. Johannsen (Hrsg.) 2004: Critical Mission. Essays on Democracy Promotion, Carnegie Endowment for International Peace, Washington, D.C. T. Carothers, 1995, 3
S. Chesterman, 2004. S. Chesterman, 2004. 239.
J. Fischer, 2005. Die Rückkehr der Geschichte. Die Welt nach dem 11. September und die Erneuerung des Westens, Köln. 124.
Das ist einer der Mängel der bereits angeführten Studie von N. Ferguson, 2004. N. Ferguson, 2004.
R. Paris, 2004, R. Paris, 2004. 151–178.
Vgl. etwa M. Ottaway und T. Carothers (Hrsg.), 2000: Funding Virtue. Civil Society Aid and Democracy Promotion, Carnegie Endowment for International Peace, Washington, D. C.
S. Chesterman, 2004, S. Chesterman, 2004; R. Paris, 2004: At War’s End. Building Peace After Civil Conflict, Cambridge. 4.; F. Fukuyama, 2004: Staaten bauen. Die neue Herausforderung internationaler Politik, Berlin. 7.
R. Paris, 2004. R. Paris, 2004.
R. E. Reichardt, 1999: Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Frankfurt a.M. und H. Kaelble, 2001: Wege zur Demokratie. Von der Französischen Revolution zur Europäischen Union, Stuttgart und München.
C. Leggewie, 2003: Ein Empire der Demokratie. in: U. Speck undN. Snaider (Hrsg.): Empire Amerika. Perspektiven einer neuen Weltordnung, München. 204f.
M. Ignatieff, 2003, M. Ignatieff, 2003. 111f.
M. van Creveld, 1999. M. van Creveld, 1999. 371ff. Creveld interessiert ohnehin weniger der Zusammenhang zwischen internationaler Ükonomie und Staaten denn der zwischen Staat und Krieg.
J. Dobbins, 2003: J. Dobbins, 2003. 22.
M. Ignatieff, 2003. Empire Lite. Die amerikanische Mission und die Grenzen der Macht, Hamburg; die schillernde und verwirrende Bedeutungsvielfalt des Konzepts von „nation-Building“ erörtert auch M. Ignatieff, 2003. 112.
M. Mann, 2003: Die ohnmächtige Supermacht. Warum die USA die Welt nicht regieren können, Frankfurt a.M. 314–333.
K.-D. Frankenberger, 2003: Zurück?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.7.
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Schoch, B. (2007). State-Building, Nation-Building und Demokratisierung. In: Weiss, S., Schmierer, J. (eds) Prekäre Staatlichkeit und Internationale Ordnung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90566-2_3
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