Auszug
Staatszerfall kann unterschiedliche Gesichter zeigen. Wie in der Analyse der Einzelfallbeispiele deutlich geworden ist, ist die Vielzahl und gleichzeitige Heterogenität an Ursachen, Akteursmotiven und Lösungsmöglichkeiten fast unübersehbar und bedeutet für die typologisierende Einhegung des Phänomens eine nachhaltige Problematisierung. Erschwerend kommt hinzu, dass der prozesshafte Charakter der staatlichen Desintegration keine Einbahnstraße zu sein scheint. Vereinzelt waren gegenläufige Tendenzen zu erkennen, die weder von externen Akteuren angestoßen noch eindeutig mit internen Faktoren in Zusammenhang gebracht werden können. Mit zunehmender Dringtiefe ist ebenso deutlich geworden, dass ein failed state, also der völlige und irreversible Zusammenbruch staatlicher Strukturen die Ausnahme zu sein scheint. Die daraus erwachsende Komplexität des Phänomens zufrieden stellend zu klären kann niemals Anliegen eines Sammelbandes sein, zumal die Übersichtlichkeit der theoretischen und empirischen Literatur angesichts der Fülle an Publikationen gerade in den letzten Jahren doch erheblich gelitten hat (Schubert 2005, Büttner 2004, Rotberg 2004). Vielmehr sollten grundlegende theoretische Erklärungsmuster und soziologisch beeinflusste Hypothesenbildungen in Relation gesetzt werden zur analytischen und deskriptiven Verortung einzelner herausragender Fallbeispiele. Nichtsdestotrotz ist die hier vorgenommene grundlegende Kategorisierung nicht weniger als ein Versuch, der theoretischen Diskussion um Ursachen und Verlauf staatlicher Desorganisation einen Aspekt hinzuzufügen.
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Klein, M., Straßner, A. (2007). Staatszerfall zwischen regionaler Problematik und Generalisierung. In: Straßner, A., Klein, M. (eds) Wenn Staaten scheitern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90554-9_12
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