Auszug
Der konflikttheoretische Ansatz einer Gesellschaftsanalyse ist älter als der Faschismus. In der Frühen Neuzeit am konsequentesten im kontraktualistischen Paradigma des modernen Naturrechts ausgebildet180, stand er von Anfang an in einem Spannungsbezug zu solchen Gesellschaftskonstruktionen, welche dem monistischen Ansatz der „Politeia“ des Platon folgten. Popper brachte diese Polarisierung mit seiner Konfrontation zwischen den „offenen“ und den „geschlossenen“ Sozietäten auf ihren polemischen Begriff.181 Die Frage, ob bestimmte Varianten der Konflikttheorie auf den Faschismus überhaupt angewendet werden können, stößt daher immer dann auf Bedenken oder auf offene Ablehnung, wenn man ihn im Licht der identifizierenden Totalitarismustheorie interpretiert.182 Ihr zufolge ist von der Prämisse auszugehen, allen totalitären Regimen sei die holistische Tendenz gemeinsam, Konflikte zu perhorreszieren und sie daher gar nicht erst zum Ausbruch kommen zu lassen. Wer also den Kern des Nationalsozialismus gerade in dessen Potenz sieht, nicht nur außen-, sondern auch innenpolitische Konflikte zu generieren, deren Dynamik er in letzter Instanz nicht zu steuern vermochte, muss den Beweis führen, dass zwar die gesellschaftliche Harmonie (z.B. als „Volksgemeinschaft“) das ideologische Ziel des Faschismus war, seine sozio-politische Wirklichkeit aber eher einem „Krieg aller gegen alle“ (Hobbes) glich. Außerdem ist darzulegen, durch welche besondere Qualität die typisch faschistische Konfliktvariante charakterisiert werden kann.
Vgl. Kapitel V, § 1.
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Literatur
Vgl. Euchner 1979, S. 14–42.
Vgl. vor allem Popper 1992.
Machiavelli 1965.
Machiavelli 1925.
Dahrendorf 1972.
Vgl. in diesem Kapitel, S. 79.
Felice 1974, in: Sarti 1974, S. 91 f.
Aquarone 1974, in: Sarti 1974, S. I03 f.
Delzell 1971, S.77.
Aquarone 1974, S. 111.
Vgl. a.a.O., S. 109f.
Vgl. Delzell 1971, S. 64ff.
Vgl.a.a.O., S. 67 ff.
Vgl.a.a.O., S. I78 ff.
Vgl.a.a.O., S. 183 f.
Vgl.a.a.O., S. 67.
Vgl. Kirchner 1983, S.83.
Vgl. Hobbes 1996, S. 173–184.
Otto Kirchheimer, geboren am 11.11.1905 in Heilbronn am Neckar, starb am 22.11. 1965 in New York. Er war Professor für Politische Wissenschaften an der Columbia University, New York. Kirchheimer studierte Jurisprudenz und Sozialwissenschaften in München, Köln, Berlin und Bonn. Von 1934 bis 1942 war er Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung in Paris und New York. In den folgenden Jahren lehrte er an verschiedenen amerikanischen Universitäten Sozialwissenschaften, darunter seit 1961 an der Columbia University. Nach 1945 war er als Leiter und Berater mehrerer amerikanischer Forschungskommissionen tätig (Quelle: Kirchheimer 1981, S. 2).
Vgl. Luthardt 1976, S. 7–31; Saage 1987, S. 177–195; Schäfer 1994, S. 178–181.
Kirchheimer 1967, S. 26.
A.a.O., S. 27.
Kirchheimer 1972, S. 134f.
Kirchheimer 1976, S. 245.
Franz Leopold Neumann wurde am 23.5.1900 in Kattowitz (Polen) geboren; er starb am 2.9.1954 bei Turtmann/Schweiz an den Folgen eines Autounfalls. Als Student nahm er an der Revolution von 1918/19 teil. Anschließend trat er der SPD bei, promovierte 1923 zum Dr. jur. und war von 1925–27 als Lehrer an der Gewerkschaftsakademie tätig. Später wurde er Assistent bei Hugo Sinzheimer. Ab 1928 übte er als Sozius Ernst Fraenkels die Tätigkeit eines Rechtsanwalts aus sowie des Syndikus des Baugewerkbundes. Bis zu seiner Verhaftung im April 1933 SPD-und Gewerkschaftsanwalt, musste er nach England emigrieren. Hier nahm er das Studium der Politischen Wissenschaften und der Soziologie an der London School of Economics auf. Am Institut for Social Research kam es zur Zusammenarbeit mit Harold Laski in New York. Von 1942 bis 1946 Deutschlandexperte in amerikanischen Regierungsstellen, wurde er 1950 Professor für Politische Wissenschaft an der Columbia University New York (Quelle: Neumann 1977).
Vgl. Schäfer 1977, S. 665–675; Saage 1983, S. 135–155; Schäfer 1994, S. 169–181; Bast 1999.
Neumann 1977, S. 16. Die deutsche Übersetzung wurde verglichen mit Neumann 1966.
Vgl. Hobbes 1969.
Neumann 1966, S. 458. Die Übersetzungen stammen von mir, R.S.
Neumann 1977, S. 16.
Neumann 1977, S. 468.
A.a.O., S. 470.
A.a.O., S. 469f.
Martin Broszat wurde am 14.8.1926 in Leipzig geboren; er starb am 14. 10. 1989. Professor für Neue Geschichte an der Universität Konstanz war er zugleich seit 1972 Leiter des Institut für Zeitgeschichte in München und Lehrbeauftragter für Neuere Geschichte in München. Er redigierte die Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte und gilt aufgrund seiner umfassenden Studien über den Nationalsozialismus als einer der besten Kenner des Dritten Reiches (Quelle: Brockhaus Enzyklopädie, 22. Auflage, Bd. 4, S. 24).
Broszat 1986, S. 9.
Broszat 1986, S. 9.
A.a.O., S. 10.
Ebd.
Broszat 1986, S. 13.
A.a.O., S. 17.
A.a.O., S. 24.
A.a.O., S. 28.
Vgl. Weber 1968, S. 151–166.
A.a.O., S. 152.
A.a.O., S. 159.
Broszat 1986, S. 109.
A.a.O., S. 117.
A.a.O., S. 229.
A.a.O., S. 301.
Broszat 1986, S. 286.
A.a.O., S. 269.
A.a.O., S. 162.
A.a.O., S. 168.
A.a.O., S. 169.
A.a.O., S. 323.
A.a.O., S. 325.
Broszat 1986, S. 402.
Hans Mommsen wurde am 5.11.1930 in Marburg geboren. Er war bis zu seiner Emeritierung seit 1968 Prof. für Neuere Geschichte an der Universität Bochum. Seine Arbeitsgebiete umfassen u.a. Geschichte der Arbeiterbewegung und Fragen des Faschismus (Quelle: Brockhaus Enzyklopädie, 22. Auflage, Bd. 15, S. 29).
Mommsen 1981, S. 57.
Vgl. Broszat 1973, S. 592–509; Broszat 1983, S. 52–76.
Mommsen 1981, S. 56.
A.a.O., S. 56f.
A.a.O., S. 57.
A.a.O., S. 59.
Ebd.
A.a.O., S. 66.
A.a.O., S. 67.
Vgl. Broszat 1986, S. 370–375.
Vgl. a.a.O., S. 364–365.
Mommsen 1981, S. 55.
A.a.O., S. 56.
Saage 1983, S. 136.
Mommsen 1996, S. 298.
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(2007). Konflikttheoretische Ansätze einer Faschismusanalyse. In: Faschismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90551-8_4
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