Auszug
Rita Süssmuth erweckt mit ihrer Äußerung den Eindruck, die Medien berichteten seit Jahren hauptsächlich über Frisur und äußere Erscheinung von Angela Merkel und debattierten meist darüber, ob sie als Frau für spitzenpolitische Ämter ebenso geeignet sei wie ein Mann. Ob derart pauschale Aussagen nur eine Vermutung der Bundestagspräsidentin a. D. sind, oder ob sie sich auch auf wissenschaftliche Analysen stützen können, soll im Folgenden hinterfragt werden. Dabei ist unstrittig, dass die Medien über Merkels Frisur und Kleidung berichteten. Doch es gab solche Diskussionen auch über Schröders (nicht) gefärbte Haare oder Stoibers Stottern. Unbestreitbar berichteten die Medien darüber, dass Merkel als erste Frau Vorsitzende einer der beiden großen Volksparteien, Kanzlerkandidatin und Bundeskanzlerin wurde. Fraglich ist jedoch, ob die berühmte Aussage „Die kann das nicht!“, die oft als „eine Frau kann das nicht“ interpretiert wurde, tatsächlich von Journalisten oder doch nur von der SPD formuliert wurde, was nicht weiter verwunderlich wäre, da die Genossen kaum mit dem Argument „Die kann das auch“ in den Wahlkampf ziehen konnten. Bewerten Journalisten Angela Merkel — weil sie eine Frau ist — anders bzw. negativer? Wird sie mehr im Zusammenhang mit so genannten „weichen“ Themen dargestellt? Schreiben die Journalisten tatsächlich vorrangig über Merkels Frisur, Kleidung und Aussehen? Und hat sich die Berichterstattung über Merkel im Laufe der Zeit geändert?
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Koch, T. (2007). Immer nur die Frisur? Angela Merkel in den Medien. In: Holtz-Bacha, C., König-Reiling, N. (eds) Warum nicht gleich?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90540-2_10
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