Auszug
Die in der Folge untersuchten Fallbeispiele einer Moralkommunikation der Macht entstammen zum einen der kontinental-europäischen Tradition wohlfahrtsstaatlich institutionalisierter Solidarität (Kapitel 3.1. bis 3.4.) und zum anderen der liberalen, anglo-amerikanischen Tradition (Kapitel 3.5.). Der Gegensätzlichkeit dieser beiden Denkrichtungen entsprechend, werden dabei jeweils konträre Antworten auf die Frage nach einer staatlichen Verantwortung für das Allgemeinwohl gegeben, je nachdem, wie die Entscheidung zwischen Institutionen oder Intentionen getroffen wird. So kann staatliche Verantwortung für das Allgemeinwohl einerseits als letztinstanzliche, gleichsam residualetatistische Definitionshoheit interpretiert werden, wie es der kontinentaleuropäischen Tradition entspricht, in der die Macht der gesellschaftlichen Partialinteressen für so stark gehalten wird, daß sie vermeintlich der staatlich organisierten Eindämmung bedarf. Andererseits und nur vordergründig paradoxerweise motiviert die Frage nach einer staatlichen Verantwortung für das Allgemeinwohl insgleichen und nicht minder nachhaltig die radikal-libertäre Zuspitzung der anglo-amerikanischen Tradition, die auf eine Moral des Mitleids setzt und den Rückzug des Staates von jedweder Einflußnahme auf sozial-moralische Faktoren propagiert. Diese jeweils unterschiedlichen politischen Konstruktionen sozialer Kohäsion sind folglich genauer in den Blick zu nehmen.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Die Macht der Interessen und die Moral des Mitleids: Fünf Fallstudien zur Moralkommunikation der Macht. In: Moralkommunikation der Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90525-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90525-9_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-531-90525-9
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