Auszug
Das „Hochdruckleben“, welches der englische Arzt William Osler 1910 meinte, war das durch viel Arbeit und hektisches Gewinnstreben geprägte Leben der Londoner Geschäftswelt. Osler stellte damit als einer der ersten Wissenschaftler die These auf, dass „Stress und Belastung“ (ebd. S. 698), die aus der Arbeit resultieren, eine Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen—Angina Pectoris ist ein Krankheitssymptom hierfür—sein könnten und begründete dies mit zahlreichen Beobachtungen, die er in seiner täglichen Praxis gemacht hatte. Heute, fast 100 Jahre nach Oslers Bericht, spricht vieles dafür, dass seine Einschätzung richtig war. Arbeitsbedingte psychosoziale Belastungen sind in jahrzehntelanger Forschung als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von Herzkrankheiten identifiziert worden (Tennant 2000). Dabei betrifft das Problem schon lange nicht mehr nur die Geschäftsleute, als deren Krankheit Herzinfarkte lange Zeit galten (Infarkt als ‘Managerkrankheit’). Heutzutage sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen weit verbreitete Volkskrankheiten, die häufiger in unteren und mittleren sozialen Schichten auftreten als in oberen (Kunst, Groenhof, Mackenbach 1998; Mackenbach et al. 2003). Ein Grund für deren epidemisches Ansteigen könnte eben sein, dass das „Hochdruckleben“ inzwischen alle Schichten der Gesellschaft prägt.
„Ist Angina Pectoris in der Bevölkerung häufiger geworden? Fördert das Hochdruckleben dieser modernen Zeiten die Krankheit?“ William Osler, Lancet 1910, S. 697.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Psychosoziale Arbeitsbelastungen — Grundlagen. In: Arbeit, Stress und krankheitsbedingte Frührenten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90515-0_4
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